Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat nach wochenlangen Spekulationen jetzt den neuen Namen für sein Imperium verkündet. Foto: AFP/Chris Delmas

Der Facebook-Konzern gibt sich einen neuen Namen. Die Dachmarke Meta soll künftig über Diensten wie Facebook und Instagram stehen. Aber reicht das, um sich von den Skandalen der jüngsten Zeit zu distanzieren?

Menlo Park - Facebook steckt in der größten Umbauphase seit seiner Gründung vor 17 Jahren. Eine Metamorphose, bei der sich die hässliche Raupe von heute in einen prächtigen Schmetterling verwandeln soll. Damit das gelingt, hat Facebook schon vor Jahren damit begonnen, seine Produkte, zu denen auch Whatsapp oder Instagram gehören, unter einem Firmendach zu vereinen, das vom 1. Dezember an dann auch an der Börse unter dem neuen Kürzel MVRS (wie Metaversum) gelistet wird. Ein Metaversum ist ein umfassender virtueller Raum.

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Tech-Riesen wie Google und Snapchat haben sich bereits vor Jahren als Alphabet und Snap neu positioniert. Facebooks Vision eines Metaversums findet seine Vorbilder in Science-Fiction-Werken und beruht auf der Annahme, dass Menschen in Zukunft mehr Zeit online als offline leben werden. Schon heute verbringen Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland durchschnittlich sechs Stunden täglich im Internet.

Facebook-Gründer gibt Einblick in seine Vision

Facebook – oder eben Meta – möchte dieser Entwicklung Rechnung tragen und eine künstliche Umgebung schaffen, in der die Menschen gemeinsam lernen, arbeiten und spielen. Firmenchef Mark Zuckerberg ist sich sicher: „Das Metaversum wird das mobile Internet ablösen.“ Auf Facebooks jährlichen Entwicklerkonferenz „Connect“ gab der Facebook-Gründer Einblick in seine Vision. Dabei demonstrierte er, wie es mithilfe von Virtual-Reality-Brillen, die Facebooks Tochterunternehmen Oculus herstellt, möglich ist, sich digital durch Raum und Zeit zu bewegen. Etwa, indem man ferne Planeten oder das alte Rom in Form einer Computersimulation besucht, anstatt nur darüber zu lesen.

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„In Zukunft kannst du dich sofort als Hologramm teleportieren, um ohne Pendeln im Büro, bei einem Konzert mit Freunden oder im Wohnzimmer deiner Eltern zu sein, um dich zu treffen“, so Zuckerberg. Obwohl die Umbenennung schon lange vorbereitet worden war, ist der Zeitpunkt, zu dem dieser Schritt kommuniziert wird, kein Zufall.

Facebook hat bei jungen Nutzern seine Coolness verloren.

Facebook sieht sich seit Wochen fast täglich mit Enthüllungen konfrontiert, die tiefe Einblicke in die Firmenpolitik gewähren. Interne Unterlagen belegen, wie das Unternehmen den Profit systematisch über Menschenleben gestellt hat, etwa was die Verbreitung von Corona-Falschmeldungen betrifft. „Sie [Facebook] töten Menschen“, brachte es US-Präsident Joe Biden auf den Punkt, dessen Team schon früh Einsicht in Facebook-Dokumente hatte. Doch Facebooks Probleme sind weitaus gravierender als nur miese PR. Wie aus den firmeninternen Studien hervorgeht, hat Facebook bei jungen Nutzern seine Coolness verloren.

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Kinder und Jugendliche laufen in Scharen über zu anderen Plattformen wie Snapchat oder Tiktok. Ein Trend, der sich trotz positiver Quartalszahlen diese Woche nicht länger unter den Teppich kehren lässt. Wie aus Mitarbeiterkreisen zu hören ist, herrscht innerhalb des Konzerns blanke Angst.

Facebook spürt den heißen Atem der US-Regierung im Nacken

Außerdem setzt dem Konzern der Datenschutz zu. Apple hatte im April die Betriebssoftware für alle iPhones und iPads geändert. Dadurch kann Facebook nicht länger heimlich auf Nutzerdaten zugreifen, die auf dem Gerät gespeichert sind, ohne die Benutzer um Erlaubnis zu fragen. Das führt dazu, dass Werbekunden in Zukunft nicht mehr präzise nachverfolgen können, wer ihre Anzeigen sieht. Ein massiver Eingriff in Facebooks wichtigstes Geschäftsmodell.

Und dann wäre da noch die drohende staatliche Regulierung. Mit der Nominierung von Jonathan Kanter als Chef der Wettbewerbsabteilung im Justizministerium hat US-Präsident Biden seine Ankündigung wahr gemacht und neben Lina Khan und Tim Wu drei ausgewiesene Kartellrecht-Experten in Position gebracht. Facebook spürt den heißen Atem der Regierung im Nacken und beschäftigt inzwischen mehr Lobbyisten in Washington als jeder andere US-Konzern.

Ob Facebooks Umbenennung in Meta dazu beitragen wird, den Konzern in ruhigeres Fahrwasser zu überführen, weiß heute niemand. In jedem Fall ist es Mark Zuckerberg mit diesem Schritt gelungen, sich ein Stück weit von der Skandalmarke Facebook zu distanzieren.