Die Nutzfunktion des Waldes hat in Filderstadt keine Priorität. Schutzaspekte sowie der Erholungsfaktor werden als wichtiger angesehen. Foto: Phillip Weingand

Im Jahresbericht des Filderstädter Försters spiegeln sich große Themen: Klima, Naturschutz, Rohstoffe. Er erklärt, warum Waldschutz anstrengend ist.

Filderstadt - Der Filderstädter Förster Eckard Hellstern hat dem Technischen Ausschuss in der jüngsten Sitzung den Nutzungsplan fürs Forstwirtschaftsjahr 2022 vorgelegt, und der zeigt, dass finanziell wenig abfällt – zum wiederholten Mal. „Wir haben in Filderstadt kaum mehr Holz geschlagen“, sagte er. Tatsächlich sind 2021 bis zum 1. Oktober von den geplanten 2300 Festmetern nur 1251 eingeschlagen worden. Die Holzerlöse stehen bei 61 100 Euro. Kalkuliert hatte man mit bis zu 125 000 Euro. „Wir gehen davon aus, dass wir maximal 90 000 Euro an Holzerlösen bis zum Jahresende einnehmen werden“, steht in der Vorlage. Für 2022 plant man mit 65 000 Euro.

Warum seit drei Jahren weniger gefällt wird

Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt Eckard Hellstern, warum schon seit drei Jahren weniger gefällt wird. Zum einen nennt er die Dürre. „Wir achten darauf, dass der Wald nicht zu sehr ausgedünnt wird.“ Lichte Stellen bedeuten noch mehr Wärme. Zum anderem sei ihm wichtig, dass Holz, überspitzt gesagt, „nicht zu Dumpingpreisen verramscht wird“. Zuletzt sei der Holzmarkt unberechenbar. Zwar habe es jüngst nach einem Tiefpreiszeitraum einen Aufschwung gegeben, „aber ich weiß heute buchstäblich nicht mehr, wie der Markt reagiert“. Er fahre daher auf Sicht.

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Ohnehin habe die Nutzfunktion des Waldes in Filderstadt keine Priorität. Schutzaspekte – Luftreinhaltung, Lärm- oder Bodenschutz – sowie der Erholungsfaktor würden als wichtiger angesehen, und die Bürger hingen am Wald. Der hat sich nach Trockenjahren etwas erholen können. Der Sommer 2021 war feucht. Dennoch ist nicht alles gut. Der Starkregen im Juni hat Schäden am Wegenetz verursacht. „Danach mussten auf ganzer Länge im Wald entwurzelte Bäume aus dem Bombach beseitigt werden, um Schäden an den Brückenbauwerken und Überschwemmungen in Aich für zukünftige Starkregenereignisse zu vermeiden“, heißt es in der Vorlage.

Trockene Jahre haben Rotbuchen zugesetzt

Den Rotbuchen etwa, typische Waldbäume hierzulande, hätten die trockenen Jahre zugesetzt. „Die, die schon geschädigt waren, sterben still vor sich hin“, sagt Eckard Hellstern. Auch das Eschentriebsterben ist nach seinen Beobachtungen vorangeschritten. Ausgelöst wird es durch einen Pilz, und der habe sich – wie andere Pilzerkrankungen auch, etwa bei Kiefern nahe dem Tierheim – bei der feuchten, warmen Witterung stark ausgebreitet. Eckard Hellstern spricht von massiven Schäden, die etwa im Weilerhau oder im Bombachtal starke Einschläge erfordert hätten. „Ich bin als Förster verpflichtet, die Verkehrssicherheit aufrechtzuerhalten.“ Seine Prognosen sind mitunter bitter. Er zitiert eine Studie, wonach nur maximal drei Prozent der Eschen überleben werden.

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Gleichwohl berichtet er von Anstrengungen, um die gut 490 Hektar Filderstädter Wald zu schützen. So würden seit 20 Jahren Fichten reduziert, dadurch habe man kaum Probleme mit Borkenkäfern. „Wir wissen schon lang, dass die Fichte uns im Mittleren Neckarraum verlassen wird“, sagt er, der Baum brauche viel Niederschlag. Im Frühjahr wurden stattdessen wieder wärmetolerante Arten gepflanzt; 2500 Bäume auf fünf Flächen, insgesamt 1,5 Hektar. Auf der Deponie Junge Klinge wurden Traubeneiche, Elsbeere, Kirsche und Winterlinde gesetzt, auf der Deponie Eichholz zudem Esskastanie, Roteiche und Spitzahorn. Auch Schwerpunkte: Mahdenwiesen und Sautor/Weilerhau. Für Pflanzungen und ein Borkenkäfer-Monitoring gab es Fördermittel in Höhe von 6000 Euro.

Dieser Tage kommt Exotisches in Filderstadt an. Eckard Hellstern wird je 20 Exemplare der Sorten Türkischer Baumhasel, Atlaszeder und Tulpenbaum ausbringen. Als Versuch, und dies auch nur behutsam, wie er betont. „Der Wald ist ein ökologisches Geflecht“, gibt er zu denken. Heimische Arten seien für heimische Tiere die Lebensgrundlage. Ob die Ansiedlung fremder Bäume dennoch glückt und sinnvoll ist, „das müssen dann die Generationen nach mir beurteilen“.