Jetzt endlich gute Perspektiven und viel Licht für den Tower? Foto: Gottfried Stoppel

Neun Jahre nach der Insolvenz der ersten Tower-Bauherren übernimmt die regional tätige Immobilienfirma eines aus Fellbach stammenden Unternehmers das unvollendete Super-Hochhaus.

Kleine Entdeckungen am Straßenrand sind oft belanglos und meist nicht der Rede wert. Manchmal allerdings sind sie womöglich auch Indizien für ein ganz großes Thema. Diese Gedanken beschlichen Radler, Fußgänger oder Autofahrer dieser Tage, wenn sie in der Nähe des Fellbacher Super-Hochhauses Schwabenlandtower im Schritttempo im Stau vor dem gesperrten Stadttunnel unterwegs waren.

Aufmerken ließen dort mehrere offenkundig erst kürzlich angebrachte Werbebanner. Zum einen war dort Reklame für das Architekturbüro Wolf zu sehen. Weit bedeutsamer erschienen die anderen Werbebotschaften: „Ebner Immobilien“ wurde angepriesen, samt einigen Werbesprüchen sowie der Telefonnummer des Unternehmens.

Werbebanner als erste Hinweise auf den neuen Tower-Investor

Erster Gedanke: Joachim Ebner, der in seiner Heimatstadt Fellbach wie in der gesamten Region Stuttgart bekannte und erfolgreiche Immobilienmanager, wird doch nicht etwa zum Retter des seit neun Jahren im Rohbau vor sich hin bröckelnden Fellbacher Towers? Mittlerweile haben sich die Vermutungen verdichtet: Ebner übernimmt tatsächlich den bundesweit bekannten Wohnturm.

Immer mal wieder wurde an der Rohbau-Ruine in Fellbach auch ein Stück weitergebaut. Foto: Gottfried Stoppel

Mehrere Gesprächspartner aus für gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen in Fellbach bestätigten dies zuletzt anhand ihrer Informationen. „Die Ebner-Werbung hängt nicht umsonst dort“, erklärt einer. „Wenn Sie mehr über die Zukunft des Schwabenlandtowers wissen wollen, dann schauen sie doch mal an den Bauzaun dort“, sagt ein anderer.

Nachfragen per Telefon und Mail bei Ebner wie bei der um ihre Zukunft ringenden Berliner Adler Group gingen, womöglich infolge der aktuellen Urlaubszeit, zunächst zwar ins Leere. Dem Zeitungsverlag Waiblingen gegenüber hat Ebner mittlerweile bestätigt: Sein Unternehmen habe einen Vertrag mit der Adler Group geschlossen.

Dass sich rund um den Fellbacher Tower nach jahrelangem Stillstand was tut, war bereits in den vergangenen Wochen durchgesickert. „Die geheimen Verhandlungen um den Verkauf des verwaisten 107-Meter-Wohnturms“, so lautete die Schlagzeile unserer Zeitung vor ziemlich genau einem Monat.

Seit Monaten „vertragsnahe Verhandlungen“

Eine Sprecherin der Adler Group wollte sich Anfang Juli nicht näher äußern und wiederholte eine bereits einige Monate zuvor gemachte Erklärung ähnlichen Inhalts: „Bezüglich des Verkaufs des Schwabenlandtowers befinden wir uns in fortgeschrittenen vertragsnahen Verhandlungen mit einem potenziellen Käufer.“ Mit Verweis auf die aktuellen Gespräche wolle man keine weiteren Erläuterungen abgeben.

Am Bauzaun sind bereits Werbebanner des neuen Investors angebracht. Foto: Dirk Herrmann

In Branchenkreisen allerdings war da bereits von einem potenziellen Käufer aus dem Stuttgarter Raum die Rede – genauer, von einer in Stuttgart ansässigen Firma. Ein Vertrag werde wohl demnächst unterschrieben oder sei es sogar schon. Dass der Weg nun quasi in einem Heimspiel endet, nämlich zu dem aus Fellbach stammenden Joachim Ebner, war damals allerdings nicht abzusehen. Sein Unternehmen wurde auch von keinem der befragten Branchenexperten als möglicher Übernahmekandidat genannt.

