Die Philosophie-Professorin Kathleen Stock sah sich durch massive Proteste an der Uni Sussex zum Rücktritt gezwungen. Drohen solche Verhältnisse auch in Deutschland? Foto: /

Viele Hochschullehrer klagen über ein immer rigideres Meinungsklima. Das zeigt eine neue Umfrage.

Stuttgart/Bonn - Eine wachsende Zahl von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern empfinden die zunehmend rigiden moralischen Standards an den Hochschulen als einengend. Das ergibt eine aktuelle Untersuchung des Instituts für Demoskopie Allensbach, die unserer Zeitung vorliegt. Im Auftrag des Deutschen Hochschulverbands und der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung hat das Institut im Herbst Dozenten und wissenschaftliche Mitarbeiter repräsentativ befragt.

Geistes- und Sozialwissenschaften im Fokus

Demnach fühlen sich die meisten der Befragten in Forschung und Lehre zwar weiter frei. Allerdings geben 40 Prozent an, dass sie sich durch formelle oder informelle Vorgaben zur Political Correctness in der Lehre stark oder etwas eingeschränkt fühlen. Bei einer vergangenen Erhebung zur Jahreswende 2019/20 hatte das ein knappes Drittel der Dozenten beklagt. Auch der Anteil der Wissenschaftler, die sagen, die Political Correctness verhindere, bestimmten Forschungsfragen nachzugehen, ist seither von 13 auf 18 Prozent gestiegen. Immer stärker werden solche Einschränkungen in den Geistes- und Sozialwissenschaften empfunden. Dort klagen 53 beziehungsweise 54 Prozent darüber (2019/20: 36 und 33 Prozent).

„Verschärfung des Klimas“

Die Demoskopen stellen eine „Tendenz zur allmählichen Politisierung und Verschärfung des Klimas an den Hochschulen“ fest. Im Februar gründete sich das „Netzwerk Wissenschaftsfreiheit“ mit inzwischen 600 Unterstützern. Kritiker bestreiten das Problem: Da würden nur Einzelfälle zusammengetragen und Angst geschürt, heißt es.