Sieht so die Zukunft des Varietés aus? Mit „The Ballroom Revue“ wird der Friedrichsbau zum House-Club mit knallenden Beats und entfesselten Emotionen. Glamourös ist die Party nach der Premiere. Die Aids-Hilfe bittet in dieser Kulisse zur Charity-Gala.
Bei seinem allerersten Besuch im traditionsreichen Friedrichsbau Varieté ist Denis Gugac, der mit seinem glamourösen Zubrovka am Rotebühlplatz und seiner Schatzi-Bar auf dem Cannstatter Wasen zu den prägenden Gestaltern des Stuttgarter Partylebens zählt, völlig begeistert. „Unglaublich spannend“ findet er das Konzept der neuen Show, verschiedene Formen der Kultur zusammenzubringen. „Man hat ja fast das Gefühl, in einem Club zu sein“, sagt er.
Bei „The Ballroom Revue“, die auf dem Pragsattel Premiere feiert, hämmern die Techno-Beats hart und wild. Zur klassischen Varieté-Nummer der Luftakrobatik gesellt sich Subkultur – dann wird mit dem Laserlicht getanzt. Timo Steinhauer, der Direktor des Friedrichsbaus, will mit dieser ungewöhnlichen Inszenierung die Tradition in die Zukunft führen. „Die Show birgt ein Risiko“, sagt er, „aber eben auch eine Chance.“
Sein Ziel ist es, sein Publikum mit mehr jüngeren Menschen zu durchmischen. Für alle Gäste unter 27 Jahren gibt es ein Youngster-Tickets für 22 Euro – in den Genuss von Ermäßigungen kommen also nicht nur Studierende. Clubbetreiber Denis Gugac findet das sehr gut: „Es ist wichtig, bei jungen Leuten das Interesse an kulturellen Themen zu wecken und zu fördern.“
Bunt und turbulent ist’s nicht nur vorn im Scheinwerferlicht – die Premierenparty nach dem tosenden Schlussapplaus im Foyer ist es ebenso, dazu ist sie noch glamourös. Karlin Obiango, die es einst als Kandidatin bei „Germanys Next Topmodel“ zu TV-Ruhm brachte und heute als Model arbeitet, feiert mit ihrer Schwester Caviar Obiango, ebenfalls Model, im Foyer das direkt von der Bühne kommende Ensemble. Die Ballroom-Show habe ihr so gut gefallen, sagt Karlin Obiango, weil eine wichtige Botschaft dahinter stehe: „Lebe die Liebe!“
Auch DJane Alegra Cole ist voll des Lobes. „Diese Show ist viel moderner als das, was wir zuletzt gesehen haben“, sagt sie, „und die Musik ist super.“ Am 3. Dezember wird Alegra Cole zurück in den Friedrichsbau kommen. An diesem Abend legt sie bei der Charity-Gala auf, mit der die Stuttgarter Aidshilfe in der Kulisse des Ballrooms den Auftakt der Feierlichkeiten zur ihrem 40-jährigen Bestehen startet. Einen Ball mit roter Schleife in der Alten Reithalle gibt es diesmal nicht, Moderator Jürgen Hörig führt diesmal im Varieté durch die Spendennacht mit Auszügen der neuen Ballroom-Revue.
Die neue Show, findet Moderator Mustafa Göktas, der auch als Model arbeitet, ist „gewagter als sonst, genauso so, wie Varieté sein muss“. Es gefällt ihm, „dass Altes neu auflebt“. Die Botschaft sei, dass man „Liebe in die Welt“ entsenden sollte und „jeder so gut ist, wie er ist“. Der Autor Robin K. Bieber freut sich über eine „coole Show“. Gut gemacht sei es, bei aller Akrobatik und guter Musik Emotionen und Lebensweisheiten zu vermitteln. Damit biete das Friedrichsbau Lebenshilfe, wie er dies mit seinem neuen Buch „Key to Freedom“ machen will.
Und der Schlagersänger Damiano Maiolini („Voice of Germany“) sagt: „Die Show steckt voller Überraschungen und ist eine interessante Inszenierung von unterschiedlichen Emotionen, Hindernissen und Lebensabschnitten.“ Sein „absolutes Highlight“ ist die „Duo-Akrobatik am Ring mit dem Nebel und den Scheinwerfern“. Dies sei ein unfassbar schöner Moment, total einzigartig in Szene gesetzt“, findet der 33-Jährige, dessen Single „Wer nicht auf Liebe setzt, verliert“ gerade erst erschienen ist.
Geht die Rechnung dieser ungewohnten Inszenierung auf? Sind die Alten offen für Neues und strömen die Jungen? Bevor die Nachtschwärmer in die Clubs gehen, können sie in „The Ballroom Revue“ magisch vorglühen. Was bei der Premierenparty zu hören ist: In Stuttgart sei nicht nur die Oper etwas anders, auch das Varieté sei höchstlebendig, fast revolutionär für die alte Kunst, die damit frisch und spannend bleibe. Viele bekannte Gesichter der Stuttgarter Kulturszene feiern mit, weshalb die Premiere auch zur Börse von Neuigkeiten und Plänen wird.