Knopfbatterien und andere verschluckte Fremdkörper können lebensgefährlich werden. Die Rems-Murr-Kliniken warnen vor den oft unterschätzten Gefahren und geben wichtige Hinweise für den Notfall.
Kleine Batterien, große Gefahr: Knopfzellen, die in vielen Alltagsgegenständen wie Spielzeugen, Weihnachtskarten mit Musik oder elektrischen Teelichtern stecken, können für Kleinkinder lebensgefährlich werden. Besonders in der Weihnachtszeit sind Notfälle in den Rems-Murr-Kliniken keine Seltenheit. „Ein äußerst riskantes, aber leider häufig nicht bekanntes Problem sind Knopfbatterien, weil sie in vielen Spielzeugen von Kleinkindern enthalten sind. Öfters kommt es auch vor, dass Großeltern die Batterien ihrer Hörgeräte wechseln und diese in Reichweite der Enkel liegen lassen“, berichtet Klinik-Sprecherin Christine Felsinger.
Gefahr durch Knopfbatterien
Bleiben die Knopfbatterien in der Speiseröhre stecken, kann es zum Stromfluss kommen, wenn beide Seiten der Batterie gleichzeitig Kontakt zum feuchten Gewebe haben. Dabei kann das Gewebe verbrennen oder verätzt werden. „Im Extremfall kann das durch alle angrenzenden Gewebe gehen, also Speiseröhre, Luftröhre und Aorta“, so Felsinger. „Daher gilt die verschluckte Knopfbatterie bei uns als absoluter Notfall.“ Die Lage muss schnellstmöglich durch ein Röntgenbild kontrolliert und gegebenenfalls sofort, innerhalb der ersten Stunde, entfernt werden.
Fremdkörper bei Kleinkindern: Häufiger Notfall
„In der Kinderklinik des Rems-Murr-Klinikums Winnenden sehen wir immer wieder Kinder, die Gegenstände verschlucken“, teilt die Klinik-Sprecherin mit. „Meist sind es Kleinkinder im Alter zwischen sechs Monaten und vier Jahren, die aufgrund kindlicher Neugierde einfach gerne Dinge in den Mund nehmen oder in die Nase stecken. Mehr als zwei Drittel der kleinen Patienten sind jünger als sechs Jahre, Jungen sehen wir etwa doppelt so häufig wie Mädchen.“
Häufig bemerkten die Eltern gar nicht, dass ihr Kind etwas Falsches verschluckt habe, und meist rutschten solche Fremdkörper zum Glück auf natürlichem Weg durch Speiseröhre, Magen und Darm. „In etwa 10 bis 20 Prozent aller Fälle ist es jedoch nötig, dass wir den Fremdkörper rasch per Endoskopie entfernen, wenn wir beim Röntgen sehen, dass er an einer gefährlichen Stelle sitzt“, so Felsinger.
Typische Symptome sind: Würgen und/oder Erbrechen, Schluckstörungen, Fremdkörpergefühl, starker Speichelfluss, Luftnot bei begleitender Kompression im Rachen und/oder in der Luftröhre. Unspezifische Symptome können auch Unruhe, Fieber oder Entwicklungsstörungen sein.
Besondere Gefahren durch Magnete
Probleme bereiten auch Magnete, besonders, wenn ein Kind gleich zwei Magnete verschluckt. Liegen diese an unterschiedlichen Stellen und ziehen sich bei ungünstiger Konstellation an, können sie Gewebe einklemmen. Dann kommt es zu Nekrosen, das heißt, es sterben Zellen ab. Daher müssen auch Magnete rasch geborgen werden. „Sehr gefährlich sind übrigens kleine Neodym-Magnete. Diese kleinen Magnetkügelchen sind besonders schnell verschluckt und leider extrem starke Magnete.“
Ebenfalls rasch entfernt werden müssen scharfe Gegenstände, da diese bei versehentlichem Schlucken immer auch die Gefahr einer Verletzung mit sich bringen. Typisch dafür seien Ohrstecker, Schmuckanhänger, Scherben, aber auch mal Stecknadeln oder Lutscher.
„Bei allen anderen Gegenständen ¬ etwa Münzen, die wir auch öfters in Kinderkörpern finden – gilt die Faustregel: Alles, was in der Speiseröhre feststeckt, muss entfernt werden. Alles, was kleiner ist als zwei Zentimeter und bereits durch die Speiseröhre gelangt ist, kann auch den Magenausgang sehr gut passieren und den Darm problemlos durchqueren.“
Sobald die verschluckten Gegenstände allerdings deutlich größer sind als zwei Zentimeter – gefunden wurden auch schon Tischtennisbälle – müssen sie meist entfernt werden. Christine Felsinger: „Was wir in den Rems-Murr-Kliniken außerdem bei Kindern, und speziell an Weihnachten auch bei Erwachsenen immer wieder sehen: Lebensmittelreste, die sich verklemmen oder zu Verstopfungen führen.“
Weihnachtszeit: Besondere Notfälle
Typische weihnachtliche Notfälle aus den Notaufnahmen in Winnenden und Schorndorf sind Geflügelknochen oder Fischgräten, die im Bereich des Kehlkopfes feststecken. Oft wird beim Festmahl in geselliger Runde ein Knochenstück oder eine Gräte übersehen, wenn sie sich zum Beispiel im Kartoffelpüree oder im Rotkraut tarnt. Dann wird weniger gekaut, man konzentriert sich weniger aufs Essen und bemerkt den störenden Fremdkörper erst dann, wenn er im Bereich der seitlichen Kehlkopfschleimhaut oder in der Speiseröhre in einer der anatomischen Engen sitzt.
Die Chefärzte der Notaufnahme kennen auch Kuriositäten, berichtet Felsinger. Etwa, wenn ein Kind genüsslich in eine rote Christbaumkugel beißt. „Die kann verführerisch nach rotem Apfel aussehen, aber wir wissen ja seit Schneewittchen, dass nicht jeder rote Apfel ein gesundes Bio-Obst ist.“
Auch an den Feiertagen sind die interdisziplinären Notaufnahmen der Rems-Murr-Kliniken in Winnenden und Schorndorf sowie die Kindernotaufnahme in Winnenden rund um die Uhr geöffnet und gewährleisten die medizinische Notfallversorgung im Rems-Murr-Kreis.
Notfall In akuten lebensbedrohlichen Situationen an den Rettungsdienst unter Telefon 112 wenden oder sich in die Notaufnahme bringen lassen. Weitere Infos unter: www.rems-murr-kliniken.de/service/im-notfall.html