Dieser neue Baby-Notarztwagen ist künftig im Kreis Esslingen unterwegs. Foto: Roberto Bulgrin

Am Mittwoch hat der eigens gegründete Förderverein für einen Baby-Notarztwagen im Kreis Esslingen ein solches Spezialfahrzeug an den Rettungsdienst übergeben. Noch vor Weihnachten soll der Wagen einsatzbereit sein. Was macht das Fahrzeug besonders?

Nach zehn Jahren hat der Rettungsdienst im Kreis Esslingen endlich wieder einen speziellen Baby-Notarztwagen. Mit diesem Spezialfahrzeug kann Säuglingen im Notfall nun wieder schneller geholfen werden. Ein Förderverein hat – unter anderem mithilfe der EZ-Weihnachtsspendenaktion – die Neuanschaffung möglich gemacht. Diese Woche wurde sie dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) übergeben.

Eine große Verbesserung, denn im Notfall zählt jede Sekunde. Schon in den 1970er-Jahren hatte der Landkreis Esslingen einen der ersten Krankenwagen, der auf den Transport von Säuglingen und Frühchen spezialisiert und optimiert war. Das letzte dieser Spezialfahrzeuge musste allerdings aus Altersgründen schon vor etwa zehn Jahren aus dem Dienst genommen werden; seitdem wurden Transporte auch von Kleinkindern mit einem normalen Rettungswagen (RTW) durchgeführt. „In einer Nacht hatte ich drei Einsätze, bei denen Säuglinge in die Kinderklinik Esslingen gebracht werden mussten“, sagt Harald Weith, Rettungsassistent und Gründer des Fördervereins, der nun die Anschaffung des Baby-Notarztwagens ermöglichte. „Die zweite Fahrt von Ruit nach Esslingen hat 52 Minuten gedauert, da habe ich gedacht, das kann doch nicht sein“, sagt Weith. Dennoch sei der Einsatz medizinisch einwandfrei vonstatten gegangen.

Grund für die lange Fahrt war, dass ein sicherer Transport des jungen Patienten wegen schlechter Straßen nur bei langsamer Geschwindigkeit gewährleistet war. Außerdem mussten die speziell ausgebildeten Fachkräfte im Vorfeld des Einsatzes die Krankentrage des RTW durch eine spezielle Vorrichtung mit Brutkasten austauschen und ihre Ausrüstung für den Einsatz in einem Rucksack mitbringen. Der neue Baby-Notarztwagen kann nun einsatzbereit an der Rettungsdienstleitstelle abgestellt werden und muss im Ernstfall lediglich noch mit Fachpersonal besetzt werden.

Zahlreiche technische Hilfsmittel wie etwa ein sanfteres Brems- und Federungssystem ermöglichen zusätzlich auch auf schwierigeren Straßen einen schnellen und schonenden Transport, wie Weith erklärt.

Fahrzeug wird dringend gebraucht

„Das neue Fahrzeug ist daher schon jetzt nicht mehr wegzudenken“, sagt Michael Wucherer, der Rettungsdienstleiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Esslingen-Nürtingen bei der Übergabe in der Schurwaldhalle. Auch von anderen Seiten ist positive Resonanz zu hören, etwa von Christian von Schnakenburg, dem Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche am Klinikum Esslingen: „Wir wollen für Kinder im ganzen Kreis da sein. Dank des Spezialfahrzeugs hat die Versorgung jetzt eine andere Dimension.“ Denn wenn zu früh geborene Kinder im Notfall verlegt werden müssten, sei das Risiko für Hirnblutungen durch Erschütterungen oder Stöße während der Fahrt besonders hoch. Zudem könne man mithilfe des Wagens etwa auch bei Notfallentbindungen in Kliniken ohne Kinderklinik unterstützend aushelfen. Von Schnakenburg gibt jedoch auch zu: „Als ich zum ersten Mal von dem Vorhaben hörte, war die Resonanz erst einmal verhalten, weil der Versuch, einen solchen Wagen anzuschaffen, schon einmal gescheitert war“, sagt er. Daher sei es nun ein umso besseres Gefühl, den Wagen tatsächlich in den Dienst nehmen zu können.

Vor einigen Jahren, als der letzte Baby-Notarztwagen ersetzt werden sollte, stellte die Weihnachtsspendenaktion der Eßlinger Zeitung dem DRK 50 000 Euro zur Verfügung. „Da letztlich aber kein neues Fahrzeug finanziert werden konnte, wurden diese Mittel genutzt, um immerhin zwei neue Inkubatoren anzuschaffen, mit denen dann reguläre Rettungswagen ausgestattet werden konnten“, sagt DRK-Leiter Michael Wucherer.

Dass es Harald Weith nun geradezu in Rekordzeit gelungen ist, die Summe von rund 200 000 Euro über Spenden zu sammeln, ist auch einer guten Vernetzung, seiner Hartnäckigkeit und einigen glücklichen Zufällen zu verdanken. Bereits vier Monate nach der Gründung im Dezember 2020 wurde der Förderverein als gemeinnützig anerkannt und konnte damit auch Spendenbescheinigungen ausstellen. Mit Astrid Fridrich, Ehefrau von Nürtingens Oberbürgermeister Johannes Fridrich, konnte dann eine geeignete Schirmherrin für den Verein gefunden werden, die als junge Mutter nicht lange überlegen musste, ehe sie diese Aufgabe übernahm. „Der Sechser im Lotto“, sagt Weith, „war dann die Kooperation mit dem Stuttgarter Verein Star Care.“ Der Verein, der sich seit 1999 in der Region Stuttgart für benachteiligte oder in Not geratene Kinder einsetzt, hat einen großen Teil der Mittel beigesteuert. Die EZ-Spendenaktion steuerte im vergangenen Jahr weitere 10 000 Euro bei.

Erster Einsatz vor Weihnachten möglich

Noch vor Weihnachten soll der Wagen einsatzbereit sein, wie Christian Knapp vom DRK sagt. Er hat den Ausbau des Fahrzeugs maßgeblich mitentworfen. Zuvor müsse aber noch das Personal geschult werden. „Man kann also von einem echten Weihnachtsgeschenk sprechen“, freut sich Knapp.