Ankunftszentrum für Geflüchtete aus der Ukraine am Hauptbahnhof Stuttgart (Archivbild) Foto: IMAGO/Arnulf Hettrich/IMAGO/Arnulf Hettrich

Rund 40 Mieter in Lörrach sollen gekündigt werden, um so Wohnraum für bis zu 100 Geflüchtete zur Verfügung stellen zu können. Nun äußert sich der Flüchtlingsrat Baden-Württemberg zu dem Fall.

Der Flüchtlingsrat Baden-Württemberg führt die aktuellen Probleme bei der Unterbringung von Geflüchteten auch auf die Schließung einst vorhandener Flüchtlingsunterkünfte zurück. Wegen sinkender Flüchtlingszahlen sei man dazu übergegangen, Standorte zu schließen. Das falle den Kommunen jetzt auf die Füße, sagte eine Sprecherin am Mittwoch. Sie äußerte sich vor dem Hintergrund einer Entscheidung der Stadt Lörrach und ihrer städtischen Wohnbaugesellschaft, die in den sozialen Netzen für Diskussionen gesorgt hat: Rund 40 Mieter sollen gekündigt werden, um so Wohnraum für bis zu 100 Geflüchtete zur Verfügung stellen zu können. Im Gegenzug soll den Mietern modernerer und bezahlbarer Wohnraum angeboten werden.

Natürlich seien viele Kommunen am Rande dessen, was sie leisten könnten. „Man kann aber auch beobachten, dass die Lage da angespannt ist, wo die Unterbringungsplätze nach dem Flüchtlingszustrom 2015/16 wieder abgebaut wurden“, sagte sie. Der Flüchtlingsrat spreche sich für flexiblere Strukturen aus: So solle man Geflüchteten beispielsweise erlauben, bei Bekannten, Freunden oder Verwandten unterzukommen, sofern das den Betroffenen möglich sei. „Auch das kann die Lage auf dem Wohnungsmarkt entzerren“, sagte sie. Das aktuelle Aufnahmesystem sei viel zu rigide.

Das, was in Lörrach passiere, sei von Stadt und Wohnbaugesellschaft nicht sehr geschickt kommuniziert worden. Die aktuellen Mieter hätten wegen des schlechten Zustandes ihrer Wohnungen ohnehin bald herausgemusst. Außerdem könne man sich andersherum fragen, warum Wohnraum, der wegen seines Zustandes früher oder später zum Abriss vorgesehen gewesen war, Geflüchteten zugemutet werden dürfe.