Ein Platz an der Sonne? Nicht nur. Die Arbeit in Schwimmbädern hat auch ihre Schattenseiten. Die Betreiber von Freibädern im Landkreis Esslingen tun sich schwer, Personal für den Beckenrand zu finden. Das sind die Gründe.
Das Personal in Freibädern arbeitet hart für das Freizeitvergnügen der anderen. Das macht nicht jedem Spaß: Badbetreiber im Kreis Esslingen können personell nicht aus dem Vollen schöpfen. Die Mitarbeitersuche und die Besetzung freier Stellen sind schwierig.
Denn der vermeintliche Traumjob am Wasser und in der Sonne hat Schattenseiten. Schichtdienst, der Einsatz an Wochenenden und Feiertagen, eine Sechs-Tage-Woche und die Belastung durch Witterungseinflüsse machten die Tätigkeit in Schwimm- und Freibädern strapaziös, meint Christoph Ballhaus von der Betriebsleitung Bäder bei den Stadtwerken Nürtingen. Auch der Lärm am Arbeitsplatz, „unverschämte, einen bedrohende Besucher“, die schlechte Bezahlung sowie die immer mehr ausufernde Bürokratie und die vielen Auflagen würden zu den negativen Seiten des Jobprofils gehören. Hinzu komme das fehlende Interesse daran, „Verantwortung für den Badbetreiber zu übernehmen“. Jeder Zweite verlasse den Job über kurz oder lang nach dem Berufsabschluss, wenn die Ausbildung überhaupt bestanden werde. Sein Fazit: „Deshalb hat dieser Beruf so keine Zukunft.“
Zu wenig Respekt für Personal
Ähnliche Gründe führt Kristina Kirchner von der Stadtkämmerei Wendlingen an: Der Personalmangel sei wohl „der sehr umfangreichen Ausbildung“ und „auch dem geringen tariflichen Verdienst“ geschuldet. Außerdem handele es sich um ein saisonales oder halbjähriges Beschäftigungsverhältnis, sofern kein ganzjähriger Betrieb zum Beispiel in einem Hallenbad möglich sei. Michael Werner, der Leiter des Bäderbetriebs bei den Stadtwerken Esslingen (SWE), hat bei den Mitarbeitenden der Bäder eine „Traurigkeit und manchmal auch Fassungslosigkeit im Hinblick auf die mangelnde Wertschätzung und den geringen Respekt mancher Besucherinnen und Besucher ihnen und ihrer Arbeit gegenüber“ bemerkt.
Die Betreiber von Bädern greifen angesichts dieser Situation zu ungewöhnlichen Methoden. In Kirchheim bringt das Sicherheitspersonal ein sehr hohes Maß an Flexibilität mit. Personaldefizite werden dort laut Doreen Edel von der Stadtverwaltung durch einen Dienstleister und eben einen Security-Service ausgeglichen: „Der Sicherheitsdienst hat seine Mitarbeiter, die im Bad eingesetzt werden, als Rettungsschwimmer ausbilden lassen.“ Bei Personalnot würden zudem die Öffnungszeiten angepasst. In Wernau wird dagegen auf Synergien gesetzt. Parallelöffnungen des Hallen- und des Freibads gibt es nicht mehr, denn beide Bäder würden vom selben Personal betrieben, so Karin Mühlschlegel, Sachgebietsleiterin in der Bäderverwaltung.
Multi-Tasking-Personal
Die Stadtwerke Esslingen begegnen dem Fachkräftemangel laut Michael Werner durch eine kontinuierliche eigene Ausbildung von Fachangestellten für Bäderbetriebe. Er hebt auch die Treue der Mitarbeitenden hervor. Das Personal sei zudem flexibel einsetzbar und könne unterschiedliche Aufgaben wie die Beaufsichtigung der Badegäste, die Pflege und Wartung der Technik oder die Durchführung von Kursangeboten wahrnehmen. Man sei somit personell zwar gut aufgestellt, doch bei Ausschreibungen wünschten sich die SWE mehr Bewerber.
Mit Personal überschwemmt werden auch die Betreiber des Bades in Denkendorf nicht: „Der Markt scheint wie leer gefegt zu sein“, bedauert Anja Volz. Zwar hätten bislang alle Stellen nachbesetzt werden können, doch geholfen hätten dabei auch interne Lösungen und Qualifikationsmaßnahmen. Und: „Wir haben Rettungsschwimmer auf Minijob-Basis und arbeiten mit der DLRG zusammen.“ Vereine holt auch Wendlingen mit ins Boot. Unterstützung gebe es etwa durch den Ortsverband der DLRG. Doch: „Die Fachkräftesituation im Bäderwesen ist derzeit angespannt. Aus diesem Grund sind wir kontinuierlich auf Personalsuche. Derzeit können wir unseren Bedarf durch eigenes und fremdes Personal decken“, so Kristina Kirchner von der Kämmerei.
Externe Dienstleister
Reichenbach setzt bei der Personalsuche auf Hilfe von außen: „Wir haben die technische Betriebsleitung des Freibads an einen externen Dienstleister vergeben“, sagt Nick Tegel, stellvertretender Leiter der Kämmerei. Die Zusammenarbeit verlaufe problemlos. Für den Bereich Reinigung sei ebenfalls eine externe Firma beauftragt worden: „Lediglich die Freibadkasse wird durch eigenes Personal bedient.“ Hier seien drei Mitarbeiter sowie in den Ferien zusätzlich Ferienjobber im Einsatz. Ähnlich verfährt Deizisau. Die Gemeinde habe das Glück, einen langjährigen, eigens beschäftigen Bademeister zu haben, erklärt Nadine Jud von der Abteilung Finanzen. Ein Dienstleister stelle einen weiteren Bademeister, Kassenpersonal, Reinigungskraft und Rettungsschwimmer zur Verfügung. Ein externer Dienstleister unterstützt auch das Freibad in Neuhausen, erklärt Ulrike Mauz. Er stelle die Schwimmmeister und das Reinigungspersonal. Lediglich die Mitarbeitenden im Kassenbereich seien bei der Gemeinde angestellt.
Schließungstermine und Besucherzahlen
Schließung
Die meisten Freibäder der Region schließen ihre Pforten in der Zeit um das Ende der Sommerferien herum. In Esslingen etwa ist bislang eine Öffnung bis einschließlich Sonntag, 8. September, geplant. In Kirchheim ist der 15. September der letzte Badetag. In Nürtingen wird ebenfalls am 8. September dicht gemacht – mit der Option auf eine Verlängerung um eine weitere Woche bei schöner Witterung.
Besucherzahlen
Das Kirchheimer Freibad hatte in den vergangenen Jahren bis zum jetzigen Zeitpunkt zwischen 10 000 und 15 000 Gäste. In Esslingen wird aufgrund der teilweise ungünstigen Witterung mit weniger Besuchern als im Vorjahr gerechnet. 2023 habe es aber auch besonders viel Gäste gegeben, so die Stadtwerke. „Für das regnerische Frühjahr haben wir gut aufgeholt“, erklärt Nürtingen. Aber die Zahlen lägen noch um etwa 30 Prozent unter den Erwartungen und den Vorjahren.