Das Freilichtmuseum in Beuren kämpft – gegen Corona und um Besucherzahlen. Neue Marketingstrategien und altbewährte Konzepte sollen die Einrichtung durch schwierige Zeiten bringen.
Kreis Esslingen - In einem orangefarbenen Halbkreis prangt die angedeutete, stilisierte Zahl Sieben mit dem kleinen Textzusatz „im Süden“. Dieses Logo ist Teil einer Imagekampagne der sieben ländlichen Freilichtmuseen in Baden-Württemberg. Sie haben sich zur Arbeitsgemeinschaft „7 im Süden“ zusammengeschlossen, zu der auch das Freilichtmuseum Beuren als Museum des Landkreises Esslingen für ländliche Kultur gehört. Im Marketing setzen die Einrichtungen auf neue Instrumente, und auch im Kampf um Besucherzahlen und gegen Corona fahren die Kulturmacher aufgepeppte Konzepte auf. Mit Erfolg, wie die Verantwortlichen im Rahmen einer Pressekonferenz in Beuren verkündeten. Trotz der Pandemie seien die Einrichtungen weiterhin erfolgreich. Stefan Bär, der Landrat von Tuttlingen und gleichzeitig Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft „7 im Süden“, nannte die Museen „Leuchttürme“ und „Anker“.
Starker Besucherrückgang
Diese Leuchttürme strahlen zwar noch, aber längst nicht mehr so hell wie in Vor-Pandemie-Zeiten, und auch ihre Verankerung in der Bevölkerung hat coronabedingt nachgelassen. In allen sieben Einrichtungen wurden bis Ende Oktober dieses Jahres 310 000 Besucher gezählt. Laut Stefan Bär ist das ein Plus von 49 000 Gäste gegenüber dem Jahr 2020. Allerdings sei ein starker Rückgang im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren zu verzeichnen, in denen im Durchschnitt 700 000 Menschen den Weg in die Museen fanden. 2019 etwa lag die Anzahl der Gäste noch bei 670 000 Personen. Um 40 bis 50 Prozent seien die Besucherzahlen auch im Freilichtmuseum Beuren gesunken, bestätigt dessen Leiterin Steffi Cornelius. Im Vorjahr wurden in ihrem Hause gut 30 000 Gäste registriert. Allerdings habe die Einrichtung 2020 zwei Monate später geöffnet, Veranstaltungen mussten gestrichen werden, Coronaregeln und die Angst vor einer Ansteckung hätten viele Menschen abgeschreckt.
Hohe Corona-Disziplin
Trotz Corona als Kulturschreck heben die Verantwortlichen den hohen Beitrag ihrer Einrichtungen zur außerschulischen Bildung, als pädagogische Wissensvermittler, als Multiplikatoren von Landesgeschichte hervor. „So haben im Vorjahr weit über 17 000 Schüler mehr als 2000 Angebote in unseren Museen wahr genommen“, betonte Stefan Bär. Ungefähr 19 000 Personen seien bei Führungen und Aktionen in allen sieben Einrichtungen mit dabei gewesen. Die Corona-Disziplin unter den Besuchern bezeichnet Steffi Cornelius als sehr hoch. Die Gäste zeigten großes Verständnis und eine ausgeprägte Bereitschaft zum Einhalten der Hygienevorschriften: „Allerdings werden besonders Vorsichtige auch nicht in unsere Museen kommen.“ 2 G sei der Spitzenreiter. Das Gros der Menschen sei geimpft oder genesen. Nur etwa fünf Prozent legten in Beuren einen negativen Coronatest vor. Durch steigende Inzidenzzahlen und eine Verschärfung der Vorschriften müsse seit dieser Woche bei Ungeimpften und Nicht-Genesenen ein PCR-Test verlangt werden. Das neue Publicity-Konzept der Freilichtmuseen im Land startet ebenfalls in eine Testphase, und die Einrichtungen stellen sich selbst auf den Prüfstand. Nach Angaben von Stefan Bär wurde ein aktuelles Corporate Design mit dem fetzigen Logo ausgetüftelt, eine neue Infobroschüre erstellt und eine überarbeitete Webseite kreiert, die in Kürze an den Start gehen soll. Steffi Cornelius kündigt zudem eine groß angelegte Besucherbefragung für das kommende Jahr an. Alle zehn Jahre würden die Freilichtmuseen im Land ihre Gäste um ihre Meinung bitten. Besucher würden stichprobenartig und gezielt herausgesucht, um Fragen zu den Einrichtungen zu beantworten. Mit Hilfe der Ergebnisse wolle man zukunftsfähig werden, die Weichen für die kommenden Jahre stellen und Erkenntnisse für eine Besucherorientierung gewinnen.
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Die Besucher sind gefragt
Die nähere Zukunft kann sie dagegen nicht vorhersagen. Die Abschlussarbeiten zum Saisonende am Sonntag, 7. November, sind gerade am Laufen. Die Planungen für das Folgejahr stünden noch bevor. Daher kann die Museumschefin noch nichts zu Ausstellungen, Veranstaltungen oder Sonderaktionen im Freilichtmuseum Beuren bekannt geben. Trotz Corona seien 2021 aber einige erfolgreiche Events über die Bühne gegangen. Das Mostfest, sonst eher eine untergeordnete Größe im Veranstaltungskalender, wurde wegen seines Open-Air-Charakters ausgedehnt, ausgebaut und ausgeschmückt.
Gut angenommen hätten die Freunde des Museums auch einen evangelisch-katholischen Picknick-Decken-Gottesdienst. Auf den benachbarten Streuobstwiesen konnten die Besucher auf selbst mitgebrachten Sitzunterlagen und mit eigens gerichteten Speisekörben coronakonform zusammenkommen. Die sieben Freilichtmuseen im Land wüssten aber wohl, dass sie sich vor Corona weiterhin in Acht nehmen müssen.
Die ländlichen Freilichtmuseen im Land
Die 7 im Süden
Zu der Arbeitsgemeinschaft gehören sieben Freilichtmuseen in Baden-Württemberg: das Odenwälder-Freilandmuseum Walldürn-Gottersdorf, das Hohenloher Freilandmuseum Schwäbisch Hall-Wackershofen, das Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof Gutach, das oberschwäbische Museumsdorf Kürnbach, das Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck, das Bauernhaus-Museum Allgäu-Oberschwaben in Wolfegg sowie das Freilichtmuseum Beuren als Museum des Landkreises Esslingen für ländliche Kultur. In allen sieben Museen sind insgesamt 210 Gebäude aus sieben Jahrhunderten zu sehen. Das Land Baden-Württemberg hat die Einrichtungen im letzten Jahr mit 2,1 Millionen an Fördermitteln unterstützt.
Das Freilichtmuseum in Beuren
Das Museumsdorf gibt es seit 1995, und gezeigt werden 25 Originalgebäude aus dem Neckartal und von der Schwäbischen Alb. Zum Areal gehören Äcker, Obstwiesen, Hausgärten sowie das Erlebnis-Genuss-Zentrum für Sortenvielfalt und Sortenerhalt in Baden-Württemberg. Das Museum hat noch bis Sonntag, 7. November, jeweils dienstags bis sonntags von 11 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Dann geht es in die Winterpause.
Mehr steht im Internet unter https://www.freilichtmuseum-beuren.de/