Sie sind vorsichtig optimistisch: die Flughafen-Chefs Walter Schoefer (links) und Ulrich Heppe. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Airportbetreiberin startet mit Rückenwind in die Sommersaison. Doch am Jahresende wird sie wieder bei einem hohen Defizit landen.

Für die Flughafen Stuttgart GmbH (FSG) gibt es einen Lichtblick, noch ehe die Sommersaison mit dem erhofften Aufschwung nach einem pandemie-bedingten Dauertief so richtig beginnt: Die US-Fluggesellschaft Delta Airlines hat das Unternehmen wissen lassen, dass sie am 30. Oktober wieder die Direktflüge zwischen Stuttgart und Atlanta, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Georgia, aufnehme und auch schon Buchungen ermögliche. An sechs Tagen pro Woche soll die Maschine auf der Strecke pendeln, die im Frühjahr 2020 wegen der Teilsanierung der Piste aus dem Flugplan gestrichen worden war, wegen der Corona-Pandemie dann nicht wieder aufgenommen wurde.

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Aber auch sonst erhoffen sich die Flughafenchefs einiges von der Sommersaison: „Jetzt geht es wieder so richtig los“, sagte der neue Geschäftsführer Ulrich Heppe am Mittwoch vor der Presse. Man werde alles tun, dass die Abläufe am Flughafen möglichst reibungslos funktionieren, wenn man den Betrieb ankurbele. Langfristige Vorhersagen zu Passagierzahlen seien nach wie vor schwierig. Im Moment erwarte man rund sechs Millionen Passagiere im kompletten Jahr 2022. Das wäre fast eine Verdoppelung im Vergleich mit dem Geschäftsjahr 2021.

Verlust war 2021 stark rückläufig

Da lagen Passagierzahl und Umsatz noch weit unter dem Vorkrisen-Niveau von 2019. Waren 2019 noch 12,7 Millionen Fluggäste in Stuttgart gelandet oder gestartet, so waren es 2021 genau 3 582 096, was gegenüber dem Vorjahr mit seinen diversen Lockdowns immerhin noch eine Zunahme um 11,5 Prozent bedeutet, während die Flugbewegungen um 5,7 Prozent auf 62 135 Starts und Landungen zulegten. Der Umsatz der GmbH betrug im vergangenen Jahr 143,8 Millionen, rund 150 Millionen weniger als 2019, aber 1,2 Prozent mehr als 2020. Das Ergebnis nach Steuern betrug noch minus 24,7 Millionen Euro – und damit weniger als ein Drittel des Vorjahresverlustes von 96,9 Millionen Euro. Das wurde allerdings nicht nur durch Sparmaßnahmen im Betrieb ermöglicht, sondern auch durch 31 Millionen Euro, die der Bund sowie die FSG-Gesellschafter (Land und Landeshauptstadt) im vergangenen Jahr überwiesen. Es war ein teilweiser Ausgleich für die Kosten der FSG, um im ersten Corona-Jahr 2020 den Flughafen trotz 75-prozentigem Rückgang der Passagierzahl offenzuhalten.

31 Millionen Euro als Nothilfe erhalten

Walter Schoefer, Sprecher der Geschäftsführung, hatte damals die Initiative ergriffen und eine Nothilfe zur Finanzierung der jährlichen „Vorhaltekosten“ von etwa 100 Millionen Euro erbeten. „Immerhin 31 Millionen erhielten wir“, sagte Schoefer. Eine Wiederholung der Nothilfe gab es bisher nicht, und für 2022 müsse man noch einmal mit einem Verlust in zweistelliger Millionenhöhe rechnen, obwohl man am Flughafen „weiter spart“, wie Ulrich Heppe sagte.

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„Wir erholen uns nur langsam von dem tiefsten Einbruch in der Geschichte unseres Unternehmens“, erklärte Schoefer. Den Zielen, die Liquidität und die Arbeitsplätze zu sichern, komme weiter höchste Priorität zu. Das erneut negative Ergebnis von 2021 erschwere dringende Investitionen für den Klimaschutz, mit denen die FSG die von ihr beeinflussbaren Emissionen bis 2040 auf null bringen will. Die energetische Sanierung der Gebäude werde geplant, aber erst 2025/2026 sichtbar, wenn der Flughafen hoffentlich wieder auf Vorkrisenniveau sein werde.