Schwabenlandtower als Verkaufskandidat

Die in erhebliche finanzielle Turbulenzen geratene Adler Gruppe hatte im Februar 2023 auf Nachfrage unserer Zeitung erstmals erklärt, dass „wir zum Schluss gekommen sind, für das Projekt Schwabenlandtower einen Verkauf in Erwägung zu ziehen“. Ein Jahr später, im Januar 2024, wurde es etwas konkreter. „Für das Projekt Schwabenlandtower ist eine Veräußerung an einen Investor beziehungsweise einen Kooperationspartner vorgesehen. Wir befinden uns bereits in Gesprächen mit mehreren Interessenten.“

Der Wohnturm war 2016 als Projekt von Vater und Sohn Warbanoff als Gewa-Tower gestartet worden – vorgesehen mit 64 Eigentumswohnungen, die in den oberen Etagen rund vier Millionen Euro kosten sollten. Doch nur für die unteren Stockwerke fanden sich Interessenten, die Warbanoffs meldeten Insolvenz an. Nach der Pleite übernahm zunächst die CG-Group des schillernden Immo-Unternehmers Christian Gröner die Wind und Wetter trotzende Bauruine.

 Dann kam Adler ins Spiel, der unvollendete Wohnturm firmierte mittlerweile unter dem Begriff Schwabenlandtower. Die Hoffnungen der Fellbacher Bevölkerung und natürlich auch in der Stadtverwaltung, dass der bundesweite Spott über die Unfähigkeit der lokalen Planer endlich verstummt und der Tower dank international agierenden Player fertig gebaut werden würde, erfüllten sich jedoch auch jetzt nicht.

Allerdings war Fellbach für die jeweiligen Investoren mit ihren weit entfernten Sitzen auch nur ein Objekt unter vielen. Das wird nun bei Joachim Ebner nicht der Fall sein. Er ist Fellbacher, der Sitz von Ebner Immobilien befindet sich in einer schmucken, alten Villa in der Freiligrathstraße, einer Seitenstraße in Bad Cannstatt nahe des Kurparks. Das Besucher- und Informationszentrum von Ebner wiederum befindet sich in der Heerstraße in Waiblingen nahe des Remsparks.

Joachim Ebner hat bereits zahlreiche Projekte in der Region erfolgreich umgesetzt. Foto: Eva Herschmann

Durch zahlreiche Projekte in der Region Stuttgart hat Ebner bewiesen, dass er auch größere Einheiten problemlos umsetzen kann – zahlreiche Ein- und Mehrfamilienhäuser, Stadtteil- und Dienstleistungszentren. So hat das Unternehmen in der Fellbacher Innenstadt die ehemalige Fabrikantenvilla von Carl Wüst und Umgebung erfolgreich aufgepäppelt, unter anderem befindet sich dort ein Edeka-Markt.

Auch die „Cannstatter Pforte“ ist ein Ebner-Projekt

Weitere Projekte sind die „Cannstatter Pforte“ in der Schmidener Straße in Bad Cannstatt, das einstige Coca-Cola-Gelände an der Stuttgarter Straße in Fellbach oder die Wohngebiete Blütenäcker und Wasen nahe der Rems in Waiblingen. Auch der Bau des japanischen Unternehmens Kyocera im Waiblinger Ameisenbühl ist ein Ebner-Projekt. Doch auch weiter entfernt bringt Ebner neuen Schwung in die Immobilienszene, so mit der Postgalerie in Speyer.

Was konkret sich nun am Fellbacher Schwabenlandtower 107 tut, lässt Ebner einstweilen offen. Das sei noch zu früh. Dazu stehen nun die vermutlich nicht ersten Gespräche mit der Fellbacher Verwaltung mit Oberbürgermeisterin Gabriele Zull und Baudezernentin Beatrice Soltys an – man kennt sich schließlich durch etliche Termine in der Stadt. Genaueres zur Tower-Zukunft dürfte sich deshalb wohl erst nach der Sommerpause entwickeln.