Wer an diesem Freitag fliegen will, hat ein Problem. Foto: imago/Lichtgut

An diesem Freitag wird der Luftverkehr in Deutschland weitgehend lahmgelegt. Streiks legen den Flugbetrieb in Stuttgart komplett lahm.

Mit der Bündelung mehrerer Tarifkonflikte sorgt die Gewerkschaft Verdi für einen Paukenschlag: An diesem Freitag lässt sie eine Warnstreikwelle über deutsche Flughäfen rollen. Auch in Stuttgart kommt es zu Arbeitsniederlegungen. Es ist nicht nur mit Verzögerungen bei der Abfertigung zu rechnen, sondern auch mit gravierenden Auswirkungen von Streiks an anderen Flughäfen. Dazu ein Überblick.

Was plant die Gewerkschaft Verdi?

Verdi ruft Beschäftigte an sieben deutschen Flughäfen zum ganztägigen Streik auf. Beginnen soll er in den frühen Morgenstunden, enden in der Nacht zum Samstag. Betroffen sind neben Stuttgart die Flughäfen Frankfurt/Main, München, Hamburg, Dortmund, Hannover und Bremen.

In Stuttgart geht es dabei weniger um den laufenden Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen, sondern um bundesweite Tarifverhandlungen für Beschäftigte der Bodenverkehrsdienste und der Luftsicherheit. Konkret tangiert sind die Dienstleister Frasec und Securitas Aviation, die in der Passagier- und Warenkontrolle tätig sind. Beschäftigte des öffentlichen Dienstes gibt es am Stuttgarter Flughafen praktisch nicht.

Welche Auswirkungen sind zu erwarten?

Generell rechnet Verdi mit starken Auswirkungen vor allem im innerdeutschen Flugverkehr: mit Verspätungen, Ausfällen und der teilweisen Blockade des Luftverkehrs.

Der Flughafen Stuttgart erwartet zumindest längere Wartezeiten bei den Sicherheitskontrollen. „Sie gibt es, auch wenn sich nur wenige Beschäftigte am Streik beteiligen“, sagt eine Sprecherin. Wegen der Abhängigkeiten könnten Streiks an anderen Airports auch in Stuttgart Flugstreichungen auslösen, betonen Verdi und der Flughafen. „Wenn zum Beispiel der Flug von München nach Stuttgart gestrichen wird, steht die Maschine nicht zum Weiterflug von Stuttgart nach Berlin bereit.“

Am Mittwochabend gab der Frankfurter Flughafen bekannt, seinen regulären Passagierbetrieb am Freitag gänzlich einzustellen – alle Passagierflüge wurden abgesagt. Weil es sich um ein Drehkreuz handelt, wird praktisch der deutsche Flugverkehr lahmgelegt. Denn das Gleiche haben auch München und Hamburg angekündigt.

Zuvor schon hatte der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport die Passagiere „dringend gebeten, von einer Anreise zum Flughafen abzusehen“. Geplant waren etwa 1005 Flüge mit rund 137 000 Passagieren. In München wird die Sicherheitskonferenz in Mitleidenschaft gezogen. Für die Regierungsflüge habe man eine Notdienstvereinbarung getroffen, teilte Verdi mit. Die Regierungsmaschinen würden abgefertigt. Andere Konferenzbesucher müssten sich alternative Anreisewege suchen. Insgesamt werden dort bis zu 700 Konferenzteilnehmer erwartet, darunter 150 hochrangige Regierungsvertreter – etwa 1000 Journalisten sind akkreditiert.

Wie viele Flüge könnten in Stuttgart betroffen sein?

Laut dem Flughafen Stuttgart sind für Freitag 162 Flugbewegungen geplant, also Ankünfte und Abflüge. Änderungen standen bis Mittwochabend noch nicht fest. Als im Frühjahr 2022 Beschäftigte der Sicherheitskontrolle streikten, fielen viele Flüge aus. So wurden am Streiktag, dem 15. März, von 50 Abflügen 28 gestrichen. Dazu kam es zu teils langen Wartezeiten an den Kontrollen. Die an diesem Wochenende beginnenden Faschingsferien in Baden-Württemberg führten nicht zu mehr Flugverkehr, sagt die Airport-Sprecherin voraus – in der Regel reisten Familien im Auto in die Skigebiete.

Könnte sich der Streik auch auf den Samstag auswirken?

Nach ganztägigen Streiktagen lief der Flugverkehr am Folgetag in der Regel im Normalbetrieb, sagt eine Flughafen-Sprecherin. „Es kann aber sein, dass es auch am Samstag vereinzelt Flugänderungen gibt.“ Teils müssen Maschinen erst an den planmäßigen Flughafen überführt werden, damit der Flugplan wieder eingehalten werden kann.

Was sollten Flugreisende beachten?

Flughafen und Fluggesellschaften raten, den Status des Fluges rechtzeitig und regelmäßig zu überprüfen. In der Regel werden Reisende von den Airlines über Änderungen informiert. Reisende sollten auf jeden Fall für den Check-in und die Sicherheitskontrolle mehr Zeit einplanen und möglichst frühzeitig zum Flughafen kommen.

Wie werden die Streiks begründet?

Nach Angaben von Verdi-Vize Christine Behle machen die Beschäftigten gemeinsam Druck auf die jeweiligen Arbeitgeber, weil die bisherigen Verhandlungen ergebnislos geblieben seien. Im öffentlichen Dienst gebe es noch kein Angebot vor der zweiten Runde am 22./23. Februar. Bei den Beschäftigten der Bodenverkehrsdienste herrsche „nach wie vor ein katastrophaler Arbeitskräftemangel“, so Behle. „Um diese Situation zu ändern, muss für sie eine attraktive Lohnerhöhung erfolgen.“ Die Beschäftigten der Luftsicherheit wiederum hätten Anspruch auf höhere Zuschläge, die die Arbeitgeber bisher verwehrten. Hohe Energie- und Lebensmittelpreise trieben die meisten Beschäftigten in eine unsichere Situation, so Behle – sie müssten von dem „immensen finanziellen Druck entlastet werden“.

Was ist noch Aktionen im öffentlichen Dienst geplant?

Anders als in anderen Teilen Deutschlands sind in der Region Stuttgart zunächst keine größeren Streikaktionen im öffentlichen Dienst mehr zu erwarten bis zur Verhandlungsrunde in der nächsten Woche. Hier soll es erst ab Anfang März zu spürbaren Arbeitsniederlegungen kommen. Vorerst beschränkt sich Verdi auf „betriebsnahe Aktionen“, um die Mitglieder zu mobilisieren.