Nur etwa 20 bis 25 Meter über den Köpfen der Strandbesucher landen die Urlaubsflieger auf dem Princess Juliana International Airport auf der Insel Sint Maarten. Foto: imago images/Westend61/Martin Moxter

Auf der Karibikinsel Sint Maarten schweben Flugzeuge haarscharf über einen Strand hinweg. Wir stellen weitere spektakuläre Anflüge weltweit vor.

Waghalsige Flugmanöver hat es nicht nur in den Anfangszeiten der Fliegerei gegeben. Auch heute noch kann ein Flug spektakulär sein – vor allem, wenn die Lage der Start- und Landebahn außergewöhnlich ist. Wir stellen einige der aufregendsten Airports der Welt vor, bei denen der An- und Abflug für erhebliche Nervosität beim Flugpersonal und bei den Passagieren sorgen kann.

Sint Maarten, Princess Juliana International Airport

Die Leute am Maho Beach winken, machen Selfies, drehen Videos, kreischen wie beim Pop-Konzert. Und im Flugzeug denken alle: Hoffentlich kommt die Landebahn noch . . . So tief fliegen die Maschinen ein – nur etwa 20 bis 25 Meter über den Köpfen der Maho-Besucher.

Da fliegen Hüte, Strandtücher und Cocktailbecher weg wie beim Sturm. Je größer der Flugzeugtyp, desto tiefer der Anflug, weil die Maschine aufgrund der kurzen Landebahn sofort aufsetzen muss. Derzeit ist der größte Maschinentyp auf Sint Maarten der Airbus A 330, geflogen von Air France und KLM.

Sint Maarten besteht aus dem südlichen Teil der Karibikinsel St. Martin sowie einigen kleinen unbewohnten Nebeninseln und ist ein autonomes Land innerhalb des Königreiches der Niederlande.

Alaska, Gletscherpiste am Denali

Stolze 6194 Meter hoch ist der Denali, bekannter unter dem früheren Namen Mount McKinley. Und diesen höchsten Berg Nordamerikas kann man anfliegen. Nicht unten am Fuß, sondern auf knapp 3000 Meter Höhe auf einer Gletscherpiste!

Mehr als 20 Landungen pro Tag sind nicht erlaubt. Geflogen wird mit einer einmotorigen, knallroten DeHavilland Beaver und gelandet butterweich auf Kufen.

Rio de Janeiro, Aeroporto Santos Dumont

Es gibt zwei Haupteinflugschneisen: Entweder fliegt man sehr nahe am Zuckerhut vorbei oder am Corcovado und danach immer sehr dicht über dem Meer. Berge und Buchten, Stadt und Strand sind zum Greifen nahe.

Bei den Starts fliegt man sogar häufig direkt auf den Zuckerhut zu. Santos Dumont befindet sich auf einer Landzunge in unmittelbarer Nähe der City. Die Landebahn misst nur 1300 Meter. Durchstarten kommt relativ häufig vor.

Madeira, Aeroporto Internacional Cristiano Ronaldo

Der wohl einzige Flughafen der Welt, der nach einem Fußballspieler benannt ist (weil Weltstar Ronaldo auf Madeira geboren wurde), ist zu einem Großteil auf Stelzen gebaut. Dabei wurden drei Meter dicke Betonpfeiler, die bis zu 120 Meter hoch sind, verwendet.

Bis zu 60 Meter ragen die Pfeiler aus der Erde, ein Teil von ihnen ist im Meeresgrund verankert. Die Lage des Flughafens an einem Steilküstenhang ist spektakulär, aber wegen der Fallwinde auch äußerst gefährlich, weshalb Piloten eine Sondererlaubnis benötigen.

Gibraltar, Gibraltar Airport

Jeder kennt eine Bahnschranke: Sie geht zu, der Zug fährt durch, die Schranke geht wieder auf. Genau nach diesem Prinzip geht es auch auf der Landebahn des Gibraltar Airport zu, nur mit dem Unterschied, dass kein Zug fährt, sondern ein Flugzeug startet oder landet.

Weil Gibraltar – seit 1704 britisches Überseegebiet, das bis heute von Spanien beansprucht wird – mit nur 6,5 Quadratkilometer Fläche so klein ist, kreuzt die Start-und-Lande-Bahn die einzige Straßenverbindung nach Spanien, die Winston Churchill Avenue. Eine weltweit einmalige Kreuzung.

Courchevel (Frankreich), Altiport International de Courchevel

Einen Flugplatz – und sei er noch so klein – stellt man sich ebenerdig vor. In Courchevel in den französischen Alpen hat die sehr kurze Landebahn (nur 537 Meter) jedoch einen Anstieg von 18,6 Prozent, um die Bremskraft der Propellermaschinen zu stärken.

Das Ende der Landebahn markiert ein steiler Abhang. Durchstarten wegen der Steigung unmöglich. Der Altiport (französische Flugplätze mit ungewöhnlichen Charakteristika, welche sich aus ihrer Lage im Gebirge ergeben) liegt auf 2008 Meter Höhe.

Bhutan (Himalaja), Paro Airport

Bhutans Berggipfel sind meist unbestiegen und gehören den Göttern. Sie werden täglich ein wenig gestört, wenn die Boeing 737 der Staatslinie Drukair aus 10 000 Meter Flughöhe hinuntergleiten ins Paro-Tal, wo sich auf 2236 Metern der Paro Airport befindet.

Der Anflug oberhalb der schneebedeckten Himalajagipfel und dann beim Sinkflug auf Augenhöhe mit den Bergen ist fast unwirklich, als sei man im Breitwandkino. Beim Flug von Delhi nach Paro fliegt man auch am Mount Everest vorbei.

Queensland (Australien), Strandpiste auf Fraser Island

Der Eastern Beach von Fraser Island ist wie eine Inselautobahn für Allradfahrzeuge – ohne Markierungen, aber mit Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 Kilometern pro Stunde. Gleichzeitig dient der Strand als Piste für kleine Propellermaschinen. Es gibt keinen Tower, für Absperrungen bei Starts oder Landungen sorgt niemand.

„Die Jeep-Fahrer sehen und hören das Flugzeug doch. Der Pilot muss auch schauen“, sagt ein Ranger. Die Sandpiste wird auch 75-Miles-Beach genannt und misst 123 Kilometer. Der Anflug auf die größte Sandinsel der Welt ist wie im Abenteuerfilm: rechts der tosende Pazifik, links sattgrüner Regenwald und dazwischen der feste, goldgelbe Sand des Eastern Beach.

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