In der Schreinerei fertigen die Kinder Holzkreisel für den Markttag. Foto: /Tim Kirstein

In Deizisau nehmen etwa 180 Kinder an der Spielstadt „Klein NeFingen“ teil. Es gibt dort durchaus Parallelen zum echten Leben. So kann man dort beispielsweise einkaufen und es steht eine Feuerwehr zur Verfügung.

In der „kleinsten Kommune des Landkreises“, deren Pforten an der Ecke Dammweg und Neue Straße in Deizisau liegen, geht es geschäftig zu. In der Gärtnerei werden Blumensträuße gebunden, bei der Zeitung brandheiße Neuigkeiten zu Papier gebracht und im Fernsehstudio laufen die Vorbereitungen für das Abendprogramm. Ein ganz normaler Tag in „Klein NeFingen“.

Bereits zum vierzehnten Mal gibt es die Kinderspielstadt, die von der Kreisjugendringeinrichtung Zehntscheuer in Deizisau in Zusammenarbeit mit den Kommunen Wernau und Deizisau organisiert wird. „Es ist ein sehr lebendiges Konzept“, sagt Heike Banzhaf-Frasch, Leiterin der Zehntscheuer und Spielleiterin in Klein NeFingen. Der Name setze sich aus den Flüssen Neckar und Fils zusammen, erklärt sie. Insgesamt 33 Betriebe gibt es in Klein NeFingen. Von Künstlerateliers und einer Schreinerei über Freizeitangebote, Restaurants und Verwaltungseinrichtungen wie das Rathaus ist alles dabei. Unterstützt werden die Kinder in den Betrieben von Helfern, den sogenannten Betriebsberatern. Diese hätten meist selbst als Kinder an der Spielstadt teilgenommen und seien daher mit dem Prinzip vertraut, erklärt Banzhaf-Frasch.

Großer Andrang vor der Bank und vor dem Warenhaus

Am Warenhaus und vor der Bank herrscht schon vormittags großer Andrang. „Die Kinder verdienen pro Stunde zehn sogenannte Nefis“, erklärt Banzhaf-Frasch. Pro Tag könne bis zu fünf Stunden gearbeitet werden. „Mit diesem Geld können sie dann in der Stadt einkaufen“, fügt sie hinzu. So können die Kinder beispielsweise Snacks kaufen oder das Spa besuchen.

Hier zeigt sich ein interessanter Aspekt an Klein NeFingen. Obwohl es spielerisch zugeht und die Atmosphäre entspannt ist, gibt es auch Parallelen zum echten Leben. Die Bürgerinnen und Bürger müssen Steuern zahlen und Ausweise bei sich tragen. Wer keine Lust mehr auf seinen Beruf habe, könne kündigen und beim Arbeitsamt auf Jobsuche gehen, so Banzhaf-Frasch. In der Spielstadt sei für jeden etwas dabei und es gebe viele Möglichkeiten, sich auszuprobieren. „Man kann sogar einen halben Tag bezahlten Urlaub nehmen“, sagt Banzhaf-Frasch.

Das Mittagessen für die Klein NeFinger gibt es in der Deizisauer Gemeindehalle. Für den kleinen Hunger gibt es in der Spielstadt reichlich Angebote. Zuckerwatte, Waffeln oder Gebäck – es gibt viele Möglichkeiten, das hart verdiente Geld auszugeben. In diesem Jahr wurden die Cafés und Restaurants an einem Platz, der „Foodcorner“, versammelt. So verteile sich alles besser.

Pyjama-Motto-Tag als Wahlversprechen

„Auch für uns ist es immer ein Ausprobieren“, sagt die Spielleiterin. Ein weitere Neuheit ist die Giraffe „Garry Raffy“, das Maskottchen der Stadt. „Sie wird uns auch die nächsten Jahre begleiten“, erklärt Banzhaf-Frasch. Die Entscheidung für das Maskottchen und seinen Namen fiel durch eine Abstimmung. Auch der Bürgermeister und die vier Stadträte wurden demokratisch gewählt. Manche konnten mit gewagten Wahlversprechen wie der Einführung eines Pyjama-Motto-Tags die Wähler für sich gewinnen.

Auch eine eigene Feuerwehr steht der Kommune Klein NeFingen zur Verfügung. Diese wird auch dringend gebraucht, wie der Brand im Rathaus beweist. Als „Rauch“ aus dem Zelt kommt, erscheinen die Feuerwehrleute und beginnen mit den Löscharbeiten. Die Brände werden mit einer Nebelmaschine simuliert, das Löschwasser landet meist auf dem Gras.

Im Rathaus löst der Feuerwehreinsatz Ärger aus, den Stadträten graut vor der Rechnung, die die Feuerwehr der Verwaltung stellen wird. Zudem gibt es in Klein NeFingen noch wichtige Angelegenheiten zu regeln. Der Bürgermeister arbeitet daran, sein Wahlversprechen, den Döner nach Klein NeFingen zu bringen, umzusetzen.