Die Stadt Schorndorf hat fast ein halbes Jahr nach der Flut ihre Kostenschätzung auf 15 Millionen Euro korrigiert. Eine finanzielle Belastung bleibt das Ereignis – zumal sich die Hilfe aus der Landeskasse in engen Grenzen hält.
Die durch das Hochwasser im Juni angerichteten Schäden fallen in Schorndorf deutlich geringer aus, als die Stadt in einer ersten Schätzung befürchtet hatte. Unter dem Eindruck der verheerenden Verwüstungen war der finanzielle Aufwand direkt nach der Flutkatastrophe mit nahezu 35 Millionen beziffert worden. Jetzt, fast ein halbes Jahr später, gehen Oberbürgermeister Bernd Hornikel und sein Finanzdezernent Thorsten Englert von einer nicht mal halb so großen Schadenssumme aus.
Für die Aufräumarbeiten nach der Flut muss nach einer konkretisierten Auflistung mittlerweile noch mit etwa 15 Millionen Euro gerechnet werden. Geringer als ursprünglich befürchtet, fallen unter anderem die Schäden an Straßen und Brückenbauwerken aus. Auch bei Fußballfeldern hat sich gezeigt, dass die vom Schlamm überschwemmte Infrastruktur deutlich robuster ist als gedacht. Während sich Kunstrasenplätze als Totalausfall erwiesen, hielt sich der Schaden beim Naturgras in Grenzen. Über den regenreichen Sommer erholte sich das unter einer bis zu zehn Zentimeter dicken Schicht an Flutmaterial begrabene Gras unerwartet schnell. Weil Kontrollmessungen keine Belastung mit Schadstoffen ergaben, konnte sich die Stadt außerdem bei den Spielplätzen einen Sandaustausch sparen – ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor.
Der Naturrasen auf dem Fußballplatz erwies sich robuster als gedacht
Eine finanzielle Belastungsprobe stellt die Flut für die Stadt allerdings nach wie vor dar. Verschiedene Versicherungen decken zwar einen Teil der Schäden ab. Doch das sind nur etwa vier Millionen Euro, nach Lage der Dinge bleibt bei den Hochwasserkosten nach wie vor ein Betrag von fast elf Millionen Euro an der Stadtkasse hängen. „Wir werden in den nächsten Monaten diskutieren, was wir uns leisten können und was nicht“, sagt Oberbürgermeister Bernd Hornikel.
Denn die Hilfe vom Land fällt trotz aller Versprechungen für Schorndorf so spärlich aus wie befürchtet. „Leider bekommen wir über die Förderprogramme trotz intensiver Bemühungen kaum eine finanzielle Unterstützung“, sagt der Erste Bürgermeister Thorsten Englert. Gerade mal 300 000 Euro gibt es nach Darstellung der Rathausspitze aus den zur Verfügung stehenden Zuschusstöpfen. Damit bewahrheitet sich, was der Schorndorfer OB nach dem Hochwasser fast schon gebetsmühlenartig angemahnt hatte: Für schnelle Finanzhilfen nach einer Überschwemmung sind die Förderprogramme trotz der versprochenen Anpassungen wenig geeignet. Immerhin hat die Stadt Schorndorf die Aussicht, die aus dem Fluthilfe-Paket des Landes überwiesenen drei Millionen Euro für die Sanierung von Wohnstraßen und Kläranlagen verwenden zu können. Der Rems-Murr-Kreis hatte das aus Stuttgart überwiesene Geld an die Kommune weitergeleitet, auch die vom Hochwasser ebenfalls stark betroffene Nachbargemeinde Rudersberg erhielt einen Betrag in dieser Höhe.
Streitpunkt: Welche Projekte müssen erneut auf den Prüfstand?
Doch das wird nicht reichen, um die bei der Flut entstandenen Kosten zu decken. Wegen der finanziellen Unsicherheiten ist bereits jetzt ist klar, dass Schorndorf den sonst im Spätherbst vorliegenden Haushalt fürs kommende Jahr erst im Frühjahr beschließen kann. Absehbar ist auch, dass es in der Stadtpolitik heftige Diskussionen um eine Prioritätenliste für geplante Projekte geben wird. Neben dem Neubau der Feuerwache, auf allein 20 Millionen Euro taxiert, könnte auch die geplante Umgestaltung der Innenstadt auf den Prüfstand kommen.