Der Welzheimer Marcus Vetter hat das Gespräch aufgezeichnet, in dem Alexej Nawalny einem der Drahtzieher des Anschlags gegen ihn ein Geständnis entlockt. Nun ist der Dokumentarfilm dazu für den Oscar nominiert.
In „Nawalny“, dem von HBO Max und CNN Films produzierten Werk, den fünf nominierten Dokumentarfilmen für den Oscar gehört, geht es um die Folgen des Giftanschlags mit dem Nervenkampfstoff Nowitschock auf den russischen Oppositionsführer. Filmtonmeister Marcus Vetter aus Welzheim (Rems-Murr-Kreis) war dabei, als das Filmteam Nawaly bei dessen Genesung im Schwarzwald und einer Recherche mit dem Recherchenetzwerk Bellingcat in Österreich bis zu seiner Rückkehr nach Russland begleitet hat – dort wurde Nawalny dann umgehend verhaftet. „Höhepunkt des Filmes ist, als Nawalny vor laufender Kamera mit den mutmaßlichen Drahtziehern des Anschlags auf ihn telefoniert und es ihm gelingt, Konstantin Kudrjawzew ein Geständnis zu entlocken“, heißt es bei Wikipedia.
Es war die zentrale Szene im Film, die im vergangenen Jahr um die Welt ging – und an der Marcus Vetter als Tonmann maßgeblich beteiligt war. In der offiziellen Auflistung des Films wird er geführt im Bereich „Sound Departement“ als zuständig für „Production Sound“.
Aus einem geplanten Interview-Nachmittag werden zwei Monate
Bis es zur Verpflichtung Vetters kam, war es allerdings ein diffiziler Weg, der allein schon kinothrillerartige Dimensionen hatte. Er war offenkundig dank seiner bisherigen Erfahrungen den Produzenten ein Begriff. Eines Tages kam der Anfrage, ob er bereit sei, an einem Nachmittag ein Interview zu betreuen. Allerdings erfuhr Vetter nicht, um wen es ging. Zwei Wochen kam keine Reaktion, „ich dachte schon, ich sei auf einen Fake-Anruf reingefallen“. Dann allerdings bimmelte doch das Handy: Man habe ihn „gecheckt“, der Termin wurde genannt – und so begegnete Vetter dem russischen Dissidenten, der sich nahe Freiburg von dem Anschlag erholte.
Für Vetter kein Problem, da er selbst einmal zehn Jahre mit einer Russin liiert war und so die Mentalität kannte: „Ich war sofort Feuer und Flamme.“ Er konnte sogleich sein Fachwissen einbringen und die Beteiligten akribisch mit Mikrofonen ausstatten und verkabeln, damit eine solch wichtige und möglicherweise auch historische Tonaufnahme in bestmöglicher Qualität entstand, ohne dass irgendetwas verpasst hätte werden können. So wurde Vetter unversehens Mitglied des Kernteams – bestehend aus Regisseur, Kameramann, Produzent und eben ihm als Tonmann – und aus einem Nachmittag wurden zwei Monate, in denen der Tonmann Nawalny begleitet hat.