Gruselig ging es bei „Fam Fa’tal“ in der Geisterbahn zu. Foto: /Rainer Kellmayer

Neben den großen Umzügen in mehreren Kommunen gehören die Shows des MGV Neuhausen zu den Höhepunkten der Fasnet im Kreis Esslingen. Diesmal wurde es nicht nur lustig, sondern mit einer Gruppe auch gruselig.

Bei den Mottos für seine Filder-Fasnets-Shows ist der MGV Neuhausen 1851 stets ideenreich: In den Vorjahren hatte man mit „Der Berg ruft – Das ist der Gipfel“ und „Flughafen – Der MGV hebt ab“ das Publikum begeistert. Jetzt drehte sich das närrische Treiben in der Egelsee-Festhalle um „Die bunte Welt des Jahrmarktes“.

Die kultigen Events des Frohsinns waren der Renner: Alle drei Veranstaltungen waren in Windeseile ausverkauft. „Wir sind sehr glücklich, dass unsere Fasnet-Shows beim Publikum so toll ankommen“, war Heinrich Hobelsberger vom Kommunikationsteam des Vereins begeistert.

Auch diesmal gaben die mehr als 200 Mitwirkenden ordentlich Gas. Man wusste nicht, was man mehr bewundern sollte: Die fantastischen Kostüme, die gekonnt präsentierten Gesangsvorträge oder Charme und Anmut der flotten Tänzerinnen.

Tanzgarden mit neuer Uniform

Nachdem die Partyband „Seven up“ dem Publikum mächtig eingeheizt hatte, sorgten die „Mix Kids“ für den ersten Höhepunkt. Bei einem Bummel über den Jahrmarkt sangen sich die fantasievoll kostümierten Kinder mit ihren hellen Stimmen in die Herzen der Zuschauer. Beim Einmarsch der Tanzgarden konnte man die neu beschafften Uniformen bewundern. „Nachdem Generationen von Tänzerinnen in den alten Gardekleidern die Fasnet bereichert haben, war es an der Zeit für etwas Neues“, erzählte Heinrich Hobelsberger. Das schicke neue Outfit beflügelte die Gardistinnen: Die Choreografien waren bestens einstudiert, und die begeistert applaudierenden Zuschauer staunten ob der gebotenen sportlichen und akrobatischen Höchstleistungen.

Bei ihrem fetzigen Showtanz machten die Kinder der „Rasselbande“ dem Publikum mit Lollis, Zuckerwatte und Schokolade Appetit auf Süßes – dann wurde es gefährlich: Die Jungs von „Fanta 5“ bedrohten als Taschendiebe die Besucher des Jahrmarkts. Doch als die Ganoven ihren Beutesack aufmachten, war die Enttäuschung groß: „Igitt, da sind ja keine Goldbarren, sondern stinkige Kack-Windeln drin“.

Büttenrede nimmt Elon Musk aufs Korn

Für kulinarische Leckereien sorgten die „M-Singers“ mit einem schmackhaften Angebot an Fisch- und Wurstwaren. Doch als der Wirtschaftskontrolldienst anrückte, sich eine Prostituierte unter das Marktpublikum mischte und eine keifende, mit einem Rollator bewaffnete alte Frau über Arthrosen, Fibrosen und Gürtelrosen lamentierte, wurde die Lage zunehmend unübersichtlich.

Um Verwirrungen drehte sich auch die Büttenrede von Calvin Bayer, der als Kasperle Größenwahnsinnige wie Elon Musk und Donald Trump aufs Korn nahm und mit seinen satirischen Spitzen auch die lokale Politprominenz nicht verschonte. Den Kontrast lieferte Katharina Schenk. Als sie als Luftballon-Verkäuferin auf Stelzen durch den Saal stakste, waren Klagen über das Ungemach häuslicher Arbeit angesagt, und auch der bräsige Ehemann bekam sein Fett ordentlich weg.

Gruseleffekte mit „Fam Fa’atal“

Dass dem MGV um die Zukunft nicht bange sein muss, zeigten die jungen Tänzerinnen der „Sternchen“, die in fantasievollen Kostümen eine fetzige Jahrmarktshow auf die Bühne zauberten. Da wollten auch die alten Hasen nicht zurückstehen. Die „Dominos“ hatten an ihre Schießbude allerhand dunkle Gestalten wie Billy the Kid oder Rambo eingeladen: Klangstark wurden Lieder wie „Schützenliesel“ oder die humoristisch umgedichtete „Berliner Luft“ gesungen, und bei der Zugabe „Ole Fiesta“ sang das Publikum aus voller Kehle mit.

Alle Gruppen hatten sich in puncto Einstudierung und Kostümierung voll ins Zeug gelegt, doch den Vogel schossen „Fam Fa’tal“ ab: Bei ihrer Performance „Geisterbahn“ war Horror pur angesagt. Das Outfit der Damen wirkte so echt, dass man sich bei Frankenstein wähnte, und als eine Akteurin sogar mit abgesägtem Kopf auftauchte, trieb das den Gruseleffekt auf die Spitze.

Da war es wohltuend, dass danach die „Pagen“ mit ihrem bezaubernden Showtanz „Wahrsager“ für Entspannung sorgten. Als sich im Finale nochmals alle Mitwirkenden auf der Bühne versammelt und Klaus Saile, Klaus-Peter Klapper und Stefan Walker mit Stimmungsmusik und Schunkelliedern den Saal zum Kochen gebracht hatten, waren sich alle einig: Es war wieder spitze beim MGV!

Der MGV Neuhausen 1851 im Wandel der Zeit

Historie
Im Jahr 1851 gründete der Kaufmann Andreas Rank in Neuhausen den Sängerbund, der 1930 mit mehr als 100 Sängern seinen Mitglieder-Höchststand erreichte. 1882 etablierte sich mit der „Eintracht“ im Ort ein zweiter Gesangverein. Unter politischem Druck fusionierten beide Vereine 1933 zum Männergesangverein. Da sich Struktur und inhaltliche Ausrichtung seit der Gründung wesentlich verändert haben, wurde der Verein im Jahr 2024 per Satzungsänderung in „MGV Neuhausen 1851“ umbenannt.

Chöre
Aus dem zunächst reinen Männerchor entstand über die letzten Jahrzehnte eine breite Palette an Ensembles. Heute widmen sich neben dem Männerchor ein Frauenchor und das „Feuchte Eck“ dem klassischen Chorrepertoire. Modernere Töne stimmen „Mix Dur“, „Mix Voices“ und zwei Kinderchöre an. Zudem ergänzen fünf Tanzgruppen das Portfolio des Vereins. Ensembles wie die „Dominos“, „Fam Fa’tal“ oder die „M-Singers“ komplettieren das Angebot.

Auftritte
Neben den konzertanten Events bereichern professionelle Shows des Männergesangvereins alljährlich die Fasnet in Neuhausen. Auch bei der Kinderfasnet ist der Verein aktiv. In den Konzerten zeigen die Chöre ihr Können, und bei Shows wie „Best of Britpop 2022“ zieht der MGV Neuhausen mit seinen modernen Musik- und Tanzensembles alle Register.