Der Mann für die schönen Tore: Dani Olmo. Foto: dpa/Christian Charisius

Die EM-Talk-Runde wünscht sich Spanien als Europameister und ein neues Gemeinschaftsgefühl.

Eviva España– diesen jahrzehntealten Gassenhauer würde unsere EM-Talk-Runde sehr gerne am späten Sonntagabend anstimmen nach dem Finale zwischen Spanien und England. Es gibt keine vier Meinungen, wer sich den Titel am meisten verdienen würde. Natürlich die Spanier, die bislang sechs Spiele gewonnen haben. „Sie spielen viel mutiger als die Engländer“, sagt Susanne Düding, Vorsitzende Fußball beim GSV Pleidelsheim. Dennoch ist sich die Runde einig, dass das Spiel nach dem doch ansprechenden Auftritt der Engländer gegen die Niederlande, als die Southgate-Truppe die wohl beste erste Hälfte gespielt hat, völlig offen ist. Und betrachtet man die letzten vier Turniere, ist England nach Frankreich die erfolgreichste europäische Turniermannschaft. „Ich hoffe nur, dass die Spanier die Engländer nicht unterschätzen. Und es geht auch um Spielglück“, sagt Thomas Franke, Leiter der Außenstelle der Lpb in Ludwigsburg.

Spanien auf lange Sicht schwer zu schlagen

Für VAR-Schiedsrichter Pascal Müller haben sich die Engländer schon ein bisschen „durchgemogelt“. Markus Koch, Trainer des SV Kornwestheim, stellt fest: „England ist aufgewacht“. Die Spanier sind für ihn aber das Maß aller Dinge, was den Nachwuchsfußball betrifft. Perspektive, Talent, Idee – für Koch sind alle Zutaten für eine neue Ära vorhanden. An Spanien muss man erst einmal vorbeikommen und auch der DFB könnte sich was abschauen. „Die Spanier orientieren sich nur am Ball. Bei uns wirkt einiges zu kompliziert“, so Koch. Für ihn ist La Furia Roja auf dem besten Weg, den vierten EM-Titel zu holen und Deutschland in der ewigen Bilanz hinter sich zu lassen.

Dani Olmo oder Harry Kane? Auch in Sachen möglicher Torschützenkönig ist sich die Runde einig: Der Spanier in Diensten von RB Leipzig wird es richten. Bislang haben beide jeweils dreimal getroffen. „Olmo schießt die schöneren Tore“, sagt Susanne Düding. Kane träfe eher vom Punkt, so Franke. Für Markus Koch ist Olmo eine der prägenden Figuren der EM, auch wenn er erst spät die entsprechende Spielzeit bekommen hat. Ihm traut er mehr Toraktionen zu als Kane.

Pascal Müller freut sich auf den Auftritt seines Kollegen François Letexier im Endspiel. Der Franzose ist erst 35 Jahre alt, und es ist sein vierter Einsatz bei der EM. „Ich kann mich nicht an so einen jungen Unparteiischen in einem Endspiel erinnern und finde die Entscheidung der Uefa mega“, sagt Müller. Letexier habe bislang unauffällig gepfiffen und werde sicher selbstbewusst in die Partie gehen.

Deutschland hat Gastgebertest bestanden

Alle zusammen hoffen auch, dass es im Berliner Olympiastadion nicht wieder Pfiffe gegen den Spanier Marc Cucurella geben wird. Spaniens Coach De la Fuente nahm es gelassen. Es habe seinen Spieler motiviert und Deutschland sei ein „herausragender Gastgeber“.

Zu dieser Einschätzung kommt auch das Quartett, wenn es darum geht, was bleiben wird von der EM in Land. „Ich finde es toll, was ehrenamtlich geleistet wurde“, sagt Susanne Düding. Eine tolle Zeit hat auch Markus Koch mit seiner Tochter erlebt, die den Sport für sich entdeckt hat. Fußball verbindet, meint Thomas Franke, der hofft, dass dieses Gemeinschaftsgefühl auch in der Gesellschaft ankommt. Die Rote Karte gab es nur für die Deutsche Bahn, die sich oft als Spielverderber gezeigt hat.