Noch immer fliehen insbesondere Frauen und Kinder aus den Kriegsgebieten in der Ukraine. Foto: dpa/Petros Giannakouris

Die Stadt Leinfelden-Echterdingen rechnet damit, dass sie bis Jahresende 185 weitere Menschen aus der Ukraine aufnehmen muss. Sie setzt dabei auf die Hilfe privater Wohnungseigentümer, aber nicht nur.

„Man muss leider sagen, dass das Thema ein wenig aus den Köpfen der Menschen verschwunden ist“, sagt der Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell unserer Zeitung. Doch nach wie vor verlassen viele Frauen und Kinder die Ukraine. Sie fliehen, weil in ihrer Heimat Bomben fallen, Häuser zerstört werden, Menschen umkommen, sie zu Hause nicht mehr sicher sind. „Es gibt nach wie vor einen hohen Zustrom aus dem Land“, sagt Kalbfell. Gerade nach Baden-Württemberg kämen aktuell viele ukrainische Familien, denn andere Länder seien zu Beginn des russischen Angriffskrieges in Vorleistung gegangen. „Wir haben ein Aufnahmesoll“, stellt der Bürgermeister fest.

Rund 4000 ukrainische Kriegsflüchtlinge sind im Landkreis Esslingen bereits angekommen. „Bis zum Jahresende rechnen wir damit, dass es 6000 sein werden“, sagt der Bürgermeister. Die Frauen und Kinder erhalten sofort einen Aufenthaltstitel, zuständig für deren Unterbringung sind dann recht schnell die Kommunen. Die Flüchtlingen könnten nur maximal ein halbes Jahr in vorläufigen Unterkünften des Landkreises bleiben. 230 Geflüchtete aus der Ukraine hat die Stadt Leinfelden-Echterdingen bereits seit Kriegsbeginn aufgenommen. Bis zum Jahresende rechnet die Kommune damit, dass sie für 185 weitere ein Dach über dem Kopf im Stadtgebiet finden muss. Wo genau, ist allerdings noch offen.

Die Bürgermeisterriege und Kommunalpolitiker haben deshalb dieser Tage einen öffentlichen Aufruf gestartet und bauen damit auf die Hilfe von Wohnungseigentümern in der Stadt.

Zu Beginn des Krieges wollten viele Bürgerinnen und Bürger helfen. Sie haben den Frauen und Kindern eine Couch für ein paar Tage, das ausgediente Kinderzimmer für ein paar Wochen oder auch eine Wohnung für einen längeren Zeitraum angeboten. Die Geflüchteten – aber auch die Kommune – profitierten von dem städtischen Projekt L.E. mietet. Das Projekt wurde 2016 ins Leben gerufen, nachdem sehr viele Syrer nach Deutschland kamen. Corinne Belz, die zuständige städtische Mitarbeiterin, konnte sich diesen Frühjahr kaum retten vor Angeboten. 40 Wohnungen hat die Stadt über diesen Weg an ukrainische Flüchtlinge vermittelt. Doch die Zahl der Unterkünfte reicht bisher nicht für alle.

Hotelzimmer und Container

Die Stadt hat auch Gespräche mit örtlichen Hotelbetreibern aufgenommen, mit dem Ziel, in deren Häusern ukrainische Geflüchtete unterzubringen. „Hier sind wir aber erst ganz am Anfang.“ Gleichzeitig prüft die Kommune, ob sie – aus der Not heraus, wie Kalbfell sagt – auf dem Renault-Gelände nun doch wieder eine Unterkunft errichten kann.

Auf diesem Gelände am Ortsausgang von Echterdingen hatte der Landkreis Esslingen in den Jahren nach 2015 eine Notunterkunft für Asylsuchende bauen lassen und dafür den städtischen Grund gepachtet. Bis zu 300 Menschen hatten zur Hochphase der Flüchtlingsbewegung dort gelebt – in winterfesten Zelten und in Containern. Später hatte die Stadt die Miet-Container übernommen, um anerkannten Flüchtlingen und Obdachlosen ein Dach über dem Kopf bieten zu können. Mittlerweile dient das Gelände als Abstellplatz für Busse, die tagsüber auf den Fildern unterwegs sind, außerdem wird dort Erde gelagert.