Kein schwarzes Schaf war dabei: der Kindergarten Hirtenweg. Foto: Roberto Bulgrin

Fröhlich, frisch, farbenfroh: Der Kinderumzug am Faschingsdienstag in Neuhausen war eine ganz große Nummer für kleine Narren. Und es wurde auch Großes geboten. Masken, Musik und mehr gab es um die Schlossstraße zu sehen.

Neuhausen - Oh je! Der Aschermittwoch steckte ihnen schon in den Knochen. Ungeachtet ihrer frechen Masken schlichen die Neuhausener Hexen lammfromm und kreuzbrav durch die Schlossstraße. Nur zwei Maskenträger sorgten beim Kinderumzug am Faschingsdienstag für Action. Sie schnappten sich eine Zuschauerin – die mit der flammend pinkfarbenen Perücke –, steckten sie in die Röhre und wickelten sie in eine Art Christbaumnetz. Geistreicher Spruch am Rande: „Du bist aber auch immer im Netz.“ Nun ja, offline war in Neuhausen niemand. Denn der örtliche Narrenbund, die Hästräger, die Guggenmusiken, die vielen Gruppen und die teilnehmenden Kindergärten hatten entlang von Schloss-, Wilhelm- und Adenauerstraße bis hin zum Rosenweg sehr viel auf dem Schirm.

Kindergärten ganz groß

„Fridays For Future“ war gestern. Der Kindergarten Horber Wald kreierte eine neue Jugendbewegung: „Tuesdays For Future – Dienstags für die Zukunft“. Die Kinder waren als Müllmänner und -frauen verkleidet und riefen: „Wir tragen den Müll mit Gebrüll.“ Der St. Vinzenz-Kiga lief dagegen als Drache im närrischen Lindwurm mit, die Detektive vom Haus am Egelsee präsentierten sich findig in Sherlock-Holmes-Manier, tierisch trat St. Franziskus auf – nach dem Motto „101 Dalmatiner“. Und gar nicht belämmert, hatte der Kindergarten Hirtenweg sein Schäfchen ins Trockene gebracht. In der Maskerade von Schafen und Hirten riefen die Kinder: „Eins, zwei drei, Hirtenweg ist dabei. Vier, fünf, sechs – die Schafe kommen jetzt.“ Der Waldkindergarten machte seinen Namen zum Programm und ließ die Tiere des Waldes närrisch hochleben. Tagaktive Vampire verkörperte der Kiga Don Bosco, geistreich war St. Elisabeth mit Schlossgespenstern unterwegs, und auch der Sportkindergarten und das Kinder-und Jugendheim hatten sich einiges einfallen lassen.

Ein Hauch Kommunalpolitik

Mit Pauken und Trompeten feierte Neuhausen seinen Faschingsdienstag. Passend zum Narrenruf: „Auf die Pauke haut’se – Bauze, Bauze“. Ein Paukenschlag war dabei ein Ausflug in die Kommunalpolitik: „Kasse leer – die Stadt tut sich in Zukunft schwer“, stand auf dem aufwendig kreierten Motivwagen. Dazu eine gekippte Registerkasse. Und die finanzfressenden Schlagwörter: „S-Bahn“. – „Kindergarten.“ – „Sportanlagen“. – „Akademie.“ – „Kläranlage“. Wie gut dass die „Hintere Mühle“ das Motto Robin Hood für ihren Wagen gewählt hatte. Der edle Räuber soll ja die Reichen bestohlen und die Armen beschenkt haben. Wer weiß, vielleicht hilft er der armen Kommunenkasse in Neuhausen weiter. Jedenfalls bot der Motivwagen einen grün-gelungenen Einblick in den Sherwood Forest mit seine wackeren Bewohner.

Närrisches Jubiläum und Monarchie

Nach den Sternen der Zukunft griff dagegen die Wagenbaugruppe „Die Greifer“, die ihr 33-jähriges, närrisches Jubiläum mit einem liebevoll gestalteten Wagen feierte – „Zurück in die Zukunft“ mit einer riesigen Uhr. Die Herrschaftsuhr des Prinzenpaares ist dagegen fast abgelaufen – an Aschermittwoch endet auch in Neuhausen seine kurzfristige Monarchie. So gaben sich Damaris I. und Felix I., das Prinzenpaar 2020, beim Kinderumzug die Ehre und gewährten den zahlreichen Zuschauern eine Audienz. Ihnen muss um die Zukunft der Narren-Monarchie und des Brauchtums nicht bange sein: Denn auch das Kinderprinzenpaar, Prinzessin Leni I. und Prinz Lenny I., machte seine Sache majestätisch gut.

Giveaways für alle

Der Kinderumzug für kleine Narren in Neuhausen war eine ganz große Nummer. Und sehr schön war, dass die Mitwirkenden ein Herz für große und noch größere Kinder hatten und auch sie mit manchem Bonbon verwöhnten. Ein Highlight bei den ins Publikum geworfenen Giveaways war ein Anhänger in Fledermausform, der hell blinkt. Noch einmal blitzte auch die Fasnet 2020 am Dienstag auf – doch das Feiern seit Donnerstag hatte Spuren hinterlassen. Selbst die „Wildsäu“ des Narrenbunds Neuhausen waren nicht saumäßig darauf und ließen nicht die Sau raus. Auch sie hatten den Aschermittwoch schon in den Knochen.