Peter Kemnitzer wirft die Angel aus. Rund 20 Fischarten gibt es in der Fils. Foto: /Karin Ait Atmane

Das Wasser der Fils bei Reichenbach (Kreis Esslingen) ist so gut, dass dort rund 20 Fischarten wieder heimisch sind. Doch Plastikmüll bedroht die Idylle. Die Interessengemeinschaft Filsfischer (IGFF) appelliert nun an Besucher und die Kommune.

Ein generelles Badeverbot in der Fils? Die Interessengemeinschaft Filsfischer (IGFF), die zuständig für das Gewässer auf Reichenbacher Markung ist, möchte das eigentlich nicht verhängen. Aber sie appelliert dringend an alle, die sich am Filsufer aufhalten, ihren Müll wieder mitzunehmen. Und von der Gemeinde wünscht sie sich, dass sie ein paar Mülleimer aufstellt.

Plastikmüll ist überall. Vom Flussufer aus gelangt er ins Wasser und ist schließlich sogar in Fischen zu finden. Leider lassen offenbar viele, die sich in der Grünzone am Reichenbacher Kraftwerk aufhalten, ihren Unrat liegen. Viele stören sich auch daran: Er sehe immer wieder Menschen, die Müll aufsammeln, berichtet Markus Reger, selbst Angler und Mitglied der IGFF. So hat irgendjemand unter einem Baum der Uferwiese einen großen Blumenkübel aufgestellt: Darin liegen unter anderem eine leere Chipspackung, eine Brötchentüte und ein Plastikbecher. „Sehen Sie, es funktioniert doch“, sagt Peter Kemnitzer von der die IGFF. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Leute Mülleimer benutzen, wenn es welche gibt.“ Die Filsfischer fänden es deshalb absolut sinnvoll, Papierkörbe und Hundekotstationen anzubringen. „Die Gemeinde verschenkt sich ja nichts, wenn sie es mal probiert“, meint Kemnitzer. „Da hat die Allgemeinheit was davon.“

In den 80er-Jahren war die Fils noch stark belastet

Der rund 6,5 Kilometer lange Flussabschnitt auf Reichenbacher Markung ist im Eigentum der Firma Seyfert beziehungsweise der Gruppe Palm Verpackungen, die hinter ihr steht. Die Filsfischer als Pächter sind mit Hege und Pflege des Abschnitts beauftragt. Das bezieht sich grundsätzlich auf den Bereich der „nassen Füße“, wie sie erklären. Die Grundstücke am Ufer gehören dagegen dem Land.

Erfreulicherweise hat sich die Wasserqualität der Fils seit Mitte der 80er-Jahre erholt. Während der Fluss in den 1970ern noch stark mit chemischen Abwässern vergiftet und praktisch tot war, weise er heute rund 20 Fischarten und „Krebse in allen Varianten“ auf, sagt Kemnitzer.

Am rosaroten Fleisch der Fische sehe man, dass sie viel Krebs fressen – ein Indikator für gute Wasserqualität. Das werde auch durch Proben belegt, mit denen man Kleintiere und andere Bioindikatoren nachweisen könne.

Plastik ist überall nachweisbar

Überall nachweisbar ist allerdings auch Plastik und Mikroplastik. Der Müll wird zum großen Teil von den Ufern ins Wasser gespült. Die IGFF, der auch Biologen und Ökologen angehören, mache regelmäßig freiwillig hier sauber. „Es geht darum, dass man den Naturraum erhält“, betonen die Angler. Gemäß ihrer eigentlichen Aufgabe setzen sie auch jährlich Fische ein und halten den „Angeldruck“ niedrig. Manche Fischarten wie die seltenen Äschen entnehmen sie gar nicht. „Wir dürften es, aber wir machen es nicht“, so Kemnitzer.

Eigentlich sei das „verlängerte Freibad“, wie er es nennt, eine tolle Sache, vor allem in heißen Sommern. Man wolle ja, dass möglichst viele Menschen etwas von dem Gewässer und der Natur drumherum haben – aber ohne diesen zu schaden. Bislang besteht nur im Bereich des Wasserkraftwerks ein Badeverbot, weil hier lebensgefährliche Strudel entstehen können. Auf den ganzen Flussabschnitt wollen die Fischer das aber eigentlich nicht ausweiten – das wäre aus ihrer Sicht nur der letzte Ausweg.