Zweimal Fiat 500: Der neue Foto: FCA Germany/alessandro altavilla

Die dritte Generation des Fiat 500 ist das erste rein elektrisch angetriebene Fahrzeug von Fiat Chrysler Automobiles.

Genua - Wenn Fiat ein neues Auto präsentiert, dann geschieht das meist mit einem spektakulären Auftritt – so wie beim neuen Fiat 500. Die dritte Generation des Kleinwagens überquerte vor kurzem in schwindelnder Höhe die neue – eigentlich noch nicht frei gegebene – Autobahnbrücke mitten in Genua. Aus dem geöffneten Dach des Cabriolet-Sondermodells „la Prima“ wehten während der kilometerlangen Fahrt die Flaggen Italiens und der Stadt Genua.

Warum diese Inszenierung? Weil für den kultigen Flitzer eine neue Ära anbricht, auf die Fiat über Gebühr aufmerksam macht: Er ist das erste rein elektrisch angetriebene Fahrzeug von Fiat Chrysler Automobiles (FCA) – und es gibt ihn auch nur noch als Stromer. Der neue Fiat 500 ist ein komplett neues Auto auf einer ebenso neuen Plattform. Dadurch ist der Kleinwagen etwas größer geworden, nämlich sechs Zentimeter breiter (jetzt 1,68 Meter) und sechs Zentimeter länger (jetzt 3,63 Meter), der Radstand wuchs um zwei Zentimeter auf 2,32 Meter.

Bei der Entwicklung standen Reichweite und Ladezeiten, die beiden Hauptinteressen der Käufer von Elektrofahrzeugen, ganz oben im Lastenheft, teilt Fiat mit. Lithium-Ionen-Batterien mit einer Kapazität von 23,7 kWh (95 PS) oder 42 kWh (118 PS) sind an Bord. Sie ermöglichen den Angaben zufolge eine Reichweite von bis zu 320 Kilometern, gemessen nach dem neuen WLTP-Standard.

Um die Ladezeit zu optimieren, ist der knapp vier Meter lange Fiat 500 mit einem Schnellladesystem ausgestattet, das einen Ladestrom von bis zu 85 kW ermöglicht. Beim Schnellladen (DC-Laden mit Kabel Mode 4) sind nach nur fünf Minuten Ladezeit die Batterien weit genug aufgeladen, um rund 50 Kilometer zu fahren, so Fiat. In nur 35 Minuten sei die Batterie zu 80 Prozent aufgeladen. Das ist durch den sogenannten CCS2-Anschluss (Combo 2) möglich, der Laden sowohl mit Gleich- als auch mit Wechselstrom zulässt. Außerdem ist ein Mode-3-Kabel an Bord, das Laden an öffentlichen Stationen mit bis zu 11 kW ermöglicht.

Zum Marktstart (vermutlich noch im November) bietet Fiat Lösungen für Heimladestationen an: So werden die ersten Exemplare zusammen mit einer sogenannten Easy Wallbox verkauft, die an eine herkömmliche 230-Volt-Steckdose angeschlossen wird. Drei Fahrstufen gibt es: Normal, Range und Sherpa. Im letzteren ist das gesamte System daraufhin konfiguriert, die größtmögliche Reichweite zu erzielen. So wird beispielsweise sichergestellt, dass ein im Navigationssystem programmiertes Ziel oder die nächstgelegene Ladestation erreicht wird. Die maximale Fahrgeschwindigkeit wird dabei auf 80 km/h begrenzt, die Umsetzung von Befehlen des Fahrpedals erfolgt besonders sanft und zusätzliche Verbraucher wie Klimaanlage oder Sitzheizungen werden automatisch ausgeschaltet, können aber bei Bedarf wieder aktiviert werden.

Im Modus Normal lässt sich der neue Fiat 500 beinahe wie ein herkömmliches Fahrzeug mit Verbrennungsmotor fahren. Steht der Fahrprogrammwahlschalter dagegen auf Range, muss im Prinzip nur noch das Fahrpedal betätigt werden. Loslassen des Fahrpedals löst einen gewissen Bremsvorgang aus, ohne dass dazu das Bremspedal getreten werden muss. Mit ein wenig Übung ist es so möglich, den kleinen Stromer nur mit dem Fahrpedal zu bewegen. Das Bremspedal wird eigentlich nur noch benötigt, um das Fahrzeug zum kompletten Stillstand zu bringen.

Der Fiat 500 mit der großen Batterie beschleunigt aus dem Stand auf 50 km/h in 3,1 Sekunden, Tempo 100 wird nach 9,0 Sekunden erreicht. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 150 km/h begrenzt, teilt Fiat mit – und nennt als Einstiegspreis 27 560 Euro. Erhältlich ist der kleine Stromer aber schon ab 23 560 Euro (mit der kleineren Batterie) und das Cabrio (nur mit großer Batterie) ab 34 900 Euro. Davon gehen jeweils noch die Umweltprämien ab, die derzeit für reine Elektroautos bei bis zu 9000 Euro liegen. Zur Wahl steht auch eine Version mit einer zweiten Tür auf der Beifahrerseite, die entgegen der Fahrtrichtung öffnet (2000 Euro Aufpreis).

Zahlreiche elektronische Hilfssysteme sind an Bord, teils serienmäßig, teils optional. Sie halten automatisch den Abstand zum Vordermann oder die Spur. Rundumblick bietet eine 360-Grad-Kamera und ein weiterentwickelter Totwinkel-Assistent soll die Sicherheit verbessern. An der Mittelkonsole zeigt sich ein neues Infotainmentsystem mit rund zehn Zoll großem berührungsempfindlichen Bildschirm. Via Smartphone-App können Nutzer unter anderem den Ladestand der Batterie und Infos wie etwa den Reifendruck aus der Ferne abfragen oder das Auto orten lassen.

Übrigens ist auch die zweite Generation des Klassikers noch im Angebot – mit Verbrennern und Hybriden zur Auswahl.