Radfahren auf der Fahrbahn ist im Flughafentunnel verboten. Foto: Ines Rudel

Der Flughafentunnel zwischen Plieningen und Bernhausen ist ein Nadelöhr – vor allem für Radfahrer. Doch selbst diese sind zum Teil skeptisch, was die vom Verkehrsminister nun ins Spiel gebrachte Sperrung für Autos betrifft.

Die Überlegungen des Verkehrsministers Winfried Hermann (Grüne) zur Zukunft des Straßentunnels unter dem Flughafen hat verschiedene Reaktionen hervorgerufen. Hermann lässt prüfen, ob der Tunnel zwischen Stuttgart-Plieningen und Filderstadt-Bernhausen ganz oder teilweise für den Autoverkehr gesperrt werden kann, um Platz vor allem für Radfahrer zu schaffen. Deren Situation vor Ort ist unbefriedigend: Die durch den Tunnel verlaufende Bundesstraße 312 dürfen sie nicht benutzen, der benachbarte Weg ist so schmal, dass keine zwei Fahrräder aneinander vorbei passen.

Vor diesem Hintergrund wenig überraschend schreibt der Kreisverband Stuttgart des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in einer ersten Reaktion beim Kurznachrichtendienst Twitter: „Wird der Flughafentunnel für KFZ wirklich gesperrt? Wir hätten nichts dagegen!“

Initiative Cycleride und der Filderstädter OB äußern sich zurückhaltend

Die bundesweit aktive Initiative Cycleride sieht das differenzierter. Sie hatte den Flughafentunnel im vergangenen Jahr zu Deutschlands schlechtester Radwegeverbindung gekürt. Eine Sperrung des Tunnels würde aber „über das Ziel hinausschießen“, sagt Andreas Hentze von der Initiative. Er wohnt in Möhringen, kennt die örtlichen Begebenheiten gut und ergänzt: „Die Autofahrer auszusperren, ist nicht zielführend.“ Er plädiert dafür, eine „sinnvolle Lösung“ für alle zu finden und schlägt eine Ampel vor. Mittels einer Kontaktschleife im Boden könnten die Autofahrer Rot bekommen, sodass der Tunnel bei Bedarf für eine entsprechende Zeit für Radler frei wäre. „Wir haben in Stuttgart ein Verkehrsproblem, und das können wir nur in einem gemeinsamen Zusammen lösen“, sagt Hentze.

Auch der Filderstädter Oberbürgermeister Christoph Traub ist zurückhaltend. Er hatte die Probleme für Radfahrer und Fußgänger im engen Flughafentunnel immer wieder thematisiert. „Insofern bin ich froh, dass sich das Verkehrsministerium mit der Frage auseinandergesetzt hat und deren Komplexität erkennt“, sagt er. Eine vollständige oder auch teilweise Sperrung des Tunnels für Autofahrer sei für ihn aber „ein Vorschlag und keine Lösung“. Traub ergänzt: „Das wäre eine enorme Herausforderung, weil es Verdrängungen auf andere Straßen auslösen würde, deren Folgen wir noch gar nicht geprüft haben.“ Er wolle die Idee nicht gleich in den Wind schlagen, sondern sich mit dieser auseinandersetzen. Filderstadt werde seine Haltung dazu in das Prüfverfahren einbringen.

Tunnel führt zum Luftfrachtzentrum

Die Flughafengesellschaft (FSG) verweist aufs Ministerium. „Die Untersuchung der genannten Nutzungsvarianten liegt vollumfänglich beim Verkehrsministerium Baden-Württemberg“, sagt ein Sprecher der FSG, Grundsätzlich erklärt er, dass der Tunnel „eine wichtige Verbindung für alle Verkehre, sowohl für Radfahrende und PKW als auch für Güterverkehre von und zum Luftfrachtzentrum auf der Südseite oder anderen Unternehmen im Umfeld“ sei.

Darauf verweist auch Holger Bach, Abteilungsleiter Verkehr und Umwelt beim ADAC Württemberg. „Das Verkehrsaufkommen und der Anschluss an das Gewerbegebiet von Filderstadt müssen auf der verkehrssensiblen Filderebene maßvoll verteilt werden.“ Die nun angestoßene Machbarkeitsstudie sei kein einfaches Unterfangen. Wichtig sei, „dass die Interessen aller Verkehrsteilnehmenden berücksichtigt werden“.