Dank der frühlingshaften Temperaturen beginnt beim Spargelhof Bauerle die Erntezeit. Für das exklusive Gemüse werden zwischen neun und zwölf Euro pro Pfund aufgerufen.
Noch handelt es sich beim Spargel im Supermarktregal um weit gereiste Ware. Die ersten Transportboxen mit dem edlen Stangengemüse sind in Griechenland gewachsen, aus Spanien angekarrt oder gar aus Anbaugebieten in Peru eingeflogen worden. Mit Frische hat das oft nicht mehr viel zu tun, mit den langen Reisewegen leidet auch der Geschmack. Doch mit den frühlingshaften Temperaturen hat jetzt auch in der Region die Spargelernte begonnen – direkt vor der Haustür der Verbraucher.
Spargel vom Schmidener Feld: Kilopreis auf dem Niveau eines Stücks Rindfleisch
Beim Gemüsehof Bauerle auf dem Schmidener Feld stechen die Erntehelfer seit dieser Woche mit gekrümmtem Rücken in den Boden. Und im Hofladen an der Stadtgrenze zu Stuttgart wird an die Kundschaft gebracht, was aus der Erde ans Tageslicht drängt. Knapp zwölf Euro kostet der Spargel in der höchsten Güteklasse aktuell pro Pfund, in der zweiten Qualitätsstufe werden für ein halbes Kilo gut drei Euro weniger verlangt.
Das ergibt einen Kilopreis für die Luxusware mit Gardemaß, für den es beim Metzger des Vertrauens schon auch mal eine Rinderhüfte im Angebot gibt. Wer statt billig erzeugter Importware lieber frischen Spargel aus regionaler Produktion will, muss bereit sein, für heimische Qualität auch Geld auszugeben – und das Saisongemüse zum Star auf dem Teller machen.
„Beim Spargel gehen mehr als 50 Prozent der Kosten fürs Personal drauf“, erklärt Phillip Bauerle den Preis fürs arbeitsintensive Gemüse. Schon jetzt zum Saisonauftakt hat der Fellbacher Landwirt gut 30 Erntehelfer im Einsatz, wenn in zwei Wochen kurz vor Ostern die Hochphase der Spargelzeit beginnt, werden mehr als hundert Saisonarbeiter auf dem Schmidener Feld mit dem Stechen, Waschen und Sortieren beschäftigt sein.
Spargel könnte durch den Mindestlohn deutlich teurer werden
Sie stammen vor allem aus Rumänien, teilweise aus Polen, und bekommen für ihre mühsame Arbeit den gesetzlichen Mindestlohn, aktuell 12,82 Euro pro Stunde. In einem Beitrag fürs Morgenmagazin von ARD und ZDF, der sich mit dem Start der Spargelsaison in Fellbach befasst, wird deshalb schon spekuliert, dass das heimische Edelgemüse im nächsten Jahr noch deutlich teurer werden könnte.
Schließlich ist eine Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro im Gespräch. „Wenn die Erntehelfer mehr verdienen, muss das Produkt zwangsweise teurer werden“, sagt der Landwirt Phillip Bauerle vor der Fernsehkamera. Die steigenden Kosten müssten auch beim Spargel auf die Verbraucher umgelegt werden.
Dass der Spargel überhaupt so früh sein Köpfchen hebt, liegt am Aufwand, den die Landwirte für die Sonderkultur betreiben. Weil es die sonnenverliebte Pflanze im zeitigen Frühjahr warm haben will, wird bei Bauerle mit einer doppelten Folie gearbeitet. Das wird von vielen Spaziergängern durchaus kritisch beäugt, beim Blick auf die schwarzen Kunststoffbahnen auf den Feldern ist in der Bevölkerung schon mal von einer „Verschandelung der Landschaft“ die Rede. Doch wer im Rennen um den Saisonstart mit Spargelbauern aus dem Rheintal mithalten will, braucht den durch die Folie erzeugten Gewächshaus-Effekt.
Spargel: Ohne Folienabdeckung wird nichts aus dem Frühstart in die Erntesaison
Lohn der Mühe, die von eisigen Winterwinden oft zerzausten Bahnen immer wieder neu zu justieren, ist ein oft rekordverdächtiger Start der bis in den Juni laufenden Spargelsaison. In den vergangenen beiden Jahren konnte Bauerle seine Erntehelfer bereits Mitte März anrücken lassen, jetzt lässt der Takt der Natur die Hochsaison der weißen Stangen zwei Wochen später beginnen.
Spargel wird in Fellbach seit vier Jahrzehnten angebaut. 1983 wagten sich Seniorchefin Karin Bauerle und ihr verstorbener Mann Klaus erstmals an die exklusive Sonderkultur, inzwischen ist aus der Pionierarbeit ein Markenzeichen für Fellbach geworden – auch wenn die 70 Hektar Anbaufläche, die Familie Bauerle bewirtschaftet, nicht komplett auf dem Schmidener Feld liegt.
Spargel aus der Region
Für spätere Sorten haben sich die Fellbacher Landwirte diverse Äcker beim Waiblinger Teilort Bittenfeld gesichert, auch bei Affalterbach im Landkreis Ludwigsburg wächst Bauerle-Spargel. In deutlich kleinerem Umfang bauen auch die Familie Schmid aus Waiblingen-Beinstein und die Familie Knödler aus Leutenbach im Rems-Murr-Kreis regionalen Spargel an.
Dieser besticht durch heimisches Bodagfährtle und guten Geschmack – auch wenn er zum Saisonstart gut ein Drittel mehr kostet als die Importware aus dem Ausland. Kleiner Trost für Spargel-Liebhaber: In der Regel sinkt der Preis fürs exklusive Gemüse im Lauf der Erntezeit – weshalb sich ein wenig Geduld durchaus lohnen kann. Ansonsten gilt: Wer Spargel liebt, muss warten können – oder sich um den Preis fürs edle Stangengemüse keinen allzu großen Kopf machen.