Knapp die Hälfte der Außenfläche des Gaskessels könnte laut BUND mit Solarmodulen belegt werden. Foto: Andreas Rosar

Die Energie Baden-Württemberg sieht in der teilweisen Nutzung der Außenhülle des Stuttgarter Gaskessels für Fotovoltaikmodule eine charmante Idee und will sie prüfen.

Stuttgart - Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Stuttgart fordert, den alten Gaskessel in Gaisburg teils mit Fotovoltaikmodulen zu bestücken. Er könne so zum Symbol der Energiewende werden. Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) als Eigentümer der riesigen Blechdose zeigt sich auf Anfrage aufgeschlossen. „Vor dem Hintergrund unseres eigenen Engagements für die Energiewende finden wir die Idee grundsätzlich sehr sympathisch“, so ein Unternehmenssprecher. Man werde sie intern mit verschiedenen Fachbereichen diskutieren. Denkmalschutz, Statik, technische und rechtliche Fragen seien zu bewerten.

Antwort nach einiger Bedenkzeit

Die im Rathaus angesiedelte Untere Denkmalschutzbehörde äußerte sich nach einiger Bedenkzeit am Freitag auf Anfrage unserer Zeitung zu der BUND-Idee. Die Fachleute sprachen dabei ein Verdikt aus. Der Scheibengasbehälter des Stuttgarter Gaswerks sei ein technisches Kulturdenkmal und als solches „in seinen denkmalkonstruktiven Teilen zu erhalten“. Dies beziehe sich auf die äußere Gestalt des Bauwerks, die als „identitätsstiftende Landmarke wesentlich den Charakter des Stuttgarter Ostens bestimmt“. Innen wie außen müssten die technischen Funktionen „ablesbar bleiben“.

Behörde lehnt Veränderung rundweg ab

Das Denkmalschutzgesetz formuliere zwar keine Veränderungssperre, so die Behörde, sie selbst lehnt aber eine Veränderung rundweg ab. Die profilierte Außenhaut mit ihren charakteristischen Um- und Aufgängen „kann keinesfalls mit Solarmodulen verkleidet werden“, so die Behörde. Die Hülle des Kessel sei untrennbar mit dem Gesamtobjekt verbunden, eine Reduzierung des Schutzgutes „auf einzelne Teile ist daher nicht vorstellbar“. Flach aufgelegte Fotovoltaikmodule wären allenfalls auf dem Dach des Kessels denkbar. Die Denkmalschützer halten den Kessel außerdem für „wenig geeignet für Solarmodule, „da erhebliche Teile der Mantelfläche mit dem Lauf der Sonne regelmäßig im geometrisch bedingten Eigenschatten des Zylinders liegen und so der Wirkungsgrad von Solarmodulen deutlich herabgesetzt wäre“.

Ulrich Schmidt, Klimaschutz-Koordinator beim BUND, wundert sich über diese fachliche Einschätzung: „Den Eigenschatten haben wir natürlich bedacht, deshalb schlagen wir ja nur auf 45 Prozent der Mantelfläche Solarmodule vor. Der Vorteil der Gebäudeform ist, dass den Tag über immer eine Reihe von Modulen von der Sonne angestrahlt wird“. Die Anlage könne etwa 27-mal so viel Energie erzeugen wie jene auf dem Rathausdach. Die Umweltschützer wollten ein Symbol „neue gegen alte Energieerzeugung setzen“. Den Gaskessel sehe man wegen seiner Leuchtturmwirkung dazu als sehr gut geeignet an.