Computerexpertin Salander (Claire Doy) Foto: will fiese Hacker stoppen. - will fiese Hacker stoppen.

Hollywood neigt dazu, erfolgreiche Filme aus europäischer Produktion einfach zu kopieren. Meist erweist sich das als nicht allzu gute Idee. Nun hat Federico Alvarez den Thriller „Verschwörung“ aus der Millennium-Romanreihe neu verfilmt – mit überschaubarem Erfolg.

EsslingenHollywood hat eine seltsame Art, Hochachtung für einen ausländischen Film auszudrücken: Sobald es so aussieht, als ließe sich mit einer amerikanischen Version gutes Geld verdienen, wird der Film auf Englisch haargenau nachgedreht. Aktuell wird bereits über eine US-Version von „Toni Erdmann“ spekuliert. Etwas komplizierter wird die Angelegenheit bei den Verfilmungen von Stieg Larssons Erfolgsthrillern. Die Buch-Trilogie um den Journalisten Mikael Blomqvist und die Hackerin Lisbeth Salander hat sich allein in Deutschland millionenfach verkauft – aus Schweden gab es deshalb drei Filme, die unter den Titeln „Verblendung“, „Verdammnis“ und „Vergebung“ ihr Publikum im Kino und Fernsehen fanden. Hollywood drehte „Verblendung“ später nach und erzielte erneut sowohl an den Kinokassen als auch bei der Kritik einen Erfolg, 2011 war der Film mit Rooney Mara und Daniel Craig sogar für fünf Oscars nominiert.

Doch dann gingen die Probleme los und die Arbeiten an den beiden weiteren Filmen gerieten ins Stocken. Schließlich entschied sich Sony Pictures dafür, mit einem anderen Buch als dem eigentlich geplanten „Verdammnis“ die Reihe neu aufzusetzen. Verfilmt werden sollte stattdessen „Verschwörung“, das vierte Buch mit Charakteren der Reihe. Das wurde aber nicht mehr von Larsson selbst, sondern nach dessen Tod von David Lagercrantz geschrieben. Klingt alles gehörig kompliziert? Willkommen in der Welt von „Verschwörung“.

Statt Rooney Mara spielt nun Claire Foy die vielschichtige Salander. Die Computerexpertin kommt als Mischung aus Robin Hood und James Bond daher, fährt auch schon mal eine Verfolgungsjagd im Volvo und starrt ansonsten recht gequält entweder durch die farblich extrem runtergedimmte blaugraue Landschaft Schwedens oder auf irgendwelche Computerbildschirme. Salander soll dafür sorgen, dass ein Programm, das den Online-Zugriff auf alle Atomwaffen weltweit ermöglicht, nicht in die falschen Hände gerät. Die US-amerikanische NSA und der schwedische Geheimdienst sind ebenfalls hinter dem Tool her, und Salander entscheidet sich erneut, Blomqvist (Sverrir Gudnason) um Hilfe zu bitten. Anders als in den „Wallander“-Filmen, in denen er den Pontus verkörpert hat, bleibt Gudnason hier blass, und das liegt nicht mal an ihm: Außer für Salander zeigt das Drehbuch wenig Liebe zu seinen Figuren. Sie bleiben meist nur Abziehbilder. Dadurch werden Talente wie Lakeith Stanfield verschenkt, obwohl der sich eine gute Filmografie aufbaut.

Im Englischen verwendet man für die komplex mit Nachfolgern und Vorgängern erzählten Filmreihen gerne den Gattungsbegriff „Franchise“. Nun also soll auch Salander zu einem solchen „Franchise“ aufgewertet werden. Noch in einer anderen Branche nutzen die US-Amerikaner den Begriff, bei Fast-Food-Ketten. Und am Ende ist genau das der beste Vergleich für „Verschwörung“: An manchen Tagen gut für Fans, schnell sättigend, aber leider nur von sehr geringem Nährwert.

Der fünfte Film zu Stieg Larssons düsteren „Millennium“-Bestsellern will der Thrillerreihe neue Impulse geben. Statt Rooney Mara spielt diesmal Claire Foy die Hauptrolle, und Daniel Craig ist Geschichte. Doch das neue Thriller-Drama von Federico Alvarez bleibt leider allzu vieles schuldig. Das nährt einmal mehr die Zweifel, ob wirklich jeder Film eine Neuverfilmung aus den USA nötig hat.