Ungewohntes Bild: Schlangen am Stuttgarter Flughafen. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Trotz Coronapandemie und Testpflicht zieht es viele Urlauber in den Osterferien in die Ferne. Mallorca ist das Hauptreiseziel der Reisenden am Stuttgarter Flughafen, wo sich am Gründonnerstag zeitweise lange Schlange bildeten.

Stuttgart - Das hat man am Stuttgarter Flughafen schon lange nicht mehr gesehen: Zeitweise haben sich am Gründonnerstag in Terminal 3 vor den Check-in-Schaltern der Fluggesellschaften Schlangen gebildet, die fast an Vor-Coronazeiten erinnern. Auf die Frage, wohin die Reise gehen soll, lautet die Antwort der Wartenden fast immer: Mallorca. Auch schon zu Ostern lockt viele Urlauber die Hoffnung auf Sonne, Strand und – trotz Pandemie – gute Laune. Allein an diesem Donnerstag vor den Osterfeiertagen heben am Stuttgart Airport deshalb sieben Ferienflieger ab, die die beliebte spanische Urlaubsdestination auf dem Flugplan haben.

Wetterumschwung auf Mallorca

„Am Freitag, Samstag und Sonntag sind es dann jeweils fünf Hin- und Rückflüge“, so Flughafensprecherin Beate Schleicher. „Von Gründonnerstag bis einschließlich Sonntag, den 11. April, sind, Stand heute, ab Stuttgart insgesamt 98 Flüge von und nach Palma des Mallorca geplant. Der stärkste Tag vor Ostern ist der heutige Donnerstag.“ Fraglich ist freilich noch, ob der von vielen heiß ersehnte Balearen-Trip in den Osterferien sich nicht als Reise in den Regen entpuppt. Die Mallorca-Zeitung prognostizierte diese Woche: „Das Frühlingswetter hält bis Gründonnerstag oder Karfreitag an. Dann beginnt ein Wetterumschwung, der Abkühlung und Regen auf die Inseln bringt.“ Und auch die Wassertemperaturen sind mit 16 Grad rund um die Insel noch recht frisch.

Puffer geplant für den Fall eines positiven Tests

Davon lässt sich am Donnerstag im Flughafen aber niemand die Reise in den Süden verderben. Und auch die seit letzten Dienstag geltende Corona-Testpflicht für Rückreisende aus dem Ausland macht kaum jemandem Sorgen: „Wir haben jetzt schon online unseren Testtermin für die Rückreise gebucht“, erzählt ein Familienvater aus dem Landkreis Göppingen. Die Familie mit zwei Kindern hat eine Woche Mallorca gebucht. Auf die Frage, ob es ihm Kopfzerbrechen bereite, dass bei einem positiven Testergebnis die Rückkehr nach Deutschland unmöglich sei, antwortet statt des Vaters einer der Söhne im Grundschulalter: „Das wäre super! Dann könnten wir noch eine Woche länger bleiben.“ Tatsächlich hat die Familie vorgesorgt: Im Falle eines Falles wäre, so versichern sie, ein unfreiwillig um eine Woche verlängerter Urlaub organisatorisch kein Problem. „Nur mit der Schule müssten wir dann telefonieren.“

Testpflicht auch bei Abflug

Da auch für den Hinflug nach Spanien eine Testpflicht besteht, müssen am Donnerstag alle Flugreisenden bereits bei der Gepäckaufgabe ihren negativen Testnachweis vorlegen. Auch ein 62-jähriger Alpirsbacher, der sich in die Warteschlange eingereiht hat, hält sein Papier bereit. Ihm macht der Ostertrip in die Sonne keine Sorgen, im Gegenteil: „Faktisch reisen wir ja aus einem Hochinzidenz- in ein Niedriginzidenzgebiet.“ Da sei der Test für den Hinflug fast sinnvoller als für den Rückflug, so der Mann, der angibt, selbst zur Risikogruppe zu gehören und bereits das erste Mal geimpft zu sein. Der 62-Jährige nimmt sich vor, auf der Insel alle Regeln zur Infektionsvermeidung einzuhalten. „Im eigenen Appartement ist das ohnehin einfacher als im Hotel.“

„Dass jeder, der ins Flugzeug will, negativ getestet sein muss, finde ich richtig“, sagt ein anderer Vater von vier Kindern, der mit seiner Familie ebenfalls auf dem Weg in den Balearen-Urlaub ist. Dass es angesichts steigender Infektionszahlen generell Kritik an Flugreisen in den Urlaub gibt, kann der Stuttgarter nachvollziehen. „Hätte die Bundesregierung die Flüge nach Mallorca aber wirklich unterbinden wollen, hätte man die Insel über Ostern als Risikogebiet einstufen müssen.“ Dann, so der Familienvater, „hätten wir den Urlaub storniert“. Das Auswärtige Amt hat am Donnerstag von „nicht notwendigen, touristischen Reisen auf die Balearen“ weiterhin lediglich „abgeraten“.

Neben Mallorca sind Istanbul oder Fuerteventura Destinationen

Auffällig: Keiner der am Flughafen Stuttgart befragten Spanienreisenden war am Donnerstag bereit, gegenüber unserer Zeitung seine Auskunft mit dem eigenen Namen zu versehen oder sich gar fotografieren zu lassen. „Man weiß nicht, wie die Reaktionen dann sind“, erklärt einer der Befragten. „Wahrscheinlich herrscht bei vielen, die jetzt in den Urlaub fliegen, eben doch ein schlechtes Gewissen.“

Neben zahlreichen Inlandsflügen starteten am Gründonnerstag vom Stuttgarter Manfred Rommel Airport auch Urlaubs-Flieger nach Istanbul, Fuerteventura oder Antalya. Das erste Flugzeug hob gegen 6 Uhr mit Ziel Catania auf Sizilien ab. „Am vergangenen Sonntag war Start des Sommerflugplans, dessen Angebot im Vergleich zu Vor-Corona-Jahren deutlich reduziert ist“, sagt Flughafen-Sprecherin Schleicher. „Im Sommerflugplan 2019 waren es 127 Ziele, dieses Jahr sind vorerst nur 39 Ziele gemeldet, weitere sollen über den Sommer dazukommen, wenn die Entwicklung es erlaubt.“ Auch Barcelona sei nun wieder auf der Liste.

Nach Auskunft des Flughafenbetreibers findet in Stuttgart derzeit nur rund 10 bis 15 Prozent des sonst üblichen Verkehrsaufkommens statt. So fehle beispielsweise nach wie vor die Nonstop-Verbindung nach Atlanta in den USA. Waren es vor Corona noch mehr als 20 000, in Spitzenzeiten bis zu 35 000 Fluggäste täglich, die am Flughafen Stuttgart abgefertigt wurden, seien es zuletzt nur rund 3000 bis 3500 Passagiere am Tag gewesen.