Weltberühmte Filmkulisse: Szene aus „Das Boot“ Foto: imago images/Mary Evans

Er schuf die großartigen Filmsets von Welterfolgen wie „Das Boot“ und „Cabaret“. Jetzt ist der deutsche Filmarchitekt Rolf Zehetbauer im Alter von 92 Jahren in München gestorben.

Stuttgart - Die geheimnisvolle Märchenwelt von Phantásien in „Die unendliche Geschichte“, die Science-Fiction-Architektur von „Raumpatrouille Orion“ oder die klaustrophobe Unterwasser-Enge in „Das Boot“: Mit diesen großartigen Sets schrieb Rolf Zehetbauer Filmgeschichte. Für den Welthit „Cabaret“ mit Liza Minelli in der Hauptrolle gewann er einen Oscar. Nun ist der Münchner Filmarchitekt gestorben, wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete. Zehetbauer starb demnach bereits am 23. Januar, er wurde 92 Jahre alt.

Badewanneneinläufe als Mikrofone

Zehetbauer wurde 1929 in München geboren. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs absolvierte er ein Bau-Praktikum und stieß 1947 als Ausstattungsassistent zur Münchner Bavaria Film. 1949 wurde er Mitarbeiter des dortigen Chefarchitekten Ernst H. Albrecht. Schon zwei Jahre später arbeitete er als eigenverantwortlicher Szenenbildner, bis 1963 stieg er zum Chefbühnenbildner des Studios auf. 1965 war er Hauptverantwortlicher für die Kulissen der deutschen Fernsehreihe „Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion“. Für deren Ausstattung wurde er unter anderem im Baumarkt-Sortiment fündig,wie die „SZ“ berichtet, so soll er Badewanneneinläufe als Mikrofone eingesetzt haben.

Berlin der dreißiger Jahre in „Cabaret“

Bei der Bavaria war er an deutschen Filmen wie „Scampolo“ mit Romy Schneider oder „Nachts, wenn der Teufel kam“ mit Mario Adorf beteiligt, zunehmend aber auch an internationalen Produktionen wie „The Last Escape“ (1970), „Die Akte Odessa“ (1974) oder „Das Schlangenei“ (1977) von Ingmar Bergman.

Für das Filmmusical „Cabaret“ von Bob Fosse ließ er mit seinen Kulissen das Berlin der frühen dreißiger Jahre entstehen, dafür erhielt er in der Kategorie „Art Direction“, gemeinsam mit seinen Kollegen Hans Jürgen Kiebach und Herbert Strabel, einen Oscar. Zehetbauer nahm die Trophäe im März 1973 in Los Angeles in Empfang.

Mehrere U-Boot-Modelle

An der internationalen Karriere des deutschen Regisseurs Wolfgang Petersen hatte der Filmkulissen-Architekt keinen geringen Anteil. Er schuf die legendären Ausstattungen für Petersens Welterfolg „Das Boot“ (1981) – Zehetbauer baute dafür mehrere U-Boot-Modelle; gedreht wurde im Studio in Geiselgasteig sowie in der französischen Hafenstadt La Rochelle. Ein U-Boot-Modell aus dem Film ist seit Jahrzehnten eine Attraktion in der Bavaria Filmstadt in München. Auch die Fantasielandschaften von Petersens „Die unendliche Geschichte“ (1984) entwarf Zehetbauer.

Für Joseph Vilsmaiers Romanverfilmung „Schlafes Bruder“ (1995) errichtete er ein komplettes Bergdorf aus dem frühen 19. Jahrhundert, und für Vilsmaiers Erfolgsfilm „Comedian Harmonists“ (1997) ließ er, wie schon für „Cabaret“, das Berlin der späten 1920er und frühen 1930er Jahre entstehen.

Deutsches Museum Bonn

Rolf Zehetbauer war 2003 eines der Gründungsmitglieder der Deutschen Filmakademie. Auch außerhalb der Filmbranche machte er sich einen Namen. So gestaltete er etwa die Ausstellungsräume des 1995 eröffneten Deutschen Museums Bonn.