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Nach ersten Reparaturarbeiten in der Nacht sind am Mittwoch 14 Gleise in Betrieb. So soll es wohl auch noch am Donnerstag weitergehen, kündigt die Deutsche Bahn an.

StuttgartAm Tag nach dem Brand im Hauptbahnhof ist wieder ein Stück weit Normalität eingekehrt: Viele Verbindungen kann die Bahn wieder von Stuttgart aus fahren lassen. Nach dem Notbetrieb in der Nacht zum Mittwoch hat das Unternehmen es im Lauf des Vormittags geschafft, dass „ein Großteil der Züge“ wieder vom Stuttgarter Hauptbahnhof abfahren kann, erläutert ein Pressesprecher der Deutschen Bahn. 14 der 16 Gleise sind seit 10 Uhr am Mittwochvormittag im Betrieb. Nur noch an den Gleisen 9 und 10 können keine Züge anhalten oder abfahren. Bis zum Morgen waren lediglich 8 Gleise nutzbar gewesen. Die Bahn hat über Nacht einen Teil der beim Brand am Dienstag entstandenen Schäden an der elektrischen Versorgung für die Bahnsteige und Gleise wiederherstellen können. Was noch nicht funktioniere, seien die Fahrgastinformationstafeln – die Anzeigen mit den Abfahrtszeiten an den Bahnsteigen – und die Lautsprecher. Um dennoch Klarheit zu schaffen, sei zum einen zusätzliches Personal am Hauptbahnhof im Einsatz, das den Fahrgästen helfe, ihren Zug zu finden. Zum anderen habe man jedem Gleis eine bestimmte Funktion zugewiesen: „So fahren zum Beispiel Regionalbahnen nach Tübingen vorerst alle von Gleis 2 und auf Gleis 6 die ICE in Richtung Hamburg über Frankfurt und ICE in Richtung Dortmund und zurück“, erläuterte ein Sprecher. Zwei Gleise seien „aus Dispositionsgründen“ freigehalten: Dort können Züge abgestellt werden. Es handele sich um die Gleise 1 und 16.

Entwarnung für die S-Bahn

Entwarnung gibt es für die S-Bahn: „Die fährt wieder ganz normal“, sagte der Pressesprecher. Es werde dort die maximale Zuglänge eingesetzt, um so viele Fahrgäste wie möglich zu den sogenannten „Vorstadtbahnhöfen“ zu bringen. Das ist zum einen Esslingen. In der anderen Richtung ist es Vaihingen an der Enz im Kreis Ludwigsburg. Um dorthin zu gelangen, empfiehlt die Bahn, mit der S-Bahn nach Zuffenhausen oder Ludwigsburg zu fahren und dort umzusteigen. Das Konzept soll am heutigen Donnerstag voraussichtlich beibehalten werden. Am Tag nach dem Brand muss sich die Bahn mit Kritikern auseinandersetzen. „Wir verweisen auf die elektronische Fahrplanauskunft, die am zuverlässigsten in Echtzeit anzeigt, welche Verbindung klappt“, sagte der DB-Sprecher. Das habe in der Akutphase nach dem Feuer „nicht immer ganz ohne Knirschen“ funktioniert. Das bedauere man.

Der Grund für die Abweichung in der elektronischen Auskunft sei die Eingabemethode: „Disponenten in den Leitstellen müssen das von Hand eingeben, wenn Züge anders fahren“, erläuterte der Pressesprecher, da kurz nach dem Ereignis immer die Priorität darauf liege, schnellstmöglich ausreichend Züge und Personal einzusetzen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. „Dann wird natürlich auch zusätzliches Personal für die Aktualisierungen geholt. Aber es kann natürlich zu Verzögerungen bei der Eingabe kommen“, sagte der Bahn-Sprecher.

Die Fahrgäste sind mitunter verärgert gewesen – so auch beispielsweise Bärbel Vögele, die sich in Stuttgart-Vaihingen nach der Abfahrt der Züge in Richtung Freudenstadt erkundigte. „Die Gegenfrage ,Warum?‘ hätte sich das Personal auch sparen können“, schimpft sie. In der DB-App auf ihrem Handy sei die Abfahrt lange Zeit nicht ersichtlich gewesen. Dann habe sie aber schließlich doch einen Zug ab Vaihingen bekommen – wobei zunächst alle zu falschen Bahnsteigen geschickt worden seien. Ein ortsfremder Mann sei in Stuttgart-Vaihingen gelandet, obwohl er eigentlich nach Vaihingen an der Enz im Kreis Ludwigsburg wollte.

Harsch fällt auch die Reaktion der S-21-kritischen Gruppe Ingenieure 22 aus: „Der Tag hat wieder einmal gezeigt, dass die Bahn auf Notlagen nicht im Entferntesten eingerichtet ist“, urteilt sie – und befürchtet, dass die Bahn auch nicht für einen Brand im Tiefbahnhof oder im Tunnel gewappnet sein wird. Bis zur Mittagszeit habe die App zudem „alles vom Totalausfall bis zu Abfahrzeiten nicht fahrender Züge“ angezeigt, kritisieren sie zudem.