Die Macher des Schwabenparks blicken auf eine erfolgreiche Saison zurück. Im kommenden Jahr wollen sie zwei neue Besuchermagnete realisieren – davon eine Weltneuheit.
Der große Parkplatz ist verwaist, die Kassen sind geschlossen. Wo sich im Sommer zig Autos aneinanderreihen und die Besucherströme durch die Drehkreuze in den Vergnügungspark geschleust werden, herrscht seit Anfang November gähnende Leere. Es ist still geworden im Schwabenpark: Nichts bewegt, nichts dreht sich, nichts rattert, knattert, blinkt und leuchtet. Fast so, als habe einer den ganz großen Stecker gezogen und den rund 70 Fahrgeschäften und Attraktionen ihren Saft abgedreht.
Fast, denn der Schein trügt: Hinter den Kulissen wird emsig geschafft. Wie die Heinzelmännchen ist eine Schar Handwerker dabei, alle Anlagen und ihr Zubehör wieder auf Vordermann zu bringen. Techniker demontieren Wagen, prüfen Gleise, Radsätze und sonstige Verbindungen, tauschen Verschleißteile aus und montieren wieder alles zusammen. Elektriker ersetzen Birnen, Stecker und Kabel, Gärtner schneiden Büsche, Hecken und Bäume. Die Maler und Lackierer sorgen mit Sprühdose und Pinsel für einen neuen Look, verpassen den Buden, Booten und Bahnen einen neuen Anstrich, damit zur Eröffnung am 1. April alles schön glänzt.
Früher ein Safari-Park mit Löwen, Tiger und Elefanten
Seit dem Jahr 1972 gibt es den Vergnügungspark im Welzheimer Wald. Seinerzeit gegründet als kleiner „Safari-Park“, mit wilden Tieren wie Löwen, Tigern und Elefanten, hat er sich längst zum großen Familienpark mit diversen Achter- und Wildwasserbahnen gemausert. Statt wilder Tiere setzt die Gründerfamilie Hudelmaier in zweiter und dritter Generation auf Fahrgeschäfte und Attraktionen für Familien mit kleinen Kindern. „Wir haben zwar noch Alpakas und Ziegen im Streichelzoo, aber Shows mit Wildtieren gehören seit Ende 2017 der Vergangenheit an“, sagt Unternehmenssprecher Marcel Bender. Der letzte Tiger starb 2021 im Alter von 17 Jahren. Auch Affenshows gibt es keine mehr. Von einst 48 Schimpansen lebten noch 21 Exemplare in Gehegen. „Ihr Bestand wird seit Jahren auf natürliche Weise und durch Geburtenkontrolle reduziert.“
Zuwächse hingegen verzeichnet der Schwabenpark bei den Besucherzahlen, wie Bender berichtet: „2022 haben wir unser 50-Jahr-Jubiläum gefeiert, da wurden bis zum Saisonende mehr als 15 000 Jahreskarten verkauft“, sagt er. Rekord. Genaue Besucherzahlen mag Bender nicht nennen, sie lägen jedoch weit über 200 000 in diesem Jahr.
2022 war großes Parkjubiläum
Die meisten Besucher kommen aus der Region und einem Umkreis zwischen 50 und 100 Kilometern. Die besonderen Fahrgeschäfte wie „Force One“ oder „Wilde Hilde“ zögen als Weltneuheiten Freizeitpark-Fans von weit her an, beispielsweise aus den USA, aus China und Australien. Beliebt sei auch die neue, rund 500 Meter lange Familien-Hängeachterbahn „Hummel Brummel“, bei der man die Geschwindigkeit per Steuerknüppel selbst bestimmen kann. „Das war eine weitere große Investition in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro“, sagt der Sprecher.
Sicher nicht die letzte Anschaffung: Zum Parkjubiläum 2022 wurde eigens ein 14 Meter hoher Turm in Form eines Heißluftballons mit innen liegendem Kletternetz errichtet, den die Kinder über Strickleitern und Seile erreichen können. Und wo einst der Tiger „Sam“ seine Runden zog, gibt es seit diesem Jahr das gleichnamige Café für mehr als 100 Gäste. Wer gleich am Park übernachten will, kann sich seit 2017 ganzjährig in eines von sechs kanadischen Blockhäusern einmieten. Sechs weitere Häuser seien bestellt.
Hubseilturm „Hubertus“
Zwei größere Attraktionen für die Saison 2023 sind ebenfalls in Arbeit: Zum einen der etwa acht Meter hohe Hubseilturm „Hubertus“, den man „in Gondeln und mit etwas Muskelschmalz selbst erobern“ können soll, wie Bender beschreibt. Fürs Fundament werde derzeit gebuddelt und betoniert. Zum anderen soll im zweiten Halbjahr 2023 eine weitere, noch größere, ja sogar Weltneuheit eröffnet werden. Um was es sich da genau drehe, sei streng geheim, bittet Bender um Verständnis. Er verrät nur den Titel: „Hans Dampf – die total verrückte Abenteuerreise“.
Viel Rauch um nichts? Man wird sehen. Im Schwabenpark jedenfalls wird nicht nur in Fahrgeschäfte investiert, sondern auch in die Infrastruktur: „Im kommenden Jahr wollen wir 50 Prozent unseres Stromes durch Solarmodule selbst produzieren, spätestens 2025 sollen es durch weitere Elemente 100 Prozent sein.“
Zweiter Standort gesucht
Nicht jeder Plan sei von Erfolg gekrönt, sagt Bender. So wurde das Vorhaben auf Eis gelegt, am Freizeitgelände eine größere Halle für Indoor-Veranstaltungen zu errichten. Der Neubau hätte zum Jubiläum fertig sein sollen, sei wegen „diverser Widerstände“ aber nicht realisiert worden. Überdies habe man mehrere Hektar Ackerflächen für eine Erweiterung des Freizeitparks erworben. Was dort passieren soll, sei „noch nicht konkretisiert“. Die Expansionsbestrebungen der Firmenchefs beschränken sich übrigens nicht nur auf ihr Areal in Kaisersbach. Bender: „Wir sind seit längerer Zeit auf der Suche nach einem zweiten Standort in Baden-Württemberg für einen kleineren Freizeitpark.“ Mehrere Gemeinden hätten sich schon gemeldet und Flächen angeboten. „Es war aber noch nicht das Passende dabei.“