Die 2. Salamander Klassik machten am Sonntag nicht nur den Teilnehmern hinter dem Steuer sehr viel Spaß.
Brigitte Morcher saust hektisch um den weinroten Porsche 911, Modell 993 Carrera 4S im Turbo-Look, Baujahr 1996, herum. „Ich vermute, meine Hauptaufgabe ist heute, meine Fahrerin zu beruhigen“, sagt Rita Proksch lachend. Die beiden haben sich mit weißen Hosen und roten Oberteilen aufeinander abgestimmt.
Mit ihrer Aussage lag die Kornwestheimer Kosmetikerin Proksch nicht falsch. Denn ihre Partnerin war sichtlich nervös. Nicht, weil sie den Porsche lenken musste, sondern wegen der sechs Prüfungen, teils mit, teils ohne Fahrzeug, die ihnen in den nächsten knapp drei Stunden bevorstanden.
MSC Ludwigsburg ist 100 Jahre alt
Am Sonntag fand die 2. Salamander Klassik im Rahmen des 100-Jahr-Jubiläums des MSC Ludwigsburg statt. Gut 60 Oldtimer-Fahrzeuge waren hierzu bereits am Vormittag auf dem Marktplatz geparkt. Gegenüber dem Porsche von Morcher stand beispielsweise der VW Käfer von Anja Kosak aus Pattonville. Modell 1303 mit 50 PS aus dem Baujahr 1973 in leuchtendem Orange, insofern kaum zu übersehen. Vor allem, weil es das Fahrzeug optisch gesehen gleich doppelt gab.
Denn nach außen hin unterschied sich der daneben geparkte ebenfalls orangefarbene Käfer von Wilfried Janz aus Benningen kaum. Das Innenleben seines Heckmotor-Klassikers hat Janz jedoch komplett umgebaut. „Ich mache alles selbst“, sagte er. Sein 1303er hat nun nicht nur ein eigens gebautes Getriebe, sondern verfügt über mehr als 180 PS. Der Heckscheiben-Aufkleber „Nicht ganz original“ passt also.
Auch Geschicklichkeit und Konzentration sind gefragt
Neben Geschicklichkeit und Konzentration sollte vor allem Freude an vorderer Stelle stehen. Und so war es auch bei den Teilnehmern. „Wir sind dabei, weil es viel Spaß macht“, sagten Matthias Gottschick und Kerstin Klavitter. Ihr Rallye-Fahrzeug war ein Opel P4 Baujahr 1937 mit 23 PS. Der mit Abstand älteste Oldtimer der Tour. Damaliger Kaufpreis des Vierzylinders: 1650 Reichsmark. Diesen Preis hat zu jener Zeit der Dorfschmid von Tamm bezahlt.
„Es war sein allererstes Auto“, sagte das Paar aus Besigheim und fügte hinzu: „Nach dem Krieg hat er den Opel vor den Amerikanern versteckt.“ Von 1955 bis 1995, dem Jahr als Gottschick das 755 Kilogramm leichte Auto kaufte, stand der Opel in einer Scheune. „Viel gefahren wurde er nicht“, gestand Gottschick. Seine Freundin und er haben sich passend zum Fahrzeug in Schale geworfen. „Das macht es für die Besucher interessanter.“ Dann drückte Gottschick zwei Mal die Hupe, das Paar tuckerte davon und eröffnete damit die Klassik-Rallye.
Im Abstand von wenigen Minuten überquerte dann ein Oldtimer nach dem anderen die Startlinie. Ein Manta GSI, ein Fiat X1/9 Targa, ein Renault 5 Turbo aus den frühen 1980er-Jahren. „Da geht die Nudel ab“, kommentierte Peter Hilcher, der Vorsitzende des Motorsport Clubs.
Sogar aus Schwerin waren Teilnehmer gekommen
Die weiteste Anreise hatten unterdessen Hans Krimmer und sein Enkelsohn Alexander Haas. Sie waren ebenso wie Alexanders Eltern, Andreas und Petra, aus der Nähe von Schwerin am Vortrag angereist, um an der Rallye teilzunehmen. Und während Krimmer mit Enkelsohn dem BMW 318i Cabrio, Baujahr 1993, bereits einige weitere Kilometer auf den Tachostand von 260 000 Kilometern jagte, warteten Karin und Michele Ritrovato noch in ihrem VW Bulli, Baujahr 1966, auf den Start. „Ein echter Stuttgarter“, wissen die Kornwestheimer zu erzählen, da die Erstauslieferung in die Landeshauptstadt erfolgte. Seit zehn Jahren ist der Bulli nun im Besitz des Ehepaares. Seit 50 Jahren sind die Ritrovatos inzwischen verheiratet – und vor zwei Wochen war der Bulli sogar das Brautfahrzeug ihrer Tochter.
Bei der Salamander Klassik nahmen die beiden zum ersten Mal teil. „Wir wollen die Gegend erkunden“, gestand Karin Ritrovato vor Abfahrt. Das war vom Veranstalter ebenfalls so erdacht. Nicht umsonst führte die Strecke durch die Region. Über Markgröningen, Sersheim und Cleebronn ging es nach Bönnigheim, wo am Schloss eine halbstündige Pause eingelegt werden durfte. Hier konnten sich die Insassen mit barocken Kostümen verkleidet fotografieren lassen. „Das ist 2019 schon gut angekommen“, sagte Peter Hilcher. Danach führte die Route die Fahrer über Winzerhausen und Marbach zurück nach Kornwestheim.
Im Ziel zurück am Marktplatz angekommen, zeigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann allesamt sehr zufrieden und glücklich. Ein kleines Präsent hatte der Motorsport-Vorsitzende zwar für jeden parat. Letztlich waren an diesem Sonntag aber alle vor allem wegen der Freude dabei.