Dorothea Restle vom Stiftungskuratorium ist berührt, was auch kleine Beträge bewegen können. Foto: Karin Ait Atmane - Karin Ait Atmane

Wenn die Kirche nicht genug Mittel hat, springt in Wernau die Stiftung „Dem Menschen nahe“ ein. In den ersten zehn Jahren konnte sie viele Sozialprojekte unterstützen.

WernauIn den zehn Jahren ihres Bestehens hat die Stiftung „Dem Menschen nahe“ in Wernau mehr als 28. 000 Euro ausgeschüttet und gleichzeitig ihr Gründungskapital verdoppelt. Senioren profitieren ebenso von ihrer Unterstützung wie Kindergärten oder die katholische Jugendarbeit. Am Sonntag wird beim Stiftungsfest im Gemeindezentrum St. Magnus gefeiert.

Was tun, wenn die Kirchensteuern zurückgehen und das Geld bei der Kirchengemeinde knapper wird? Diese Frage stellte der damalige Pfarrer Wolfgang Schrenk in den Raum und kam zusammen mit dem Kirchengemeinderat zum Schluss, eine Stiftung zu gründen. „Dem Menschen nahe“ ist aber mehr als Zukunftsvorsorge; schon jetzt gibt es zahlreiche Projekte und Aufwendungen, die man gar nicht aus dem regulären Etat decken könnte, sagt Dorothea Restle, die Vorsitzende des fünfköpfigen Stiftungskuratoriums.

Unterstützt werden sollen „karitative und seelsorgerische Initiativen“ - soziale und musische Projekte ebenso wie solche gegen Armut und Ausgrenzung oder Pflege- und Hilfsdienste. Insgesamt 50 Projekte waren es bisher. Oft bewerben sich die katholischen Kindergärten mit Ideen, die sie in ihrem Budget nicht unterbringen: ein Kunstprojekt, ein Waldprojekt oder ein Hochbeet für einen Kindergarten. Immer handle es sich um nachhaltige Dinge, die etwas Bleibendes bewirken, sagt Dorothea Restle. Und wer mit einem Antrag im gleichen Jahr nicht zum Zuge komme, habe im Jahr danach die Chance.

Wichtig sind der Stiftung auch die Senioren. „Diese Leute waren aktiv in Wernau, sie haben Wernau mitgestaltet“, sagt Restle: Sie sollten im Alter spüren, dass „sie weiter zur Kirchengemeinde gehören“. So bekommt die Katholische Sozialstation jedes Jahr Stiftungsgeld für die „Zeitspende“: Sie ermöglicht, dass sich die Pflegekräfte in besonderen Situationen mehr Zeit nehmen können für die Menschen, die sie zu Hause betreuen, auch für nicht Eingeplantes, das von der Pflegeversicherung nicht gedeckt wäre.

Oft bekommt „Dem Menschen nahe“ wieder etwas zurück: Der Kirchenchor, der einen Zuschuss bekam, hat später bei einer ihrer Veranstaltungen gesungen; die Mütter von Kindergartenkindern backen Kuchen fürs Stiftungsfest am Sonntag, und die Jugendlichen von der Familienfreizeit in Eglofs, die schon mehrfach bedacht wurde, zeigen Ausschnitte aus ihrem Zirkusprogramm.

Was auch kleinere Geldbeträge bewegen können, berührt Restle immer wieder. Sie wurde Kuratoriumsmitglied, als sie gerade nach mehr als 30 Jahren aus dem Gemeinderat ausgeschieden war. Die Unterstützung, die geleistet wird, fasst sie zusammen als: „Licht bringen, Freude bringen, Kontakte fördern, Zeit schenken“. Es sei zudem ein Weg für die Kirche, im gesellschaftlichen Leben Präsenz zu zeigen.

Eine Herzensangelegenheit ist ihr nicht nur das Fördern von Projekten, sondern auch die Akquise von Zustiftungen und Spenden und die Kontaktpflege zu treuen Förderern. „Wir haben Leute, die jedes Jahr zustiften“, berichtet sie. Diesen schickt sie regelmäßig Post und informiert, wofür Spenden und Erträge verwendet wurden. Im ersten Jahrzehnt wurde das Stiftungskapital verdoppelt: Bei der Gründung waren es 61. 000 Euro, in denen auch Restkapital des ehemaligen Krankenpflegevereins enthalten war. Aktuell ist der Kontostand bei 123. 000 Euro. Die Zinssätze sind derzeit niedrig, aber dank der treuhänderischen Verwaltung durch die Caritasstiftung in Stuttgart habe man wenigstens etwas bessere Konditionen. Dieses Jahr kamen aufgrund des Jubiläums einige Spenden zusammen, unter anderem von zwei Banken. Damit konnte man die niedrigen Zinserträge auffangen.

Am Sonntag ab 15 Uhr wird im Gemeindezentrum St. Magnus das zehnjährige Bestehen von „Dem Menschen nahe“ gefeiert: mit Musik, Grußworten, Kaffee und Kuchen sowie Darbietungen des Kindergartens St. Magnus und aus dem Zirkusprogramm der Familienfreizeit in Eglofs. Ab 18 Uhr findet in der St.-Magnus-Kirche ein Benefizkonzert mit dem Akkordeonorchester statt.