Im WM-Finale kommt es auch zum Duell der beiden Superstars Lionel Messi (li.) und Kylian Mbappé. Foto: imago/Sven Simon

Argentinien gegen Frankreich, Messi gegen Mbappé. Wer entscheidet das WM-Endspiel? Die Superstars, die Trainer oder doch die vermeintlichen Nebendarsteller?

Lionel Messi gegen Kylian Mbappé. In ihrem Club Paris Saint-Germain spielen sie miteinander, mit ihren Nationalteams sind sie Gegner und streiten um den größten Titel, den es im Fußball zu gewinnen gibt. An diesem Sonntag (16 Uhr/ARD) treffen die beiden Superstars im WM-Finale von Katar aufeinander. Der Argentinier Messi und der Franzose Mbappé. Argentinien gegen Frankreich, der Weltmeister von 1978 und 1986 gegen den Champion von 1998 und 2018. Es ist ein Traumfinale.

Es kommt nicht nur auf Messi und Mbappé an

Das Lusail Iconic Stadion ist mit rund 90 000 Zuschauern ausverkauft, Millionen Menschen werden weltweit zusehen. Und auf die Megastars schauen. Auf Lionel Messi, 35, und Kylian Mbappé, 24. Der argentinische Kapitän könnte bei seiner vierten WM-Teilnahme den Weltpokal gewinnen. Es wäre die Krönung seiner Karriere. Im Fokus steht auch Mbappé. Weltmeister ist der superschnelle und dribbelstarke Angreifer schon. 2018 in Russland holte er mit der Équipe Tricolore den Titel. Messi und Mbappé führen mit jeweils fünf Treffern die Torschützenliste der Endrunde in der Wüste an. Sie sind die großen Hoffnungsträger ihrer Teams.

Doch es gibt ja nicht nur Messi und Mbappé. In dem mit Spannung erwarteten Finale dürften auch noch andere Personen eine tragende Rolle spielen. Die Trainer Didier Deschamps (Frankreich) und Lionel Scaloni (Argentinien) etwa. Oder die Schlüsselspieler in Abwehr und Mittelfeld.

Die Trainer Ganz klar – bei den Franzosen ist auch der Trainer ein Star. Didier Deschamps war einst selbst ein Weltklasse-Mittelfeldspieler und der Kapitän der Weltmeister-Equipe von 1998. Vor vier Jahren wurde Deschamps dann auch als Trainer Weltmeister. Das hatten vor ihm nur der Brasilianer Mario Zagallo (1958/1962 und 1970) sowie Kaiser Franz Beckenbauer (1974 und 1990) geschafft. Deschamps lebt jene Selbstgewissheit, Überzeugung und Gelassenheit vor, die seine Schützlinge auf dem Platz auszeichnet.

Didier Deschamps ist schon jetzt eine Legende in Frankreich

Der Coach hat die Argumente auf seiner Seite. Wer eine Mannschaft zweimal in Folge in ein WM-Finale führt, muss eine Menge richtig gemacht haben. Dass Deschamps den Verlauf eines Spiels entscheidend beeinflussen kann, dass er über ein glückliches Händchen verfügt, bewies der 54-Jährige am Mittwochabend im kniffligen Halbfinale gegen ein starkes Marokko. Als sein Team in der zweiten Hälfte mächtig unter Druck geriet, stärkte Deschamps mit der Einwechslung des physisch starken Marcus Thuram von Borussia Mönchengladbach die zuvor anfällige linke Abwehrseite. Mit dem hellwachen Kolo Muani von der Frankfurter Eintracht brachte der Coach den Mann auf den Platz, der wenige Sekunden nach seiner Hereinnahme das 2:0 schoss und den Finaleinzug klarmachte. Didier Deschamps ist schon jetzt eine Legende in Frankreich. Und bleibt doch bescheiden. „Ich denke nicht an mich selbst. Ich bin sehr stolz auf meine Spieler“, sagte er.

