Die Arbeiter auf den Straßenbaustellen geben Vollgas – das gilt nun vor allem in der Sommerferienzeit. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

In der Sommerferienzeit haben Straßenbaustellen Hochkonjunktur. Was erwartet die Stuttgarter? Hier eine Hitliste der spannendsten Projekte.

Stuttgart - Eine Pandemie kann auch ihr Gutes haben. Zumindest beim Blick auf die Stuttgarter Straßenbaustellen: „Wir werden jetzt in den Sommerferien deutlich weniger starke Eingriffe in das Hauptverkehrsstraßennetz als sonst haben“, sagt Jürgen Mutz, Leiter des städtischen Tiefbauamts. Das sind Nebenwirkungen der Coronapandemie. Die offizielle Liste der größeren Ferienbaustellen hat Mutz jedenfalls von 20 auf 15 reduziert. Das alles ist kein Zaubertrick – auch wenn für den Tiefbau in Stuttgart in der Ferienzeit Hochkonjunktur herrscht.

Warum immer in den Ferien?

So funktioniert’s normalerweise: Weil in den Sommerferien etwa ein Fünftel weniger Verkehr herrscht, werden Bauphasen mit Vollsperrungen und Umleitungen gerne in die Urlaubszeit gelegt. „Die Behinderungen sind bei einem reduzierten Verkehrsaufkommen eben verträglicher“, sagt Mutz. Nun aber waren die Blechkolonnen während der Hochphase der Coronapandemie auch schon so häufig auf Ferienzeitniveau, dass man bereits unter dem Jahr „stärker als sonst in den Verkehr eingreifen“ konnte.

   Somit konnten die Bauarbeiter erledigen, was normalerweise für die Sommerpause gedacht war. Freilich: „Das heißt nicht unbedingt, dass es weniger Baumaßnahmen gibt“, sagt der Tiefbauamtschef, „die sind dann aber eher auf Nebenstrecken und Randgebieten zu finden.“ Und dann gibt es ja noch die Baustellen, die nicht nur einen Sommer, sondern viele Jahre in Anspruch nehmen. Ein Blick auf die spannendsten Projekte.

Wieder Blockade am Bopser

Die Sperrung am Bopser hatte schon ihre Generalprobe. In der ersten Pfingstferienwoche mussten Autofahrer auf dem Weg von Degerloch über die Neue Weinsteige (B 27) in die Stadt eine Umleitung hinnehmen. Der Grund: Die Hohenheimer Straße ist stadteinwärts gesperrt, die Stadtbahnhaltestelle Bopser wird barrierefrei umgebaut. Nun die Fortsetzung, mit den größten Einschränkungen zwischen dem 1. August und dem 6. September. „Mit den Umleitungen kommen auch die Beschwerden“, weiß Mutz.

Auch der Berger Tunnel im Stuttgarter Osten als Teil von B 10 und B 14 wird von Donnerstag, 29. Juli, an wieder mal voll gesperrt. „Die Umleitung über König-Karls-Brücke und Mercedesstraße funktioniert ganz gut“, sagt der Mann vom Tiefbauamt. Freilich ist der Verkehrsknoten von Schwanenplatz-, Leuze- und Berger Tunnel noch längst nicht fertig. Der Beton der Bauwerke muss noch saniert werden.

Keine heiße Nadel im Rosensteintunnel

Die Wolframstraße am Nordbahnhofviertel bekommt nach den Worten von Jürgen Mutz nun ihr zweites „Ohr“. Andere sagen „Schleife“ zu den geschwungenen Rampen zwischen Nordbahnhofstraße und Wolframtunnel. Die Südschleife gibt es seit April, nun soll spiegelbildlich die Nordschleife gebaut werden. Die provisorischen Rampen sind wegen des künftigen S-Bahn-Tunnels nötig und überdauern auch den Start von S 21, weil die Bahnbrücken vorerst nicht abgerissen werden. Allerdings gibt es nicht nur Sommerlaune im Straßenbau. Der B-10-Rosensteintunnel, das 460-Millionen-Projekt, hätte zum Ende der Sommerferien eröffnet werden sollen. Doch nun ist der Start auf das Ende der Herbstferien im November vertagt. „Wir müssen die Betriebstechnik intensiv testen“, sagt Jürgen Mutz. Man hätte wohl „mit heißer Nadel gestrickt in den Betrieb gehen können“, sagt er, habe aber erkannt: „Lieber noch etwas später, dafür aber sicherer.“

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Hofener Trauma – bitte warten

Kein Sommermärchen wird eine andere emotional besetzte Baustelle: der Bau des Kreisverkehrs im Seeblickweg in Hofen. Er soll das Trauma zweier tödlicher Fußgängerunfälle beenden. Bis kürzlich stand der 9. August als Starttermin im Kalender. Jetzt heißt es 4. Oktober.

Und die Autobahnen um Stuttgart? Auf der A 8 muss der Urlaubsverkehr an der S-21-Baustelle vorbei – etwa beim Flughafen oder zwischen Wendlingen und Neuhausen. Bei der A 81 wird sich die Sanierung des Engelbergtunnels auswirken – und vor allem der 360 Millionen Euro teure Ausbau der A 81 zwischen Böblingen-Hulb und Sindelfingen-Ost. Dieses Nadelöhr wird noch viele Ferien erleben. Man spricht von fünf Jahren. Staus erwartet die Autobahn GmbH übrigens woanders: A8, bei Hohenstadt und Pforzheim-Nord, A81, bei Mundelsheim.