Ein Foto aus vorpandemischen Zeiten – bald beginnt die fünfte Jahreszeit. Foto: Werner Kuhnle

Nachwuchssorgen bei den Nachwuchsgarden: Dennoch geht’s am 11.11. nach zwei verpassten Kampagnen endlich wieder los.

Kein Faschingsumzug, kein Kinderfasching . . . Ja, es gibt Kinder, die haben noch nie einen richtigen Fasching erlebt. Und damit haben sie auch noch nie Tanzgarden tanzen sehen und konnten sagen: „Mama, sowas will ich auch machen.“ Was dazu führt, dass beispielsweise den Carnevalsfreunden Murr (CFM) bei den ganz Kleinen über die Pandemiezeit der Nachwuchs ausgegangen ist. „Wir haben gerade mal noch drei Schnuppen“, sagt Sibylle Szüsz, die zweite Vizepräsidentin der Carnevalsfreunde, über die jüngste Garde des Vereins, die drei- bis sechsjährigen Sternschnuppen. „Dieses Alter kennt keinen Fasching.“

Ein Problem, mit dem die Murrer Narren nicht alleine dastehen. Die Aussage ihrer Kollegin könne sie „fast so unterschreiben“, sagt Diana Türk, die Gruppenleiterin des Gardewesens bei der Narren-Ober-Liga Kornwestheim (NOL). Wobei die Kindergarde mit den Vier- bis Zehnjährigen gerade einen ganz guten Zulauf habe. Im Gegensatz zu den Junioren. Bei den Zehn- bis 14-Jährigen sei es derzeit ganz schlimm. Die Gruppe bestand nur noch aus drei Tänzern, die nun zu den ganz Großen hochgezogen wurden – als Ansporn und damit man sie halten kann. So kann die neu formierte Garde bei Auftritten und Umzügen mitmachen, wenn auch nicht bei Turnieren.

Woran es liegt, dass es diese Nachwuchssorgen bei der Jugend gibt? „Das ist ein schwieriges Alter für Gardetanz“, sagt Diana Türk. Einige Tänzer verlor man an vermeintlich coolere Sportarten wie Cheerleading. Hingegen haben die Kornwestheimer Narren bei den ganz Kleinen Glück gehabt. „Die Werbung läuft über Mundpropaganda“, so die Gruppenleiterin des Gardewesens bei der NOL. „Die, die dabei sind, erzählen es ihren Freundinnen.“

Und nachdem viele von ihnen noch nie einen richtigen Fasching mitgemacht haben, „sind sie jetzt ganz heiß drauf. Sie haben ein, zwei Jahre trainiert und ihr Können nie zeigen dürfen“, weiß Diana Türk. Doch jetzt ist es bald soweit. Am Samstag, 12. November, feiert die NOL ihren Jubiläums-Ordensabend zum 66-jährigen Vereinsbestehen in der Bürgerhalle Pattonville. Da werden alle Garden der Narren-Ober-Liga Kornwestheim auftreten.

Zuvor, am 11.11. um 11.11 Uhr, wird die fünfte Jahreszeit bei einem Empfang im Rathaus der Salamanderstadt mit allen drei Kornwestheimer Fasnetsvereinen eröffnet. In Murr – gleicher Tag, gleiche Uhrzeit – ist der Rathaussturm seit Jahren Tradition, gegen später findet dann der Ordensabend statt.

Im Großen und Ganzen planen die Vereine nach zwei mehr oder weniger ins Wasser gefallenen Kampagnen mit einer relativ normalen Faschingssaison. „Zur Not mit Maske, aber noch einen Fasching ausfallen lassen – das geht nicht“, sagt Sarah Väth, die neue Präsidentin der Carnevalsfreunde Murr. Nicht, wenn Fußballstadien gefüllt seien, die Ansteckung über den Sommer ansteige „und es am Ende immer uns trifft“, konkretisiert Sibylle Szüsz. Das tue auch den Vereinen nicht gut. So mancher habe sich über die Pandemiezeit zurückgezogen und sei nun schwer zu motivieren. Und was den Zulauf von außen angeht, „da müssen wir alle Eventualitäten einplanen“, sagt Sarah Väth. „Entweder ist es eher verhalten oder es gibt den großen Run.“