Bei den Argentiniern trägt der Trainer nicht nur den Vornamen seines Superstars, er versteht sich mit diesem auch ausgezeichnet. Was ein wesentlicher Grund für den Erfolg der Südamerikaner bei der WM am Persischen Golf sein dürfte.

Unter Lionel Scaloni hatte Argentinien vor der WM 26 Spiele in Serie nicht verloren

Lionel Scaloni hat die argentinischen Nationalelf nach der WM 2018 übernommen, nach dem 3:4 im Achtelfinale gegen den späteren Weltmeister Frankreich. Anfangs als Übergangslösung betrachtet, hat sich der frühere Rechtsverteidiger – 2011 bis 2013 spielte er mit Miroslav Klose bei Lazio Rom in der Serie A – durchgesetzt und einen Namen gemacht. Ihm ist es gelungen, Lionel Messi, der nach der WM in Russland frustriert abgetaucht war, zu einem Comeback zu überreden. Ja, Scaloni, der in Katar zumeist lässig in Jogginghose unterwegs ist, hat es geschafft, eine Einheit zu formen, die auf dem Feld mit und für ihren Kapitän Lionel Messi kämpft. Unter dem 44-Jährigen hatte die Albiceleste vor der WM 26 Spiele in Serie nicht verloren. Im vergangenen Jahr gewann Scaloni mit Argentinien die Copa América. Es war der erste Titel für die stolzen Südamerikaner nach fast 30 Jahren. Am Sonntag könnte ein noch größerer Triumph folgen. Mit dem jüngsten Trainer des Turniers an der Seitenlinie: Lionel Scaloni.

Die Strippenzieher Während Lionel Messi vorne seine Kreise(l) zieht, halten zwei Männer hinter ihm den Laden zusammen. Enzo Fernandez und Rodrigo de Paul. Sie sind die heimlichen Stars im argentinischen Nationalteam. Wobei Letzterer so etwas wie der Bodyguard Messis ist. Der 28 Jahre alte Mittelfeldspieler vom spanischen Spitzenclub Atletico Madrid geht keinem Zweikampf aus dem Weg, schindet sich, rackert, damit Messi glänzen kann. Noch stärker tritt Enzo Fernandez auf. Er ist eine Entdeckung, die wichtigste Figur im Mittelfeld, das pass- und laufstarke Kraftzentrum der Albiceleste. Und das im zarten Alter von 21 Jahren und nach gerade einmal neun Länderspielen. Im vergangenen Sommer ist Fernandez von River Plate Buenos Aires zu Benfica Lissabon gewechselt, trainiert dort unter dem deutschen Trainer Roger Schmidt, steht mit dem Club auch im Champions-League-Achtelfinale.

In der französischen Defensive räumt Raphael Varane auf

Bei Titelverteidiger Frankreich geht fast nichts ohne Antoine Griezmann. Der vom Angreifer zum Mittelfeld-Back-up umfunktionierte Linksfuß ist in seiner neuen Rolle die Überraschung bei den Franzosen. Der spielintelligente Griezmann bestimmt Takt, Tempo, Pressingverhalten im französischen Spiel. „Unsere jungen Spieler wie Aurelien Tchouameni und Youssouf Fofana sind toll. Es ist aber gut, dass sie Erfahrung um sich herum haben“, sagte Trainer Didier Deschamps nach dem Halbfinale gegen Marokko. Die Erfahrung und Abgeklärtheit bringt der 31 Jahre alte Griezmann ein.

Auch er könnte am Sonntag zum zweiten Mal Weltmeister werden. Ein anderer 2018er Weltmeister räumt hinten auf: Raphael Varane. Der Abwehrchef von Manchester United gibt die Kommandos, führt seine Nebenleute, feuert diese permanent an. Der 29-Jährige verfügt über ein kluges Stellungsspiel und drischt den Ball auch mal auf die Tribüne. Der 29-Jährige hat großen Anteil daran, dass Frankreichs Defensive so schwer zu knacken ist und der Spielstil – sich immer wieder zurückziehen, dem Gegner den Ball überlassen, bei Ballgewinn kontern, den Gegner überraschen – so erfolgreich ist.