Beste Stimmung: VfB-Stadionsprecher Holger Laser und VfB-Busfahrer Jürgen Dispan auf der Bühne des Hölderlinsaals Foto: Gottfried Stoppel

Die Große Weinprobe zum Auftakt des Fellbacher Herbsts hatte unter dem Motto „Erstklassig“ zahlreiche Sportgrößen aus der gesamten Region Stuttgart zu Gast. Die Stimmung wurde immer feuchtfröhlicher.

Nun gut, zunächst eine vermeidbare, aber eben typische Niederlage in Madrid, dann lediglich ein Unentschieden daheim gegen Prag: Der VfB Stuttgart als Vorzeigeclub der Region hatte bestimmt eine stärkere Rückkehr auf die europäische Fußballbühne geplant. Andererseits, so schlecht war die Performance des Cannstatter Clubs auch wieder nicht, der derzeit immerhin allein sechs deutsche Nationalspieler stellt. Darauf passt doch ein Schlückchen Sekt.

Zum Auftakt die Weißweincuvée: „Offensive VfB“

Oder eine Weißweincuvée, die „Offensive VfB“ heißt. Die bildete den Einstieg zur Großen Weinprobe am Donnerstagabend in der Schwabenlandhalle zum Auftakt des Fellbacher Herbsts. Der intensive Kontakt der Fellbacher Weingärtner (WG) zum VfB besteht schon länger, und so drehte sich im „ehrwürdigen Hölderlinsaal“ (WG-Vorstand Thomas Seibold in seiner Eingangsrede) der Abend unter dem passenden Motto „Erstklassig“ um den Spitzensport in der Region.

Den Moderator Holger Laser kennt man durch Late-Night-Chats oder Morningshows in Privatsendern, vor allem aber als VfB-Stadionsprecher. In der Arena ist er für die Information und Bespaßung von 60 000 Fans auf den Rängen zuständig, hier in Fellbach waren es 750 Besucherinnen und Besucher.

Der aus „der Sindelfinger Ecke“ stammende Laser bekannte: „Den Freitag und Samstag beim Fellbacher Herbst kenne ich durch etliche Besuche gut, aber Donnerstag ist für mich die Premiere hier bei der Großen Weinprobe.“ Mit einem Scherz begrüßte er die mit sensationeller Mehrheit wiedergewählte Fellbacher Oberbürgermeisterin Gabriele Zull: „Mehr als 98 Prozent, so werden bei uns Präsidenten abgewählt.“

Zwei Schimmel reiten neben dem Mannschaftsbus von Real Madrid

Laser und sein erster Gast trugen nicht zufällig die VfB-Champions-League-Jacke, denn Jürgen Dispan ist seit mehr als 20 Jahren Mannschaftsbusfahrer. Damals war Felix Magath noch Trainer. Die Reise jüngst ins Madrider Estadio Santiago Bernabéu war „der Wahnsinn“: „Allein der Real-Mannschaftsbus wurde mit zwei weißen Pferden reingeführt.“ Weitere Bonmots lockte Laser aus Dispan zudem heraus – etwa, dass er kürzlich VfB-Neunationalspieler Deniz Undav die Plastiktüte mit Schienbeinschonern und Kickstiefeln hinterherfahren musste.

Während die Landjugend Fellbach im Saal die Luft in den Gläsern mit den nächsten Weinen vertrieb, zeigten die Nachwuchsgruppe des TSV Schmiden und die Kaderathletinnen der Mannschaftsgruppe des Leistungszentrums der Rhythmischen Sportgymnastik ihr Können. Darja Varfolomeev war zwar nicht in der Schwabenlandhalle, aber der Stolz auf die erste Olympiasiegerin aus Fellbach war im Saal auch so zu spüren. Die Spitzenathletinnen trainieren sechsmal die Woche und kommen so auf etwa 40 Stunden, berichtete die Standortmanagerin des Bundesstützpunkts, Sina Maier.

Kreisläufer Manuel Späth hätte gerne größere Essensportionen

Zum nächsten Gesprächspartner musste Laser aufblicken: Handballer Manuel Späth misst genau zwei Meter. Der Kreisläufer spielte bei Frisch Auf Göppingen – in jener Zeit, als auch Gabriele Zull dort Erste Bürgermeisterin war – und beim TVB Stuttgart, in Hamburg und Porto und hat bisher 499 Bundesligaspiele auf dem Konto. „Noch eines, dann sind die 500 voll“, erkannte Laser richtig. Mittlerweile lebe er in „Esslinger in den Weinbergen“, offenbarte Späth seine Verbindung zum Rebensaft. Und was sagt der Handball-Riese zur Weinprobe? „Die Essensportionen hätten ein bisschen größer sein können“ – vermutlich eine unbeabsichtigte Pointe, denn fast alle im Saal erinnerten sich an die letztjährige Veranstaltung, wo während des Abends das Essen ausgegangen war.

Die Niederländerin Kim Renkema, einstige Volleyballerin, ist seit 2017 Sportdirektorin von Allianz MTV Stuttgart und berichtete, dass bei ihrem Einstieg als Managerin „wir genauso viel Schulden wie Etat hatten“.

Der letzte Gesprächspartner auf dem Podium hatte gleich doppelt zu erzählen: Thomas Zerweck war einst Handballer und laut Laser „der Schrecken im Tor“. Zerwecks Antwort: „Für den Hexer hat es nicht gereicht, aber ich war schnell wie ’ne Katze.“ Und seit 1. Juli dieses Jahres ist Zerweck Kellermeister der Fellbacher Weingärtner.

Im Saal wurde die Stimmung immer feuchtfröhlicher, und auch Laser gestaltete seine Moderation mit gelockerter Zunge immer spritziger. Als Showmaster darf man natürlich keinen der edlen Tropfen auslassen. Das kann zu Kopf steigen, wie jeder weiß. Nach etwa der Hälfte des Abends fragte Laser: „Glühe ich schon so?“ Und er bekannte: „Ich bin schon ein bissle angeschlagen, ich muss langsam machen.“ Mit einigen Schlucken Sprudel zur Verdünnung und schwäbischer Nahrungszufuhr brachte er den Abend aber gekonnt zu Ende: „Die Brezel hat mich gerettet.“

„Lasst der Gläser Klang erklingen, funkle, Fellbachs edler Wein!“

Nach drei Stunden Bühnenprogramm folgte der traditionelle Schlusspunkt: Animiert durch Julian Deifel vom Stadtmarketing, hauptberuflich mittlerweile Stadtteilschultes von Stuttgart-Stammheim, sang der Saal mit lauter Kehle die „Fellbach-Hymne“ – mit den abschließenden Zeilen: „Lasst uns darum fröhlich singen, lasst uns froh und dankbar sein, lasst der Gläser Klang erklingen, funkle, Fellbachs edler Wein!“