Mit Pollern und geänderten Streckenführungen sollen die Faschingsumzüge in der Landeshauptstadt vor Anschlägen geschützt werden. Der Stuttgarter Stadtprinz Jörg II. leistet der Landeshauptstadt dabei Amtshilfe. Das ist geplant.
Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Etwa die unbürokratische Zusammenarbeit zwischen der Stuttgarter und der Pforzheimer Rathausspitze, die dadurch erleichtert wird, dass der stellvertretende ehrenamtliche Bürgermeister der Goldstadt während der fünften Jahreszeit ohnehin so gut wie dauerhaft in Stuttgart ist: Jörg Augenstein ist in seiner Heimatstadt CDU-Stadtrat und Stimmenkönig und deswegen ehrenamtlicher Vertreter des Oberbürgermeistes dort, in Stuttgart ist er Faschingsprinz.
Als aufgrund der Anschläge in der jüngsten Vergangenheit nun die Sicherheitsvorkehrungen für die Faschingsveranstaltungen erhöht wurden und eine der Maßnahmen Absperrungen entlang der Umzugsstrecke sein sollten, bot er an, Material aus Pforzheim zur Verfügung zu stellen. „Und zwar die, die auch Lastwagen aufhalten“, sagt Thomas Klingenberg, der Präsident der Stuttgarter Gesellschaft Möbelwagen.
Sicherheitskonzept für Umzüge und Märkte
Am Freitag hat der Ordnungsbürgermeister Clemens Maier (Freie Wähler) im Wirtschaftsausschuss des Gemeinderats erste Eckpunkte des Sicherheitskonzepts vorgestellt. Normalerweise muss das Gremium lediglich informiert werden und zustimmen, wenn wegen einer Veranstaltung ein Markt verlegt werden muss. Die „abstrakt hohe Gefährdungslage“ erfordere aber die Schutzmaßnahmen, so Maier. Man habe sich eng mit den Veranstaltenden ausgetauscht, so Maier, Polizei und Stadt arbeiteten eng zusammen. Die Absage des Mühlhausener Umzugs sei bedauerlich. Aber alle Veranstaltungen der Cannstatter Kübler und der große Umzug am Faschingsdienstag könnten stattfinden.
Details will Maier noch nicht nennen. Denn schließlich will man die Pläne auch nicht für Menschen, die Böses im Sinn haben, zugänglich machen. Nur so viel ist bislang bekannt: Beim großen Umzug werde man die Strecke leicht verändern, damit man Absperrungen zum Schutz vor Anschlägen mit Fahrzeugen ermöglichen kann. Das betreffe vor allem die Aufstellung zu Beginn und die Auflösung am Ende, sagt Thomas Klingenberg. Außerdem wird die große Abschlussparty nach dem Umzug vom Karlsplatz auf den Schillerplatz verlegt. Der liege geschützter und sei ohnehin schon durch fest verbaute Sperren abgesichert.
Eine Sorge nimmt der Bürgermeister den Vereinen: Sie müssen für den Terrorschutz nichts bezahlen. „Das ist Sache der Stadt.“ Man sei nun dabei, mietbare Poller zu organisieren. Die Kosten trage selbstverständlich die Stadt. „Terrorabwehr ist schließlich unsere Aufgabe, nicht die der Vereine“, betont Clemens Maier.