Demnächst gibt es keine S-Bahn-Abfahrt vom Bahngleis in Waiblingen. Foto: Gottfried Stoppel

Die Fellbacher Oberbürgermeisterin Gabriele Zull fordert wegen des Ausfalls der S-Bahn „zwingend“ eine enge Taktung der Busse zu den Stoßzeiten.

Berufspendler wie Gelegenheitsnutzer aus dem Rems-Murr-Kreis müssen sich in den kommenden Wochen wegen der Streckensperrung zwischen Waiblingen und Bad Cannstatt auf nervige Geduldsproben, Verspätungen und überfüllte Ersatzbusse einstellen. Dass die Bahn zudem immer noch kein genaues Konzept für den sogenannten Schienenersatzverkehr – Abfahrtszeiten der Busse, Taktung oder ein Streckenverlauf – präsentieren kann, stößt vielen Betroffenen wie auch den Verantwortlichen in den Kommunalverwaltungen sauer auf.

Der angekündigte Austausch erfolgt zu spät

Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull hat jüngst ihren Unmut über diese mangelhafte Informationspolitik dem Bevollmächtigten der Bahn für Baden-Württemberg, Thorsten Krenz, übermittelt. In Fellbacher Unternehmen seien rund 24 000 Arbeitnehmer beschäftigt, „19 000 Menschen pendeln täglich in unsere Stadt ein und 15 000 verlassen die Stadt, um im Umland zu arbeiten“, viele dieser Arbeitnehmer seien von der „Sperrpause“ betroffen.

Die Beweggründe für die Sperrung hält die Fellbacher Stadtchefin zwar durchaus für „nachvollziehbar“, allerdings kritisiert sie das laxe Informationstempo der Bahn. Überdies hält sie den nächsten, von der Bahn für den 26. April angekündigten Austausch mit den Kommunen für deutlich zu spät, „zumal der Schienenersatzverkehr bis dahin vermutlich schon im Entwurf organisiert ist“.

Umbau der Haltestellen birgt zusätzliche Risiken

Zulls aktuelle Forderung in Richtung Krenz: „Für Fellbach ist es zwingend, dass der Schienenersatzverkehr eine enge Taktung zu den Stoßzeiten aufweist und an das bestehende Netz anknüpft.“ Die Routen sollten „verlässlich befahrbar sein“, erklärt die Oberbürgermeisterin und stellt klar: Die Strecke des Ersatzverkehrs dürfe auf gar keinen Fall durch „den stark staugefährdeten Kappelbergtunnel führen“.

„Ich will mir nicht vorstellen, wie sich der Verkehr in den kommenden Wochen gestaltet, wenn es uns nicht gemeinsam gelingt, einen attraktiven Fahrplan für den Ersatzverkehr auf die Beine zu stellen“, so Gabriele Zull weiter. Dies insbesondere, weil noch ein weiteres Problem quasi auf der Straße liegt: Momentan werden etliche Haltestellen entlang der Stadtbahnlinien auf Fellbacher Gebiet (U1 und U16) ausgebaut, wodurch es zu baustellenbedingten Verkehrsbehinderungen kommt. Von der Bahn erwartet Zull deshalb, dass sie die Öffentlichkeit „und speziell die vielen verunsicherten Pendler zeitnah informiert“, welche sinnvollen Lösungen für die Anbindung Fellbachs vorgesehen sind.

Eine Vorstufe der Komplettsperrung tritt bereits an diesem Freitag, 21. April, in Kraft, wenn die S-Bahn-Linien 2 und 3 nur im Halbstundentakt unterwegs sind. Der Backnanger SPD-Landtagsabgeordnete Gernot Gruber, selbst ein regelmäßiger und routinierter S-Bahn-Nutzer, hat mittlerweile erfahren, dass in dieser ersten Phase bis zum 26. April um 4 Uhr die Platzkapazitäten auf Langzüge erhöht werde. Und: Zwischen Waiblingen und Bad Cannstatt wird stündlich zwischen 8 und 23 Uhr am Samstag und Sonntag beziehungsweise von 6 bis 18 Uhr am Montag und Dienstag ein zusätzlicher Entlastungsverkehr mit Expressbussen ohne Zwischenstopp eingerichtet. Die Abfahrten in Waiblingen erfolgen jeweils zur Minute 27. Die Fahrtdauer liege laut Bahn-Information bei 25 Minuten. Zum Vergleich: Die S-Bahn benötigt üblicherweise zehn Minuten.

Fellbacher Ein- und Auspendler können konstatieren: Dieser Expressbus in den nächsten Tagen bringe ihnen also wenig.