Heinz-Peter Fothen regt mit seinem Werk zur Auseinandersetzung an. Seine Installation besteht zu einem großen Teil aus Kaffeesatz. Foto: Eberle Quelle: Unbekannt

Von Elke Eberle

Die Vielfalt ist enorm, eine Idee verbindet alle. 73 Künstler der Filder zeigen in ihrer Jahresausstellung in der Städtischen Galerie Filderstadt in Bonlanden 84 Arbeiten zum Thema ‚anders.wo‘. Alle fordern auf zu Toleranz und Perspektivwechsel. Mehrere Künstler finden in ihren Arbeiten das „anders.wo“ an anderen, manchmal fernen, manchmal imaginären Orten. Sie verfremden die Orte, tauchen sie in andere Farben, abstrahieren und machen sie neu. Manche dieser Orte wie die „Tektonik im Neckartal“ von Albrecht Bopp existieren, andere wie vielleicht „Graceland“ sind fantastische Orte voller Magie, frei erfunden.

„Kennst du das Land wo die Zitronen blühn“ fragt Christa Zumbühl. Frei nach Goethes Italien-Sehnsuchtsgedicht verschwimmen und kristallisieren sich in ihrem Werk Farben und Formen vielfarbig auseinander heraus und aufeinander zu. Mehrere Künstler überführen Dinge von einem Zustand in einen anderen. Heinz-Peter Fothen nannte seine dreiteilige Installation „eigenartig“. Sie besteht zu einem großen Teil aus Kaffeesatz und Klebstoff, mutet archaisch an, ermöglicht Betrachtern einen Blick auf das eigene Sein, denn alles bleibt gleich und verändert sich doch bei einem Schritt zurücktritt oder zur Seite.

„Wir haben in diesem Jahr das gleiche Thema wie die documenta“, sagte Sabine Schäfer-Gold, die Vorsitzende der Künstler der Filder, der Küfis, wie sie sich nennen. Kunst gelinge es, mit gezielten Eingriffen, etwa mit der Wahl der Materialien, die Sehgewohnheiten zu verändern und so eine neue Sicht auf die Welt zu ermöglichen, „das Bekannte wird anders gesehen, Denkprozesse setzen ein, das Normale wird hinterfragt“. Die Frage nach einem ‚anders.wo‘ impliziere einen Vergleich, eine Hinterfragung, aber keine Wertung.

Erster Bürgermeister Andreas Koch begrüßte die Künstler und Gäste. Das Spannende der Ausstellung sei es, zu entdecken, wie sich abstrakte Gedanken zu konkreten Werken formen. Er lobte die Künstler der Filder: „Danke für Ihre tolle, engagierte Arbeit.“ Wie wie Schäfer-Gold würdigte er den vor zwei Wochen überraschend gestorbenen Filderstädter Künstler Waldemar Beck. Er war Gründungsmitglied der Küfis und er habe mit verschiedenen Aktionen Kunst nach Filderstadt gebracht. Koch: „Er wird eine Lücke hinterlassen.“

Die Küfis gibt es seit 1963, sie sind ein Künstler- und Kunstverein, mit mehr als 80 Mitgliedern, Tendenz steigend. Eingeladen wurden zur Jahresausstellung außerdem vier junge Fotografen. „Mehr geht nicht mehr, die Galerie ist ausgelastet“, sagte Schäfer-Gold. Sie wünscht sich, dass die Qualität der Arbeit in der Galerie erhalten bleibt, denn Kunst rege zum Diskurs an. „In der Kunst ist der Wechsel der Perspektive das Normale.“

Die Ausstellung in der Städtischen Galerie ist bis 16. Juli zu sehen, donnerstags von 10 bis 13 Uhr, samstags von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr. Finissage ist am 16. Juli mit Künstlerfest ab 17 Uhr.

www.kuefi.de