Hohe Türme zum Testen von Aufzügen wird es in Esslingen nicht geben. Aber zwei Schächte mit je 20 Metern Länge werden auf dem ehemaligen Eberspächer-Gelände entstehen. Die Firma TK Elevator baut dort ein Zentrum für Technologie und Produktion.
Eine gute Nachbarschaft ist wichtig. Darum seien die Hallen auf der Baustelle in der Zeppelinstraße 100 in Esslingen-Oberesslingen alle in Grün gehalten, denn so könnten die Mitarbeitenden der umliegenden Firmen stets ins Grüne schauen, scherzte Christian Kühn vom Investor und Projektentwickler Greenfield Development beim Baustellenfest. Auf dem ehemaligen Gelände des Alten Werks 3 der Eberspächer Gruppe entsteht ein neues Zentrum für die Entwicklung und Produktion von Aufzugstechnologien mit einer Gesamtnutzfläche von gut 33 000 Quadratmetern und Investitionskosten in Höhe von rund 90 Millionen Euro.
Nach dem offiziellen Teil mit Reden und einer Fotopräsentation konnten während des geselligen Teils des Baustellenfestes stets die gleichen Gesprächsfetzen aufgeschnappt werden: „Das ging aber schnell.“ – „Ein zackiger Bauverlauf.“ – „Die sind schon ganz schön weit.“ Diesen Aussagen will Michael Loh, der Geschäftsführer der TK Elevator Aufzugswerke, nicht widersprechen. Anfang Oktober vergangenen Jahres sei mit dem Abriss des Eberspächer-Werks begonnen worden. Die Bauarbeiten für das neue Technologiezentrum hätten im März begonnen. Mit einer Fertigstellung und Inbetriebnahme werde im Sommer nächsten Jahres gerechnet. Einzelne Teile des Unternehmens sollen bereits zu Jahresanfang in die Neubauten versetzt werden.
Am neuen Standort in der Zeppelinstraße sollen laut Michael Loh etwa 360 Vollzeitarbeitskräfte im Einsatz sein. Die Mitarbeitenden kämen vom bisherigen Sitz in Neuhausen. Im Aufzugswerk Neuhausen von TK Elevator waren vor zwei Jahren mehrere hundert Stellen abgebaut worden. Nun wird das Werk laut dem Geschäftsführer nach Esslingen verlagert. Auf den Fildern würden nur der Vertrieb für Deutschland und der Service für die Region von TK Elevator verbleiben.
Keine hohen Testtürme
Am neuen Standort wollen die Bauherren hoch hinaus. Drei Hallen sowie zwei Bürogebäude für Verwaltung und Entwicklung entstehen in der Zeppelinstraße 100. Die Produktionsflächen sollen rund 25 000 Quadratmeter, die Büro- und Sozialräume etwa 8000 Quadratmeter einnehmen. Als eine Besonderheit des Areals hebt Michael Loh die Zweigeschossigkeit von Halle Eins hervor. Die Höhe von etwa 22 Metern sei nötig, weil in dem Gebäude zwei Schächte für das Testen der Aufzüge untergebracht werden. Ellenlange Türme für Probeläufe der Lifts wie der Aufzugsturm in der Nähe von Rottweil mit einem Gardemaß von 246 Metern werde es auf dem Areal in Esslingen aber nicht geben. Außerdem ziehen in Halle Eins die Entwicklung und die Lehrwerkstatt ein. Die eigenen und die Auszubildenden anderer Firmen sollen hier weiter in ihren künftigen Beruf etwa als Mechatroniker eingeführt werden, so der Geschäftsführer. Von dieser Produktionshalle aus sollen auch Mittel- und Nordeuropa mit Ersatzteilen versorgt werden.
Halle Zwei ist nur eingeschossig. Hier wird laut dem Geschäftsführer die Logistik für die „nachhaltige Aufzugsplattform EOX“ untergebracht. Dabei handle es sich um ein Produkt mit vielen digitalen Funktionen und einer verbesserten Energieeffizienz. Diese Aufzugsgeneration sei bereits auf dem europäischen Markt eingeführt worden und soll am Neckar für den deutschen Markt sowie für Mittel- und Nordeuropa entwickelt und produziert werden. In der dritten Halle schließlich soll die Elektronik für EOX und Antriebe produziert werden. Vor allem für „High Rise“. Das seien Aufzüge für Wolkenkratzer und andere Hochbauten.
PV-Anlage auf der Dachfläche
Viel wurde getan – einiges ist noch zu tun. Von den Bürohäusern stehen laut Greenfield Development bereits die Rohbauten. Die Hallenstrukturen wurden ebenfalls schon erstellt, und die Dächer sind nahezu vollständig gedeckt: „Bis Anfang Oktober sind sie dicht.“ Die Arbeiten an den Bodenplatten und Betonböden haben im September begonnen. In den nächsten neun Monaten steht die komplette Innenausstattung mit Sondereinbauten für die Produktion auf dem Bauplan. Als eine der baulichen Besonderheiten wird eine Photovoltaikanlage auf der gesamten Dachfläche genannt. Die Solarmodule sollen zwei Gigawattstunden jährliche Leistung erbringen und die Produktion mit grünem Strom versorgen.
Es gibt also viele Gründe zum Feiern, meinen die Bauherren. Ein Richtfest hatte es nicht gegeben. „Wir haben keine Zimmerleute damit beauftragt, die den Dachstuhl richten“, nennt Nina Kleinschmidt von der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit von der Greenfield Development GmbH den Grund dafür. Als Ersatz wurde das Baustellenfest mit viel lokaler und überregionaler Prominenz auf die Beine gestellt. Auch Oberbürgermeister Matthias Klopfer nutzte die Gelegenheit, um aus seiner Sicht auf die Esslinger Wirtschaftsfreundlichkeit und die vielen Standortvorteile wie etwa die örtliche Hochschule zur Ausbildung von Fachkräften hinzuweisen. Mit Blick auf die schnell erteilte Baugenehmigung sprach das Stadtoberhaupt seiner eigenen Stadtverwaltung ein Kompliment aus. Er hoffe auf weitere Unternehmensansiedlungen. Auch die Stadt Esslingen will hoch hinaus.
Die Firmen
TK Elevator
Das Unternehmen macht nach eigenen Angaben Planung, Installation und die Wartung von Aufzügen, Fahrtreppen, Fahrsteigen, Fluggastbrücken, Treppenliften Plattformhilfen und Privataufzüge. 2020 habe sich TK Elevator von Thyssen Krupp abgespaltet. Der Umsatz im Geschäftsjahr 2022/2023 wird mit rund neun Milliarden Euro angegeben. Etwa 50 000 Mitarbeitende, 25 000 Servicetechniker seien an über 1000 Standorten beschäftigt.
Greenfield Development
Der Projektentwickler mit Sitz in Düsseldorf ist auf Industrie- und Logistikimmobilien spezialisiert. Es entwickelt und realisiert nach eigenen Angaben Industrie- und Logistikparks mit Gebäudeflächen zwischen 10 000 und 70:000 Quadratmetern vor allem für die Automobilindustrie in ganz Deutschland.