Frauen mit Kopftuch in Istanbul Foto: dpa/A2800 epa Kerim Okten

Während sich Frauen im Iran vom Kopftuch befreien wollen, streiten im Nachbarland Opposition und Regierung um rechtliche Garantien.

In der Türkei hat es noch nie einen Kopftuchzwang gegeben, doch jetzt streiten Regierung und Opposition darüber, wie das Recht auf Kopftuch staatlich geschützt werden kann. Beide Lager buhlen vor den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen um konservative Wähler. Ausgerechnet die säkularistische Oppositionspartei CHP, einst führende Verfechterin des Kopftuchverbots, brachte jetzt einen Gesetzentwurf ein, mit dem Frauen das Recht aufs Kopftuch garantiert werden soll. „Die Kopftuchfrage ist eine der offenen Wunden unserer Gesellschaft“, sagte Parteichef Kemal Kilicdaroglu. „Wir haben hier in der Vergangenheit Fehler gemacht, aber wir haben dazugelernt.“ Kilicdaroglus Kehrtwende zeugt von einer politischen Flexibilität, zu der die türkische Opposition lange unfähig war. Mit ihrer linksnationalistischen Politik kommt die CHP bisher nicht über ihre Stammwählerschaft von etwa 25 Prozent der Türken hinaus. Kilicdaroglu will die Partei für konservative Wähler öffnen und Erdogan bei den Wahlen nächstes Jahr schlagen. Mit der Kopftuch-Frage suchte er sich ein Thema aus, das bisher von Erdogan besetzt war.