Abergläubische Menschen sind heute besonders vorsichtig – schließlich gilt Freitag, der 13. als schwarzer Tag. Aber passieren wirklich mehr Unglücke als sonst? Was die Versicherer dazu sagen.
Stuttgart - Wer abergläubisch ist, geht heute nur aus dem Haus, wenn er unbedingt muss – und wenn, dann mit einem ganz besonders mulmigen Gefühl in der Magengegend. Denn ein Blick in den Kalender verrät, dass heute Freitag, der 13. ist – und der gilt schließlich im Volksglauben als Unglückstag. Da ist dann natürlich besondere Vorsicht geboten. Für 82 Prozent der Deutschen steht die 13 als Unglückszahl eindeutig fest, zeigt eine Umfrage der Gothaer Versicherung zum Thema Aberglauben.
Auf den ersten Blick scheint an der negativen Aura vom Freitag, dem 13. wirklich etwas dran zu sein: Jedes Jahr gibt es mindestens einen und höchstens drei Freitage, die auf einen 13. fallen. An diesen Tagen liegt die Zahl der Krankmeldungen laut einer Auswertung der Kaufmännischen Krankenkasse bis zu fünf Mal so hoch wie im Monatsdurchschnitt. Doch ob die Betroffenen an den vermeintlichen Unglückstagen wirklich krank wurden, frühmorgens die Treppe herunter fielen, sich beim Rasieren schwer verletzten oder aber den schwarzen Freitag doch lieber vorbeugend im Bett verbringen wollten, verrät die Statistik nicht.
Freitag, der 13. birgt nur scheinbar ein höheres Risiko
Ein Blick in die Schadensstatistiken der Versicherungswirtschaft jedenfalls gibt Anlass zu der Vermutung, dass die Krankmeldungen auf präventives Im-Bett-Bleiben zurückgehen könnten. Einen Beleg für eine Schadenshäufung an den vermeintlichen Unglückstagen findet man dort nämlich nicht. „Statistisch lässt sich keine Zunahme von Unfällen feststellen“, erklärt Jörg von Fürstenwerth, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft. „Der Freitag, der 13. birgt somit nur ein scheinbar höheres Risiko.“
Das bestätigt die Gothaer Versicherung nach einer Auswertung ihrer Schadensstatistik: „Durchschnittlich haben sich in den vergangenen beiden Jahren an Freitagen ohne die Berücksichtigung von Schäden durch Naturereignisse im Privatkundenbereich 581 Schäden ereignet“, erklärt Tobias Eichholz vom Schaden-Controlling des Kölner Versicherers. An den beiden vergangenen Unglücks-Freitagen – dem 13. Januar 2017 und 13. Juni 2016 – verzeichnete die Gothaer 583 beziehungsweise 615 Schäden. „Das liegt zwar minimal über dem Durchschnitt, von einer auffälligen Schadenshäufung an diesen Tagen zu sprechen, würde aber deutlich zu weit führen“, sagt Eichholz.
Vielleicht bleiben abergläubische Menschen lieber zuhause
Die Zurich Versicherung blickt in ihrer Auswertung sogar noch weiter zurück: Sie hat sich alle auf einen Freitag fallenden Monats-Dreizehnten seit 2009 angeschaut und kommt zu dem Ergebnis, dass es an diesen vermeintlichen Unglückstagen sogar rund zehn Prozent weniger Schäden gibt als gewöhnlich. Insgesamt gesehen sei zwar der Freitag mit durchschnittlich knapp 2100 Schadensmeldungen der schadenreichste Tag der Woche – im Durchschnitt erreichen den Versicherer gut 2000 Schadensmeldungen am Tag. Doch ausgerechnet an jenen Freitagen, die auf den 13. fallen, sind die Schadensmeldungen am geringsten. Lediglich rund 1900 Schäden wurden im Schnitt an Freitagen, den 13. gemeldet.
Die Techniker Krankenkasse (TK), die dem Freitag, den 13. vor fünf Jahren eine ganze Studie widmete, kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. 1430 Unfälle registrierte die Kasse demnach im Schnitt an Freitagen, die auf einen 13. fallen – sechs weniger als an anderen Freitagen. Einen Erklärungsversuch liefert die TK gleich mit: Vielleicht seien abergläubische Menschen an dem Tag aus Angst, dass ihnen etwas zustoßen könnte, besonders vorsichtig und deshalb passiere auch weniger.
Freitage sind im Verkehr übers Jahr gesehen besonders unfallträchtig
Im Gegensatz zu vermeintlichen Unglückstagen beeinflusst hingegen das Wetter die Anzahl der Schäden ganz erheblich. „Naturgewalten wie Stürme, Gewitter oder Hochwasser verursachen in nur wenigen Stunden eine immense Anzahl an Schäden“, sagt Gothaer-Experte Eichholz. So hat beispielsweise Sturmtief Paul alleine am 22. Juni dieses Jahres mit Orkanböen, Hagel und heftigen Gewittern in ganz Deutschland 3295 Schäden bei Privatkunden des Kölner Versicherers verursacht und damit gut fünf Mal so viele wie an den jüngsten Monats-Dreizehnten, die auf einen Freitag fielen.
Auch der ADAC verzeichnet am Freitag, den 13. keine erhöhten Unfall- und Pannenzahlen. Allerdings seien Freitage übers Jahr gesehen besonders unfallträchtig, heißt es bei dem Automobilclub. Der Grund dafür ist allerdings ein ganz profaner: Freitags sind nämlich die Straßen auch viel voller als sonst. Fernpendler fahren an diesem Wochentag nach Hause, Urlauber starten in die Ferien – und wo mehr los ist, kann auch mehr passieren. Mitunter ist auch Alkohol im Spiel, wenn Autofahrer nach dem After-Work-Bier nach Hause wollen. In solchen Fällen ist das Unglück dann selbst verschuldet und hat nichts mit dem Kalender zu tun.