Schönen Dunk! Marcos Knight setzt nicht nur ein Ausrufezeichen. Foto: imago images

Im ersten Halbfinale um die Basketball-Meisterschaft gab es zwischen Ludwigsburg und Ulm ein 71:71 – das letzte Unentschieden ist lange, lange her.

München - Geisterspiele sind eigentlich so gar nicht die Sache der Ulmer Basketballer. In der heimischen Ratiopharm-Arena spielen sie regelmäßig vor ausverkauftem Haus, sprich 6000 Zuschauern, auch auf die orangene Wand, eine gewaltige Stehtribüne. Das alles fehlt in diesen Tagen beim Final-Turnier in München, dennoch sind die Ulmer ungeschlagen – und das auch noch nach dem ersten Halbfinale. 71:71 endete das Schwaben-Derby gegen die MHP Riesen Ludwigsburg, das ist so etwas wie ein Novum. Das bisher letzte Unentschieden gab es vor 45 Jahren.

Dem Modus bei diesem Final-Turnier sei dank, entsprechend lautete ein Fazit des Riesen-Trainers John Patrick: „Es wird spannend.“ Beim Rückspiel an diesem Dienstagabend (20.30 Uhr), eines der von Patrick so geliebten entscheidenden Spiele: Der Sieger ist im Finale. Es wäre das erste der Ludwigsburger in ihrer Geschichte, dagegen das vierte der Ulmer.

Marcos Knight, das „Biest“

Trotz leerer Ränge sind die Fans in Gedanken immer dabei. „Ohne sie wären wir ja gar nicht hier hat“, hat Ulms Archie Goodwin, ein Ex-NBA-Profi, während des Turniers betont. Das gilt allerdings auch für die Ludwigsburger, die in der regulären Saison in der heimschen MHP-Arena kein einziges Spiel verloren hatten und deren Halle im Schnitt zu 95 Prozent ausverkauft war. Entsprechend groß war der Respekt der Ulmer vor dem Gegner, und vor allem vor einem Mann: Marcos Knight. „Er ist der wichtigste Kopf der dreiköpfigen Ludwigsburger Schlange mit Wimbush und Weiler-Babb“, hat Center Garvin Schilling gesagt – und sollte Recht behalte.

Auch am Sonntagmittag war das „Basketball-Biest“ wieder einmal der überragende Spieler auf dem Parkett, steuerte 24 Punkte und elf Rebounds bei. Ihm am nächsten kam noch Nick Weiler-Babb (21), der im bisherigen Verlauf eher enttäuschte, aber vor dem Halbfinale gesagt hatte: „Heute bin ich an der Reihe.“

Er war maßgeblich an der 17:7-Führung der Riesen im ersten Viertel beteiligt, und bis zur Pause (36:34) hatte die Mannschaft den Gegner vor allem defensiv gut im Griff, so dass Ulms Sportdirektor Thorsten Leibenaht sagte: „Ich erwarte eine bessere Leistung von uns.“ Vor allem was das schnelle Spiel angeht. Das schien auch aufzugehen, Ulm führte mit neun Punkten (66:57/35.), doch die Riesen tun in jedem Spiel eines: Sie geben nie auf!

Lesen Sie auch: Man spricht Deutsch!

Und das, obwohl die Ulmer mit dem Riesenvorteil in die Partie gegangen waren, dass sie ihre beiden Viertelfinals gegen Frankfurt quasi im Spaziergang absolvieren konnten, während die Riesen gegen Titelverteidiger München zweimal an die Grenzen mussten. Zudem war zwar Hans Brase wieder mit dabei, dafür fehlte noch Ariel Hukporti, während die Ulmer aus dem Vollen schöpfen konnten.

Ihr Aderlass vor dem Turnier war ebenso groß wie bei den Riesen. Top-Scorer Zoran Dragic zog es schon im Januar zu Baskonia nach Spanien, wo der Slowene seit dieser Woche ebenfalls das Finale bestreitet, dafür fehlt bei den Riesen Top-Mann Khadeen Carrington. Allerdings konnten die Ulmer den Ausfall durch Neu-Spielmacher Thommy Klepeisz besser wettmachen als Ludwigsburg mit der Nachverpflichtung des am Sonntag blassen Zamal Nixon (kein Punkt).

Die 40 Minuten boten auf beiden Seiten Luft nach oben, da waren sich die Beteiligten einig. Ulms Derek Willis sagte: „Das war mehr wie Fußball oder Rugby.“ Also Kampf pur, da wollte auch Riesen-Coach John Patrick nicht widersprechen: „Es war ein hässliches Spiel, wir können viel besser spielen.“ Vielleicht schon am Dienstag – dann wieder ohne Zuschauer. Doch das muss nicht so bleiben. Der Ludwigsburger BBL-Präsident Alexander Reil betätigte: „Wir überlegen, ob wir im Finale einen Testlauf machen.“ Mit 100 oder 200 Fans, was immer noch viel von einem Geisterspiel hätte.