Im Haus der Familie in Bad Cannstatt können Flüchtlingskinder spielen. Foto: Haus der Familie

Russland-Ukraine-Krieg In Stuttgart sind 1056 Flüchtlingskinder aus der Ukraine registriert. Ob und wie lange sie hier bleiben, weiß niemand. Die Stadt sucht Räume und Personal zur Betreuung. „Wir sind am Anschlag“, sagt Bürgermeisterin Fezer.

Es sieht derzeit nicht danach aus, als ob der Flüchtlingsstrom aus der umkämpften Ukraine abreißt. Viele Menschen landen in Stuttgart. 273 Kinder bis zu fünf Jahren und 783 Sechs- bis 18-Jährige seien bisher offiziell in Stuttgart registriert, berichtet Bürgermeisterin Isabel Fezer (FDP). Es gebe auch viele unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Allerdings seien die Zahlen eher noch höher, da nicht alle Flüchtlinge sich auch gemeldet hätten.

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Die meisten seien noch in Sammelunterkünften, Hotels, Turnhallen untergebracht. „Aber eine eindeutige Zuordnung zu Unterkünften ist nicht möglich“, so Fezer. Denn die Fluktuation sei groß. Im Unterschied zur Flüchtlingswelle 2015 gebe es für die Geflüchteten aus der Ukraine keinen Wohnsitzzwang, erklärte Fezer: „Wenn die Menschen hier bleiben wollen, dann ist das so. Das dürfen sie. Damit müssen wir klar kommen.“ Die Bürgermeisterin stellte aber auch klar: „Wir öffnen jetzt nicht einfach unsere Kitas. Wir haben das auch mittelfristig nicht vor. Wir sagen: die Wartelisten gelten.“ Dennoch versuche man, diesen Kindern Spiel- und Betreuungsangebote zu machen – „damit ein kindgerechtes Leben möglich ist und die Mütter entlastet werden“, so Fezer. Dabei nutze man die vorhandenen Jugendhilfeangebote – mit großer Unterstützung der freien Träger. Also beispielsweise Jugendhäuser, Jugendfarmen und Aktivspielplätze.

Zur Betreuung werden vorhandene offene Spielangebote genutzt

Zu außerhalb liegenden Unterkünften schicke man die Mobifanten, berichtete Ingo-Felix Meier, Geschäftsführer der Stuttgarter Jugendhaus-Gesellschaft. Man überlege auch, wie man die Angebote mit Sprachkursen für die Eltern koppeln könne. Mit Spielstuben und Spieltreffs versuche man die Lücke zwischen ehrenamtlicher Betreuung und Kita zu füllen, erklärte Oliver Herweg vom Jugendamt. „Es geht vor allem um Treffen im geschützten Rahmen.“

Für eine mittelfristige Perspektive fehlen ein Konzept – und Ressourcen

Fezer verwies aber auch auf die ausgereizten Ressourcen: „Wir sind am Anschlag und darüber hinaus.“ Zudem gebe es noch Corona, viele Fachkräfte fielen aus. Es werde Zeit, dass das Land bei der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse schneller werde, so Fezer. Meier warf die Frage in den Raum: „Was machen wir mit einer Kleinkindbetreuung oder einer Beschulung, wenn’s länger geht?“ Derzeit werde ein Teil der Schulkinder online aus der Ukraine beschult, ein anderer Teil gehe hier zur Schule – „wir wissen allerdings nicht, wie viele“, so Fezer. Vittorio Lazaridis (Grüne) verwies darauf, dass alle Bundesländer den Schwerpunkt in der Integration sähen, den ukrainischen Onlineunterricht nur als Ergänzung.