Für die neue Kindertagespflege in diesem Gebäude in der Reuchlinstraße 16 fehlt noch eine Betreuungsperson. Foto: Caroline Holowiecki

Filderstadt soll eine neue Kindertagespflege in einer ehemaligen Wohnung in Harthausen bekommen. Das Projekt steht allerdings bis dato auf unsicheren Beinen.

Welche Not ist in Filderstadt größer? Die der fehlenden Kinderbetreuungsplätze oder die des knappen Wohnraums? Diesen Fragen musste sich in seiner jüngsten Sitzung der Bildungs-, Kultur- und Sozialausschuss (BKSA) des Gemeinderats widmen. Konkret geht es um eine 123 Quadratmeter große Vier-Zimmer-Wohnung im Gebäude Reuchlinstraße 16 in Harthausen. Dort soll eine sogenannte Tagespflege in anderen geeigneten Räumen, kurz TiagR, entstehen. Tageseltern sollen dort Kinder hüten, ähnlich wie in einer Krippe, aber kleiner und intensiver. Im „Filderstübchen“ sind für U3-Kinder neun Vollzeitplätze zwischen 7 bis 15 Uhr angedacht, auch im Platzsharing. Das Ganze soll über den Tageselternverein Kreis Esslingen laufen. In Bernhausen gibt es bereits eine TiagR, in Bonlanden an der Metzinger Straße wird demnächst eine eröffnet.

12 000 Euro für die Erstausstattung

Das Konzept für Harthausen hat aber einige Haken. Eine Tagesmutter, die sowieso bereits fünf Kinder betreut, hatte sich bis zur Sitzung des BKSA gefunden, eine zweite, die die Stadtverwaltung als Voraussetzung für eine Finanzierung fordert, gab es noch nicht, ebenso lag noch keine Baugenehmigung für die Nutzungsänderung vor. Die finanzielle Unterstützung ist durchaus üppig. Die Stadt will 12 000 Euro für die Erstausstattung geben, 700 Euro für die Umzäunung des Gartens sowie 2750 Euro für Umbauarbeiten, außerdem eine jährlichen Pauschale für Reinigungskosten, für neue Spielsachen und Arbeitsmaterialien, ebenso sollen die Kosten der Versicherungen der Tagespflegepersonen und die Mietkosten für die Wohnung und den Stellplatz übernommen werden.

Der Ausschuss stimmte knapp mehrheitlich zu, aber unter Schmerzen. Tenor: zu viele Unsicherheiten. Walter Bauer (SPD) etwa wollte Wohnraum nicht gegen Kinderbetreuung ausspielen. „Was passiert mit den städtischen Investitionen, wenn das Vorhaben nicht gelingt?“, fragte er. Hartmut Wandel (CDU) betonte, dass faktisch im besten Fall nur vier Betreuungsplätze in der Stadt hinzukämen. Auch Stefan Hermann (Freie Wähler) fand: „Die Umwandelung einer Wohnung ist ein heikles Thema“. Catherine Kalarrytou (Grüne) plädierte dafür, in den sauren Apfel zu beißen und sich für die Kinderbetreuung auszusprechen. Und auch Jutta Clement-Schmid (FDP) hob hervor, dass der rechtliche Anspruch auf einen Betreuungsplatz Priorität habe.

Kindertagespflege wird weiter gefördert

In derselben Sitzung empfahl der Ausschuss einstimmig, die Förderung der Kindertagespflege in der Stadt in Kooperation mit dem Tageselternverein weiterzuentwickeln. Der Bürgermeister Jens Theobaldt sprach von einer langen guten Zusammenarbeit, „darum erachten wir es als dringend erforderlich, die Rahmenbedingungen zu verbessern“. Zumal: Der Wettbewerb ist hart. „Auch an uns geht nicht vorüber, dass andere Kommunen nachsteuern“, sagte Katja Anton-Kalbfell, die Leiterin des Amtes für Familie, Schulen und Vereine. So soll es beispielsweise eine Platzpauschale für Tagespflegepersonen im eigenen Haushalt in Höhe von 100 Euro pro Monat und belegtem Betreuungsplatz geben, außerdem pauschale Entschädigungen für Entwicklungsgespräche, ein Budget für externe Weiterbildungen oder eine einmalige 100-Euro-Energiepauschale. Ebenso sollen die Kosten für einen Büchereiausweis und zwei Anzeigen zur Personalgewinnung pro Jahr von der Stadt übernommen werden. In Summe bedeutet das für die Stadt Mehraufwendungen in Höhe von etwa 180 000 Euro pro Jahr. Der Gemeinderat wird am 6. März beschließen.