Die A 81 nahe Mundelsheim ist bekannt dafür, dass es dort häufig kracht. Das bekommt auch die Feuerwehr des 3500-Einwohner-Dorfes zu spüren. Die Einsatzkräfte sprechen sich für ein Tempolimit auf dem kurvenreichen Abschnitt aus.
„Die Einsätze bei Nacht und Regen sind auf der Autobahn besonders heftig“, sagt Alexander Link. Er ist einer der beiden stellvertretenden Kommandanten der Mundelsheimer Feuerwehr und weiß, wovon er spricht. Denn dann ist die Gefahr für die Mannschaft wegen der schlechten Sicht besonders hoch.
Die A 81, die an dem kleinen Ort vorbeiführt, ist ohnehin dafür berüchtigt, dass es dort häufig kracht. Und dass es dort keine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt, was viele dazu verleitet, das Gaspedal durchzudrücken – vor allem in Fahrtrichtung Stuttgart. Eine Höchstgeschwindigkeit an der Stelle wäre aus Sicht von Kommandant Dennis Wägerle wünschenswert, denn „das ist mit Abstand die wohl kurvenreichste Strecke in der Region und trotzdem die einzige ohne Tempolimit“, aber die Entscheidung darüber liege anderswo. Dass die Autobahn ständig hoch und runter führt, macht das Ganze auch noch unübersichtlich. „Ich hab schon einen unserer Pylonen fliegen sehen“, berichtet Wägerle, und Tobias Fink, Zugführer und stellvertretender Gruppenführer, ergänzt: „Einmal auch die Bremsscheibe eines Lkw.“
Damit alle Einsatzkräfte wieder heil nach Hause kommen, beugen sie so weit wie möglich vor. „Wir nehmen uns schon auch mal raus, die Autobahn dichtzumachen, wenn es zu gefährlich ist“, sagt Fink. Über diese Absicherung sei auch die Polizei schon oft sehr froh gewesen. Anfeindungen durch die so gestoppten Autofahrer hielten sich in Grenzen, ergänzt Link. Nur ab und zu frage mal jemand entnervt, wann es denn endlich weitergehe, auch die eine oder andere rüde Geste sei mit dabei.
Verfügbarkeit tagsüber ist schwierig
Für die Feuerwehr des 3500-Seelen-Ortes ist die Zuständigkeit für den Teilbereich der Autobahn eine Herausforderung. Etwa 40 Prozent der Einsätze, sagt Wägerle, gingen auf das Konto von Verkehrsunfällen auf der A 81. Und das Team umfasse nur knapp fünfzig aktive Einsatzkräfte, die zudem vor allem bei Tag kaum verfügbar seien, weil sie teils lange Wege von der Arbeit hätten. Das sei dann immer eine Abwägungssache, ob ein Kommen sinnvoll sei oder nicht; man sehe das meistens schon an der Alarmdepesche. Bewältigen lasse sich die Aufgabe nur dank der guten Zusammenarbeit mit den anderen Feuerwehren im Umkreis.
So kommen regelmäßig Kräfte aus Großbottwar, das ebenfalls in der Nähe der Autobahn liegt, zur Unterstützung. „Die sind dank einiger Bauhofmitarbeiter in der Feuerwehr auch tagsüber gut aufgestellt, bei uns ist das leider nicht der Fall“, so der Kommandant. Wenn es um Baustellen gehe, habe man auch gute Kontakte nach Ilsfeld, und wenn im Ort Hilfe benötigt wird, eilen Einsatzkräfte aus Hessigheim zur Unterstützung herbei. Auch über die Leitstelle könne man jederzeit weitere Hilfe anfordern.
Tödliche Unfälle sind seltener geworden
Das ist bei der Zahl der Einsätze im Ort und auf der Autobahn auch unverzichtbar. 53 waren es insgesamt im letzten Jahr, wobei es auch vorkam, dass die Feuerwehr viermal an einem Tag ausrücken musste oder ein Einsatz über mehrere Stunden ging. In diesem Jahr, schätzt Wägerle, werde man wohl auf 60 Einsätze kommen.
Immerhin: Dank der immer moderneren Autos seien die Unfälle meistens nicht mehr so schwer wie noch in früheren Jahren, sagt Link. Dass Menschen eingeklemmt würden und beim Zusammenstoß schwer oder gar tödlich verletzt würden, komme nicht mehr so oft vor. Ausschließen kann man so etwas aber nie.
Doch wie verkraftet man das? „Die Menschen auf der Autobahn kennt man normalerweise nicht, das ist in unserem kleinen Ort natürlich anders und die Betroffenheit deshalb unterschiedlich groß“, sagt Alexander Link. Trotzdem mache er sich als junger Familienvater natürlich Gedanken, wenn auf der Rückbank eines Unfallfahrzeugs ein Kindersitz sei. Schon in der Grundausbildung gehöre das Thema Seelsorge mit dazu. Notfallseelsorger seien oft schon an der Unfallstelle oder man säße nach dem Einsatz, bei Bedarf auch noch Tage später, mit ihnen zusammen und könne über das Erlebte reden. „Die Nachsorge im Landkreis ist wirklich gut“, lobt Dennis Wägerle.
Die Führungskräfte achteten auch darauf, dass man nicht gleich beim ersten Einsatz ganz vorne mit dabei sei. Nicht jeder müsse alles sehen, bringt es Sebastian Widmaier auf den Punkt. Und: „Jeder geht anders damit um, der eine muss reden, der andere eher nicht“, sagt Wägerle. Man kenne auch die Fähigkeiten und Belastbarkeiten der Teammitglieder und setze sie entsprechend ein.