Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Foto: dpa/Wolfgang Kumm

Frank-Walter Steinmeier zeigt Verständnis für die Ungeduld der jungen Klimaaktivisten, mahnt in Tübingen aber auch: „Wir sollten uns hüten, in der Demokratie die einen gegen die anderen auszuspielen.“

Tübingen - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Klimaaktivisten zu Geduld mit demokratischen Prozessen aufgerufen. „Wir sollten uns hüten, in der Demokratie die einen gegen die anderen auszuspielen - etwa die Leidenschaft und Entschiedenheit der jungen Menschen auf der Straße gegen die vermeintliche Verfahrensversessenheit und überaus nüchterne Behäbigkeit der demokratischen Institutionen“, sagte Steinmeier am Dienstag in einer Rede an der Universität Tübingen laut vorab verbreitetem Redetext.

„Einzig die Demokratie“ biete die richtige Staatsform, um die gesellschaftlichen Anliegen beim Klimaschutz zusammenzuführen: „Leidenschaft und Entschiedenheit haben darin ebenso ihren Platz wie Dialogbereitschaft und Vernunft“, sagte Steinmeier. „Gerade im Angesicht der drängenden ökologischen Fragen sollten wir uns davor hüten, die Möglichkeiten der Demokratie gegen die bedrohliche, ja geradezu apokalyptische Größe der Herausforderung kleinzureden“, mahnte der Bundespräsident.

Verständnis für die Ungeduld der jungen Menschen

Für die Ungeduld der jungen Klimaaktivisten zeigte Steinmeier Verständnis: „Was aber ist - so werden manche, und zwar mit vollem Recht, einwenden -, wenn uns die Zeit davonläuft?“ Und „wenn eine ältere Generation notwendiges Handeln von einem zum anderen Jahr aufschiebt, dessen schreckliche Konsequenzen sie nicht mehr erleben wird?“

Aber auch in dieser Situation seien die Beteiligten zum Gespräch verpflichtet und „zur beharrlichen, auch beschwerlichen, zur zielgerichteten, wenn auch oft kleinteiligen Arbeit an Verständigung und Frieden“, sagte der Bundespräsident. Die Universität Tübingen hatte Steinmeier eingeladen, die jährliche Weltethos-Rede zu halten. Mit der Rede-Reihe würdigt sie den bekannten Tübinger Reformtheologen Hans Küng.