Waldheim bedeutet Spiel und Spaß mit Gleichaltrigen. Foto: privat/Brigitte Hess

In diesem Sommer könnte es endlich wieder Ferienfreizeiten ohne Einschränkungen geben. Doch die Anmeldungen in Stuttgart fallen verhalten aus. Sorgen machen sich manche Waldheimleitende aber aus anderen Gründen.

Unbeschwert mit Gleichaltrigen die Freizeit verbringen – das war in den vergangenen Pandemiejahren für Kinder nur eingeschränkt möglich. In den Sommerferien bieten die Waldheime nun wieder die Möglichkeit dazu. Doch ein Blick auf die Homepage der Kinder-Stadtranderholung zeigt: Einen großen Ansturm gibt es bisher noch nicht. In fast allen der 30 Ferienwaldheime sind noch Plätze frei.

So auch im katholischen Waldheim St. Antonius in Zuffenhausen. „Wenn sich weniger Kinder anmelden, ist das nicht so tragisch“, findet Roland Grühn, der das Waldheim bereits seit 20 Jahren leitet und dementsprechend schon viele Sommer-Freizeiten miterlebt hat. Von der im vergangenen Jahr schwärmt er regelrecht – trotz, oder gerade wegen der Einschränkungen. „Wir hatten 40 Prozent weniger Kinder als vor der Pandemie – das hat es gemütlicher gemacht. Man konnte sich mehr auf die Kinder einlassen.“

Dass auch in diesem Jahr die Anmeldezahlen bislang noch verhalten ausfallen, sorgt ihn nicht. „Ich ziehe aus den vergangenen zwei Jahren Positives und habe gelernt: sich stressfreier in der Natur zu begegnen, war sehr schön.“ Für die Freizeit in den ersten beiden Sommerferienwochen haben sich bisher 50 Kinder angemeldet. Für den zweiten Abschnitt melden sich traditionell weniger Kinder an. „Das ist kein intensiver Einbruch, aber es sind schon weniger Anmeldungen als früher“, sagt Grühn. Ähnlich wie 2021 setzen wohl manche Eltern auf andere Betreuungsmöglichkeiten, weil ihnen die Situation noch zu unsicher ist, vermutet er. Denn obwohl es danach aussieht, dass die Waldheime in diesem Jahr weitgehend ohne Einschränkungen öffnen dürfen, kann sich daran auch noch etwas ändern.

Es fehlt an qualifiziertem Küchenpersonal

In diesem Jahr will man im Zuffenhäuser Waldheim noch mit angezogener Handbremse fahren und maximal 100, statt wie bisher etwa 170 Kinder, aufnehmen. Das liegt aber vor allem daran, dass es an qualifiziertem Küchenpersonal fehlt. „Gutes Essen in der Gemeinschaft gehört zum Waldheim-Erlebnis dazu. Aber es wird schwieriger, Ehrenamtliche für die Arbeit in der Küche zu finden“, so Grühn. Ehrenamtliche Betreuende für die Kinder habe er dagegen genügend.

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Im evangelischen Waldheim Lindental in Weilimdorf gibt es aktuell etwa 30 Prozent weniger Anmeldungen als vor der Pandemie. „Im vergangenen Jahr herrschte Chaos, da mussten wir 100 Kindern absagen“, erklärt Leiter Guido Dieringer. Das sei nicht schön gewesen. Er gehe davon aus, dass die Eltern aufgrund dieser Erfahrung nun erst noch abwarten oder sich nach anderen Betreuungsmöglichkeiten umgesehen haben. Eine Platzzusage bekommen die Eltern nämlich erst im Mai – später als sonst. „Viele fragen schon nach einer Zusage. Sie wollen natürlich planen. Aber wir müssen die Coronalage abwarten“, erklärt Dieringer. Er gehe jedoch davon aus, dass er in diesem Jahr wieder 260 bis 300 Kinder pro Sommerfreizeit begrüßen darf. „Unser Küchenpersonal wünscht sich, dass es maximal 260 Kinder werden.“ Denn auch im Lindental fehle es an Ehrenamtlichen in der Küche, ebenso wie an Betreuenden für die Mädchen und Buben. „Ich habe einen festen Stamm von 20 bis 30 Mitarbeitern. Gebraucht werden allerdings 40 bis 50.“ Doch Dieringer ist zuversichtlich: „Wir haben es immer hingekriegt.“

Die Waldheimzeit mit Gleichaltrigen tut den Kindern gut

Unter welchen Bedingungen die Freizeiten im evangelischen Waldheim Feuerbachertal in diesem Sommer stattfinden können, wird sich Jugendreferent Manuel Bauschert in den kommenden Wochen mit seinem Team noch überlegen. „Wir wollen schließlich nicht, dass es zu Coronafällen kommt“, sagt er. Bei ihm sind rund 200 Anmeldungen für die erste Freizeit eingegangen, 100 Plätze hätte er noch zu vergeben. „Da ist noch Luft nach oben“, sagt er. Im vergangenen Jahr habe er gemerkt, wie gut es den von der Pandemie gebeutelten Kindern getan habe, mit Gleichaltrigen zu spielen. „Viele Eltern haben uns die Rückmeldung gegeben, wie dankbar sie waren, dass das Waldheim trotz allem stattfinden konnte.“

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Bei den AWO-Waldheimen in der Stadt sind nur etwa die Hälfte der verfügbaren Plätze inzwischen vergeben. Dort sucht man nach einem Generationenwechsel noch händeringend nach Ehrenamtlichen für die Betreuung der Kinder.

Auch wenn die Waldheimleitungen Positives aus den Pandemiejahren ziehen können, wollen sie nun vor allem ihren Betreuungsauftrag erfüllen. Für die Eltern ist es schließlich wichtig, ihren Nachwuchs auch in den Ferien gut versorgt zu wissen. „Wir wollen den Spagat schaffen und dem bestehenden Bedarf gerecht werden, ohne ein überfülltes Waldheim zu haben“, bringt es Roland Grühn auf den Punkt.

Infos zu den freien Plätzen sowie zur Mitarbeit bei Kinderbetreuung oder in den Küchen gibt es unter www.waldheime-stuttgart.de.