Eigentlich ist das Schwörfest ein Bürgerfest, auf dem viel gegessen, getrunken und gefeiert wird. Es hat aber auch eine politische Dimension, die jetzt vom Rathaus in den Vordergrund gerückt wird.
Wenn am Freitag um 16 Uhr mit der Schwörzeremonie das Esslinger Schwörfest eröffnet wird, weiß fast jeder, um was es in den kommenden Tagen geht: Essen und Getränke aus verschiedenen Kulturen, Musik, Tanz und Feierlaune prägen dieses Fest, das früher einmal Bürgerfest hieß und von den meisten auch so empfunden wird: Es ist in erster Linie ein Fest von und für Esslinger, auf dem natürlich auch Auswärtige gern gesehen werden. Aber ist es auch ein politisches Fest?
Das Rathaus legt dies zumindest nahe. Das Schwörfest lade die Stadtgesellschaft dazu ein, das Gemeinwohl, die Demokratie und sich selbst das ganze Wochenende lang zu feiern, heißt es in einer Ankündigung der Stadtverwaltung. „In diesem Jahr feiern wir auch 75 Jahre Grundgesetz“, ergänzt der Esslinger Oberbürgermeister Matthias Klopfer. Aus diesem Anlass zeige der Verein Kultur am Rande beim Schwörfest 30 ausgewählte und grafisch gestaltete Grundgesetzartikel als mobile Ausstellung. Auch weitere Programmpunkte ermöglichten einen besonderen Blick auf Teilhabe und Partizipation, heißt es der Mitteilung.
Historisch gesehen ein besonderes Fest
Historisch betrachtet ist das Schwörfest auf jeden Fall ein politisches Fest. Es war bis zum Verlust der Reichsunmittelbarkeit das zentrale verfassungspolitische Ereignis der Stadt. „Inzwischen wird die Feierstunde natürlich in moderner Form durchgeführt“ sagt Klopfer. Inhaltlich passe sie aber „noch immer in unsere Zeit“. Gemeinsam mit dem Gemeinderat wird er bei der Schwörzeremonie verpflichtet, für das Wohl der Stadt und ihrer Bewohnerinnen und Bewohner einzustehen.
Auf dem Fest gibt es neben den zahlreichen Möglichkeiten zu feiern und zu entspannen auch ein Programm für Bildungshungrige und lokalpolitisch Interessierte: Unter dem Titel „Warum Schwörfest?“ erläutern der Architekt und Bauhistoriker Peter Dietl sowie der Esslinger Stadtarchivar Joachim J. Halbekann bei einer Führung, weshalb das Schwörfest überhaupt gefeiert wird. Dabei gehen sie auf die Geschichte und Bedeutung des Schwörtags ein und führen zu den Orten der historischen Zeremonie. Die kostenlose Führung beginnen am Freitag um 14 Uhr im Klosterhof (Kreuzgang) am Münster St. Paul. Geplant war eine zweite Führung um 18 Uhr, die aber entfällt, weil die Fußballnationalmannschaft an diesem Abend im Rahmen der Europameisterschaft ihr Viertelfinale gegen Spanien spielt.
Zwei weitere Führungen zeigen, „Wo der Schwörtag tanzte“: Sie ermöglichen einen Einblick in das barocke reichsstädtische Rathaus, das heutige Amtsgericht in der Ritterstraße. Als Macht- und Verwaltungszentrum der Stadtrepublik stand das Rathaus der Reichsstadt Esslingen auch im Mittelpunkt der Schwörzeremonien. Die Rundgänge beginnen am Samstag um 14 Uhr und um 14.45 Uhr jeweils im Hof des Amtsgerichts (Ritterstraße 8) und sind kostenlos.
Einblicke ins Rathaus
Auch in die heutigen Rathäuser kann beim Schwörfest hinein geschaut werden: Im Alten Rathaus gibt es kostenlose Führungen mit interessanten Einblicken zur Gemeinderatsarbeit. Sie finden am Samstag um 13 Uhr und um 15.30 Uhr statt. Am Sonntag lädt die Stiftung Altes Rathaus Esslingen um 13.30 Uhr, 14.30 Uhr und 15.30 Uhr zu kostenlosen Führungen durch das Alte Rathaus ein.
Das Neue Rathaus versteckt sich derzeit zwar hinter einem Gerüst, weil die Fassade renoviert wird, kann aber am Samstag zwischen 11 und 16 Uhr beim „Tag des offenen Rathauses“ besucht werden. Das Programm umfasst hier zum Beispiel unkonventionelle Bürgermeister-Sprechstunden, Einblicke in die Arbeit der Feuerwehr und Ausblicke vom Rathausbalkon. Am Samstag von 14 bis 16 Uhr gibt es zudem einen Cocktailstand der Gremien auf dem Rathausplatz mit den Mitgliedern von Jugendgemeinderat, Gemeinderat und Bürgerausschüssen.
Das gesamte Schwörfest-Programm unter: www.esslingen.de/schwoerfest