Balkonkraftwerke liegen im Trend. Ob man sie einfach selbst anschließen darf oder einen Fachmann braucht, ist umstritten. Eine Firma aus Fellbach hat eine innovative Lösung für das Problem.
Steckersolargeräte, auch Balkonkraftwerke genannt, liegen schwer im Trend. Kein Wunder: Bei den derzeit hohen Energiekosten ist die Vorstellung, einen Teil des benötigten Stroms selbst herstellen zu können, reizvoll. Umstritten war bislang, ob die Geräte ihrem Namen gemäß einfach in eine Haushaltssteckdose eingesteckt werden dürfen, oder ob ein Elektriker dafür eine spezielle Energiesteckdose montieren muss.
Auch Rudolf Hobelsberger aus Waiblingen ist ein Fan von Steckersolargeräten, auf seinem Garagendach hat er ein solches Minikraftwerk installiert. Die Debatte darum, an welche Art von Steckdose die Balkonkraftwerke angeschlossen werden dürfen, kennt er nur zu gut. Und der Elektrikermeister kann auch erklären, wieso der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) für eine vom Fachmann montierte Energiesteckdose plädiert. „Beim Balkonkraftwerk handelt es sich ja nicht um einen Stromverbraucher, sondern um einen Stromerzeuger. Wenn man es aussteckt, könnte theoretisch an den Steckerstiften eines ausgesteckten Haushaltsteckers Spannung anliegen und dem Anwender einen Stromschlag zufügen.“
Wenn ein Fachmann kommen muss, schreckt das viele ab
Doch die Vorstellung, einen Elektriker für den Anschluss des Minikraftwerks bezahlen zu müssen, schreckt viele potenzielle Stromerzeuger ab. Da wollte Rudolf Hobelsberger Abhilfe schaffen. Die Firma IMT Lasersintern in Fellbach, deren Geschäftsführer er ist, hat sich zwar auf elektrotechnische Schaltschränke für die Industrie spezialisiert, doch die Belegschaft und ihr Chef tüfteln auch gerne andere hilfreiche Produkte aus. Zu Beginn der Coronapandemie beispielsweise einen „Hygieneschlüssel“, ein praktisches Helferlein, mit dem sich ohne Hautkontakt Türen öffnen, Lichtschalter und Aufzugknöpfe betätigen oder PIN-Nummern am Bankautomaten eingeben lassen.
„Auch zwei meiner Mitarbeiter haben bei sich zu Hause Balkonkraftwerke installiert“, sagt Rudolf Hobelsberger – man habe sich also auch aus Eigeninteresse Gedanken gemacht. Klar war: Es braucht ein zweites Sicherheitssystem, das die zwei Steckerstifte abschaltet. „Anfangs haben wir versucht, das Rad neu zu erfinden und einen neuen Stecker zu entwickeln“, erzählt Hobelsberger. Dann aber kam den Tüftlern eine andere Idee. Nämlich die, für den Anschluss des Solarkraftwerks einen bereits existierenden PRCD-Stecker zu nutzen. Über diesen Personenschutzstecker mit Unterspannungsauslöser, so der Plan, kann das Minikraftwerk an die normale Haushaltssteckdose angeschlossen werden. „Bei diesen Steckern sind die Steckerstifte im ausgesteckten Zustand vom Steckersolargerät getrennt und es besteht keine Gefahr eines Stromschlags“, erklärt Rudolf Hobelsberger.
Der Betrieb der Minikraftwerke könnte einfacher werden
Mit dem VDE, der derzeit an einem Vorentwurf für eine neue Norm zum Betrieb der Mini-Energie-Erzeugungsanlagen arbeitet, haben sich die Tüftler mehrfach ausgetauscht und ihren Lösungsansatz mit dem PRCD-Schalter eingebracht. Im Januar veröffentlichte der Verband ein Positionspapier zu den Balkonkraftwerken und sprach sich darin für einige Vereinfachungen aus, die laut Hobelsberger einer Revolution gleichkämen. „Dazu gehört unter anderem die Duldung des Schukosteckers mit unserem Lösungsvorschlag, dem PRCD-Stecker.“ Nun gelte es abzuwarten, wie der Verband entscheide. Den normgerechten Anschlussstecker bietet die Fellbacher Firma bereits in ihrem Online-Shop an, ergänzt durch zwei selbst entwickelte Steckdosen. Eine davon kann den erzeugten Strom erfassen und den eigenen Verbrauch managen. So fließt der selbst produzierte, aber nicht verbrauchte Strom nicht kostenlos ins öffentliche Netz ab, sondern kann genutzt werden, Smart Home fähige Geräte wie Waschmaschine, Geschirrspüler oder Trockner zu betreiben.